Kanada (Teil 2)

Alaska wir kommen

Am Mittwoch zieht es uns aber bereits wieder nach Alaska, um genau zu sein nach Skagway. Denn dies ist auch ein Tipp von Pat, da die Landschaft auf dem Weg dahin sehr beeindruckend sein soll. Bevor wir jedoch Skagway erreichen, halten wir in Carcross. Hier befindet sich die kleinste Wüste der Welt und verleitet uns zu einem kurzen Spaziergang durch die sandigen Hügel. Kurz vor Skagway kommen wir aber zu unserem eigentlichen Ziel, einer fjordähnlichen Landschaft mit besonders blauen Flüssen und Seen. So etwas haben wir noch nie gesehen und müssen deshalb viel zu oft für Fotos anhalten. Skagway selbst ist für uns eher uninteressant, abgesehen von dem Mooseburger, den wir uns bei Pat mit echtem Moosefleisch bereitet haben und nun am Hafen verspeisen. Wir freuen uns vielmehr über die Rückfahrt entlang der zum Teil tiefblauen Gewässer.

Wo kommen all diese Schilder her?

Der Schilderwald in Watson Lake ist unser Ziel für diesen Freitag (18. Juli). Über 70.000 Schilder sind hier an Holzsäulen befestigt. Verkehrszeichen, zahlreiche Ortseingangsschilder, Nummernschilder und selbstgemachte Schilder säumen diesen Schilderwald. Hier treffen wir auch auf Familie Isaak (Andi, Olga und ihre beiden Töchter). Sie kommen auch aus Deutschland und haben sich eine Auszeit von einem Jahr genommen, um Kanada und die USA zu bereisen. Sie haben unter anderem ein Schild, welches an die Fußballweltmeisterschaft erinnert, gebastelt. Nach einem kurzen Gespräch trennen sich unsere Wege aber schnell wieder, da wir weiter Richtung Muncho Lake wollen. Weil wir es an diesem Tag nicht mehr bis dorthin schaffen, ist es an der Zeit einen Schlafplatz zu suchen. Aber was ist das? Ist das ein Bär? JA!

Junger Schwarzbär

Endlich gesichtet …

Soeben haben wir unseren ersten freilebenden Bären aus der Nähe gesehen. Lediglich respektvolle 70 bis 100 Meter trennen uns von dem Schwarzbären. Nachdem wir in Alaska keine Bären aus der Nähe gesehen haben, freuen wir uns nun umso mehr. Es ist jedoch völlig verwunderlich diese „Riesen“ grasend zu sehen. Klar haben wir zuvor gelesen, dass sich Bären bis zu 90% pflanzlich ernähren, aber wenn man dann einen Bären auf der Wiese sieht, der selbige isst, hat dies eine ganz andere Wirkung. Leider ist die Zeit bereits etwas fortgeschritten und wir müssen uns um einen Schlafplatz bemühen und fahren vorerst weiter. Aber was ist nun los? Wie Pilze schießen die Bären aus dem Boden. Binnen der Nächsten 20 Kilometer hören wir auf die Bären zu zählen. Irgendwann sehen wir dann einen kleinen Abzweig, der uns von der Hauptstraße in den Wald führt. Auch auf dem Weg in den Wald sehen wir wieder Bären, dieses Mal eine Mutter mit zwei Kindern, was besondere Vorsicht erfordert. Auch können wir diese Szenerie gar nicht recht genießen, da uns die Zeit davon läuft einen brauchbaren Schlafplatz zu finden.   Aber da ist er schon. Nach wenigen Minuten finden wir eine freie Fläche auf der wir unser Zelt aufschlagen können. Es ist fast 22.00 Uhr und wir sind auch schon müde. Zum Glück bleibt es auch hier noch relativ lange hell, aber längst nicht so lange wie im Norden Alaskas. Schnell bauen wir das Zelt auf und wollen unsere Sachen darin verstauen, aber dann wollen wir unseren Augen nicht so recht trauen. Wenige Meter hinter unserem Zelt auf einer leichten Erhöhung läuft ein Schwarzbär entlang, hält kurz inne und schaut uns an. Meister Petz ist in diesem Augenblick nicht viel weiter als 30 bis 35 Meter von uns entfernt. Gemächlich geht er seinen Weg weiter, die Anhöhe hinab, und setzt sich in ähnlicher Entfernung in das Unterholz. Von dort aus schaut er uns zu was wir machen. So sehr wir uns auch freuen endlich Bären zu sehen, ist uns dies doch etwas zu viel und wir versuchen ihn mit den Hupen und den Motorengeräuschen der Motorräder zu vertreiben, denn meist bevorzugen es Bären den Menschen aus dem Weg zu gehen. Längst haben wir das Bärenspray einsatzbereit und hoffen es nicht einsetzen zu müssen. Nach einigen Minuten geht der Bär dann auch erst einmal weiter und tiefer in den Wald, bis wir ihn nicht mehr sehen können. Wir überlegen nur kurz und packen trotz der fortgeschrittenen Zeit das Zelt wieder zusammen und machen uns wieder auf die Suche. Aus dem Wald hinaus begegnen wir unserem neugierigen Freund noch einmal, als er ca. 30 Meter vor uns den Waldweg überquert. Das ist uns einfach zu viel Bär auf einmal, denn wenn er schon so nahe am Zelt ist und sich nicht von uns stören lässt, wird er sicherlich in einer nächtlichen Inspektion unsere Boxen begutachten. Wie weit werden wir fahren müssen um aus dem “Bärenland” herauszukommen? Hier sitzen schon wieder zwei, vier, fünf, ach wir hören auf zu zählen. Zum Glück finden wir wenig später eine großflächige Kiesgrube, die sehr einsichtig ist und uns somit vorerst vor Überraschungen bewahrt. Dort schlagen wir unser Zelt auf und können einigermaßen entspannt schlafen gehen.  

Mitten drin, statt nur dabei…

Nach einer bärenfreien Nacht fahren wir weiter zum Muncho Lake. Auf dem Weg dahin kommen wir an einer imposanten Bisonherde vorbei. Eigentlich nicht nur vorbei, sondern auch mitten durch. Und ich kann nur sagen, dass dies ein Gefühl war, was ich bisher noch nicht erlebt habe. Circa zwei Meter von uns stehen mächtige Bison-Bullen und besonders verteidigungsbereite Bison-Mütter, die ihren Nachwuchs stets im Auge behalten und dafür sorgen, dass ihnen niemand zu nahe kommt. Die imposanten Tiere stehen aber nicht neben der Straße. Ein Teil der Herde steht mitten auf der Straße und wir mitten drin. (Leider gibt das Video der Helmkamera nicht annähernd die Situation wieder, da die Entfernung zu den Tieren durch das Weitwinkelobjektiv viel weiter erscheint.) Kaum konnten wir uns von der Herde trennen, mussten wir wieder stoppen, da keine 200 Meter weiter eine Grizzlybären-Mutter mit ihren beiden Jungen abseits der Straße graste und spielte. Die weiterziehende Bison-Herde vertrieb die Bärenfamilie einige Zeit später in den Wald. Bei diesem ganzen Szenario verbrachten wir am Ende fast drei Stunden und waren froh nun endlich wieder durch den Fahrtwind gekühlt zu werden.

Badewasser ist eingelassen

Am Muncho Lake angekommen, nehmen wir nur ein entspanntes Bad und gönnen uns eine Ruhepause. Normalerweise lädt die diese Gegend förmlich zum Wandern ein, aber unser Zeitplan lässt dies nicht zu, da wir am Montag eine Verabredung haben. Deshalb fahren wir die gekommene Strecke wieder zurück und schlagen unser Lager direkt gegenüber der Liard Hot Springs auf, um am nächsten Tag dort entspannt baden zu gehen. Bei unserer abendlichen Erkundungstour treffen wir „alte Bekannte“ wieder. Andi und Olga sind auch zu den heißen Quellen gefahren. Nach einem kurzen Gespräch drehen wir um und holen unsere Badesachen. Auf dem Weg zur Quelle über den Holzbohlenweg, riechen wir bereits den Schwefel in der Luft. Eine schön in die Natur integrierte Badelandschaft lässt und das heiße Wasser der Quelle genießen. In dem Bereich des Quellzuflusses ist es mit 50°C dann doch etwas zu heiß. Kurz vor Kreislaufproblemen verlassen wir die Quelle und machen uns auf den Weg zum Zelt. Direkt neben uns hat bereits Familie Isaak ihr Nachtlager aufgeschlagen und schläft bereits. Wir fallen auch völlig entspannt in unsere Schlafsäcke und schlafen schnell ein. So ein warmes Bad hatten wir schon lange nicht mehr. Am Morgen unterhalten wir uns ausgiebig mit unseren bekannten Nachbarn und tauschten dabei unter anderem die Reisepläne aus und hoffen, dass wir mit etwas Glück uns auf unser Reise wiedersehen. Da wir gestern schon die heißen Quellen genossen hatten, wollen wir heute eigentlich ohne ein Bad weiterfahren, aber die Kids haben andere Pläne und wenn wir schon mal da sind, wäre es doch schade die erneute Chance auf ein entspanntes Bad verstreichen zu lassen. Wieder entspannt nach einem langen Bad machen wir uns auf den Weg zurück und Zelten in der uns bekannten Kiesgrube, um am nächsten morgen zeitig in Watson Lake zu sein. Hier stocken wir unsere Vorräte auf und schauen uns den Baumarkt an, den uns Andi und Olga empfohlen haben. Denn auch wir wollen uns in dem Schilderwald verewigen.  Wir warten nur noch auf unseren „Besuch“, der wie wir auch aus Anchorage angereist kommt. Es sind Ann und ihr Freund Joe, die gemeinsam ein Auto in die USA zu Anns Bruder Mark überführen. Nachdem wir gemeinsam ein Schild gebastelt und bemalt haben, reisen wir gemeinsam den Cassiar Highway nach Süden und campen auf einer kleinen Waldlichtung. Mit Popcorn, Anns selbstgemachten Rhabarberkuchen und Marshmallow lassen wir den Abend ausklingen. Wir haben uns wirklich sehr gefreut Ann wiederzusehen und Joe kennenzulernen. Leider konnte Gail nicht dabei sein, da sie sich vor einigen Tagen einen Bruch im Fußbereich zugezogen hatte.  - Wir wünschen dir gute Besserung! – Mit einer Fotosession während der Fahrt geht es weiter den Cassier Highway entlang. Nach ca. 450 km such wir einen Schlafplatz für uns und essen noch gemeinsam Abendbrot. Ann und Joe wollen allerdings noch weiterfahren, da sie einen straffen Zeitplan haben und im Gegensatz zu uns bei Müdigkeit die Plätze tauschen können. Es nützt alles nichts, es ist wieder mal Zeit „Good bye“ zu sagen. Wir freuen uns auf das nächste Treffen, wo immer dieses sein wird. An diesem Abend reparieren wir auch noch Ullis Kennzeichen, welches sich langsam aber sicher in zwei Teile auflöst. Ein wenig Panzertape und Lochband verstärken nun das amtliche Kennzeichen BZ-KW 1.


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