Die ersten Kilometer

Am Montag (9. Juni) haben wir Anchorage verlassen. Heut ist es bereits Donnerstag und wir haben knappe 1.000 km hinter uns und sitzen nun an einem idyllischen Zeltplätzchen am Skilak Lake. Aber nun erst mal von Anfang an.
Am Montag haben wir es nun endlich geschafft Anchorage vorerst Lebewohl zu sagen und sind mit den Teneres die ersten Kilometer nach der Abholung vom Zoll gefahren. Unsere Route führt uns südlich nach Seward. Die etwas mehr als 200 km konnten wir unter relativ guten Bedingungen zurücklegen. Lediglich in Seward, einer kleinen und verschlafenen Stadt sah es dann nach Regen aus und tröpfelte auch ein wenig. Auf der Suche nach einem Schlafplatz fanden wir einen Campingplatz in der Nähe des Exit Glacier, der auch gleichzeitig das Ausflugsziel des nächsten Tages sein sollte. Was will man mehr?
Am Dienstag wagten wir uns dann auf den Harding Icefield Trail der am Exit Glacier beginnt. Dieser Trail dauert 6 bis 8 Stunden und führt zu einem Aussichtspunkt, bei dem man einen Teil des riesigen Eisfelds (80 x 48 km) bestaunen kann. Bereits auf dem beschwerlichen Weg dahin konnten wir schöne Blicke auf den Exit Gletscher erhaschen, der seinem Namen aus dem Grund bekam, weil man über ihn das Harding Icefield am einfachsten verlassen kann. Neben Murmeltieren und Hamstern haben wir leider keine anderen Tiere gesehen. Wir warten schon sehr darauf unseren ersten freilebenden Bären oder Elch (Moose) zu sehen. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich wenn man sich über Bärenkacke am Wegesrand freut. Solange ich hier aber noch keinen freilebenden Bären gesehen habe, halte ich das Ganze für einen gelungenen Marketing-Gag.
Der Aufstieg zum Aussichtspunkt war ziemlich kraftraubend und hinzukam, dass die Sicht immer schlechter wurde, je höher wir wanderten. Zwischendurch fragten wir uns schon, ob es noch Sinn macht, weiter zu laufen. Nicht dass wir am Ende angekommen sind und nichts mehr vor lauter Wolken sehen können. Aber aufgeben kam nicht in Frage, obwohl uns schon einige entgegen kamen, die nicht am Ziel waren. Zähne zusammenbeißen und weiter ging es und schon bald sahen wir dann auch das Ziel. Kaum angekommen klarte auch der Himmel auf und zeigte uns die riesige Fläche in seiner vollen Schönheit.
Auf dem Weg nach unten trafen wir noch zwei Schweizer mit denen wir uns noch kurz über die Schönheit Alaskas unterhielten. Unten angekommen sahen wir uns noch das Ende des Gletschers an. Beeindruckend ist, dass der Gletscher noch 1899 bis circa zu unserem Campingplatz reichte. Grob geschätzt sind das gute 3 km.
Am Mittwochmorgen hieß es dann wieder Sachen packen. Es geht weiter nach Homer. Bestes Wetter begleitet uns während der Fahrt. Diese ist jedoch recht eintönig. Endlos lange Geraden und wenig interessante Landschaften dominieren den Großteil der Strecke. Ein Tempomat für unsere Motorräder wäre hier eine feine Sache. Viele Meilen später bekommen wir starke Böen ab und sehen zu unserer Rechten (Westen) zahlreiche Bergspitzen zwischen den Bäumen am Straßenrand. Wenig später sehen wir auch, dass wir durch viel Wasser von diesen Bergspitzen getrennt sind. Bei den Windböen müssen wir schon ordentlich aufpassen, aber das tun wir ja ohne hin, da ein spontaner Wildwechsel jederzeit möglich ist und mit den vollbeladenen Bikes kein Zuckerschlecken darstellt. Uns siehe da, da steht auch schon unser erstes Moose am Straßenrand und bittet um ein Fotoshooting. Nur zu nahe sollen wir ihm nicht kommen. Aber bevor wir überhaupt an Fotos denken können, hießt es erst mal das Motorrad aufrichten, denn dieses ist mir auf dem losen Untergrund umgefallen. Hier merkt man wieder wie viel Zusatzgewicht man mit sich führt. Das Schlimme ist, dass sich parallel zum Highway links und rechts eine kleine Endurostrecke befindet auf der ab und zu Quads oder Off-Road-Motorräder ihren Spaß haben. Diese Strecke ist bestimmt fast 20 Meilen lang und weckt auch in mir die Lust nicht nur der asphaltierten Straße zu folgen. Aber dieser Gedanke wird schnell wieder at acta gelegt, wenn man an den Ballast an Bord denkt.
In Homer angekommen, ist das Wetter auch wieder freundlicher und wir fahren direkt zu Homer Spit, einer schmalen Landzunge, auf der man auch campen könnte. Restaurants, Hotels und ähnliche Touri-Einrichtungen finden sich da zu Hauf und lassen uns schnell den Rücktritt antreten und nach einer gemütlichen Übernachtungsmöglichkeit suchen. Eigentlich hatte uns Gail aus Anchorage einen Kontakt hier vermittelt, aber leider waren wir schon etwas zu spät und trafen diesen nicht mehr an. Was aber nicht weiter schlimm war, da wir bereits einen gemütlichen Schlafplatz, etwas oberhalb von Homer, mit einem herrlichen Panorama auf die Berge und Gletscher gefunden hatten. Hier ließen wir den Tag dann gemütlich ausklingen.
Am Morgen darauf wollten wir uns noch die Tide-Pools ansehen fanden, aber nur ein paar mickrige Pfützen, welche die Flut übrig gelassen hat. So ging es also wieder auf dem Rückweg nach Anchorage mit einer Übernachtung am Skilak Lake, wo wir von Mücken gefressen werden. Ein kurzes Bad in dem durch einen Gletscher gespeisten See brachte den Kreislauf so richtig in Schwung. Dass der See von einem Gletscher gespeist wird, haben wir erst nach dem Bad gelesen.
Morgen geht’s weiter nach Anchorage, wo wir uns wieder mit Gail und ihrer Familie zu einem Bootsausflug treffen.


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