Zurück in der USA

11. bis 23. August

Bevor es meinen Haaren zu Leibe geht, gibt es noch ein leckeres Frühstück. Sharlene, die Tochter von Jen und Gerald hatte uns freundlicherweise dazu eingeladen. Nach der Stärkung und der thermischen Optimierung meines Hauptes geht die Reise weiter. Die Grenze zur USA rückt immer näher und so heißt es für uns die letzten kanadischen Dollar zu entsorgen. Wir investieren das letzte kanadische Geld in Kalorien. Wir steuern Tim Horton’s, eine uns seit White Horse sehr bekannte Donut-Kette, an und vertilgen so viele leckere Kalorienbomben, wie wir für 10 Dollar bekommen können.

Die Grenze (Chief Mountain Border) passieren wir abermals ohne Komplikationen, und dies obwohl wir jedes Mal befürchten, dass wir mit der Einfuhr der Motorräder Probleme bekommen oder unser gesamtes Gepäck auspacken können. Diese Zeiten werden sicherlich noch kommen.

Nun aber fahren wir durch den zweiten US-amerikanischen Staat auf unserer Reise: Montana. Auf der Suche nach einem Platz für unser Zelt werden wir am St. Mary Lake, einem See vor den Toren des Glacier Nationalparks, fündig. Bevor wir jedoch das Zelt aufbauen genießen wir die Sonne und das kühle Nass. Ab und zu gesellen sich auch andere Badegäste dazu und genießen diesen schönen Abschnitt. Irgendwann kommt auch eine kleine Familie mit 4 Kindern vorbei. Ab diesem Zeitpunkt ist es Schluss mit dem Entspannen. Wenig später gesellt sich auch noch der Vater der Familie hinzu. Als wir ins Gespräch kommen, stellt sich heraus, dass sie Blackfeet Indians (Schwarzfußindianer) sind und wir uns in einem Teil ihres Reservates befinden. Um genauer zu sein, dieser Strandabschnitt gehört ihnen.  Dennoch lassen sie uns an diesem Platz campen, was uns sehr freut, da wir bisher oft gehört haben, dass Indianer den Weißen nicht so gut gesonnen sind und dies vor allem in den Reservaten. Er zeigt uns 5Meter neben unserem Zelt noch einen Baumstamm, den wir vorher noch nicht wahrgenommen haben: ein Grizzly Bär hat hier vor einiger Zeit tiefe Kratzspuren hinterlassen. Ob wir wohl hier ruhig schlafen können?

Am darauf folgenden Morgen brechen wir zeitig zum Glacier National Park auf. Dort befindet sich auch die recht bekannte „Going-to-the-Sun-Road“, diese wurde in der Motorradfahrerszene auf Platz 6 der schönsten Straßen Amerikas gewählt. Die Landschaft, die wir auf dieser Straße durchfahren ist zwar sehr schön, der touristische Verkehr nimmt dieser Strecke jedoch jeden Reiz. Wenn dies bereits Platz 6 auf der Rangliste der schönsten Motorradstraßen Amerikas ist, sind wir auf Platz 1, den Beartooth Pass gespannt, den wir einige Wochen später befahren wollen.  Da wir uns lieber fern ab der Touristenmassen bewegen, haben wir uns für den ersten Tag eine Wanderung im nordöstlichen Teil des Parks vorgenommen. Ziele dieser circa 20km langen Wanderung waren der Bowman Lake und Quartz Lake. Zuvor durften wir uns aber einer besonders staubigen und unwegigen Schotterpiste widmen, um zum Ausgangspunkt des Wanderweges zu gelangen. Gut, dass wir den Großteil unseres Gepäcks beim Zelt gelassen haben. Nicht so gut war es, dass wir lediglich eine Flasche Wasser mitgenommen haben – klassischer Kommunikationsfehler, passiert uns sicherlich nicht mehr so schnell wieder. Trotz des Wassermangels, konnten wir die überaus reizvolle Landschaft genießen und wurden nach mehrstündiger Wanderung mit einem Bad im Bowman Lake verwöhnt – ein schöner Bergsee, den wir für uns allein hatten.  Und obwohl wir uns immer noch in Bärenland befinden, sehen wir an diesem Tag keinen Vertreter von Meister Petz.

Am folgenden Tag (14.08.) fahren wir die „Going-to-the-Sun-Road“ zurück, aber auch dieses Mal ist nicht weniger Verkehr auf dieser so oft gepriesenen Straße. In der Nähe eines Flusses, kurz vor dem Zugang zum National Park, schlagen wir unser Nachtlager auf, damit wir es am Morgen nicht weit zum Ausgangspunkt der nächsten Wanderung haben. Die Wanderung führt uns dieses Mal nicht all zu lange durch den Wald, sodass wir die um uns liegende Berglandschaft noch besser genießen können. Aber auch die Waldstückchen bereiten uns hin und wieder Freude, besonders dann, wenn unerwartet hinter der nächsten Abbiegung ein Moose (Elch) auf uns wartet und sich fotografieren lässt. Als wir nach circa 8 km zum Ziel dieses Weges kommen, verändert sich die Landschaft stark. Plötzlich stehen wir vor einer prächtig blühenden Wiese mit einem gigantischen Felspanorama im Hintergrund. Aber dies ist noch nicht das Ziel. Ein paar-hundert Meter weiter erreichen wir den Iceberg Lake und staunen nicht schlecht über die dicken Eisschollen auf dem See. Für ein Erinnerungsfoto trauen wir uns dann auch noch in das eiskalte Wasser. Dann heißt es aber schnell den 8 km langen Rückweg anzutreten, da ein Gewitter aufzieht und es schon anfängt zu tröpfeln. Gut, dass wir doch noch die Regenjacken eingepackt hatten, denn am Morgen sah es nach perfekten Sonnenschein aus. Wir laufen die 8 Kilometer in etwas mehr als einer Stunde in strömendem Regen zurück. Nachdem wir zurück an den Motorrädern sind, machen wir uns auf den Weg zum südlichen Teil des Glacier National Parks. Auch hier finden wir einen Übernachtungsplatz kurz vor dem Eingang des National Parks. Dieser Platz hat es aber in sich. Die Zufahrt ist relativ steil und matschig. So entscheiden wir uns die Teneres  auf halber Strecke stehen zu lassen, um morgens nicht direkt im Schlamm zu landen. Mit einem kleinen Hike um den Medicine Lake verabschieden wir uns vom Glacier National Park und setzen unsere Fahrt ins Landesinnere fort. Jetzt kommen wir eigentlich das erste Mal mit der eigentlich für Montana typischen Landschaft in Berührung. Ein freier Blick bis an den Horizont, und dieser scheint hier weiter weg zu liegen, als jemals zuvor. Nicht umsonst wird dieser Bundesstaat „Big Sky Country“ genannt. Diese Bezeichnung trifft perfekt zu und wir fragen uns, ob wir jemals einen solchen Fernblick erlebt haben. Nichtsdestotrotz mussten wir auch an diesem Abend einen Schlafplatz finden. Aber hier hatte sich einiges geändert. Kein Wald war mehr in Sicht und jedes Fleckchen Land entlang der oftmals endlos gerade aus laufenden Straße war eingezäunt. Nachdem wir das kleine Städtchen Chateau passiert hatten, blieb uns somit nichts anderes übrig als wieder einmal nachzufragen, ob wir unser Zelt auf dem Grundstück der dort lebenden Menschen aufbauen können. Fast schon wie zielgerichtet fällt unsere Wahl, dennoch völlig zufällig, auf das dritte Haus in einer Einfahrt abseits der Straße. Dort treffen wir auf Babara, die uns freundlich einen Platz auf ihrem Grundstück anbietet und uns zu einer kleinen Erfrischung einlädt. Wir genießen einen kühlen Eistee und Salatsuppe mit Gemüse aus dem eigenen Garten. Am folgenden Morgen treffen wir auch noch ihren Mann, der wie am Abend zuvor wieder die Ernte einholen muss. Nach einem ausgiebigen Frühstück wollen wir eigentlich aufbrechen, vertiefen uns aber so sehr in Gespräche, dass es fast schon Nachmittag ist, bevor wir Babara verlassen. Sie kontaktiert auch noch unseren nächsten Kontakt in Bozeman und gibt ihnen Bescheid, dass wir auf dem Weg zu ihnen sind. Auf dem Weg dahin gingen wir auch noch einem Tipp von Barbara nach und besuchten Wheat Montana Bakery – Mann, waren die Teilchen lecker.

-= Wir hoffen, dass ihr euch auch mal persönlich getroffen habt. =-

In Bozeman, einer Stadt mit circa 37.000 Einwohnern, besuchen wir Cindy und Rollie. Die beiden trafen wir am Anfang unserer Reise in Anchorage bei Gail und Tim. Wie sich später herausstellte, haben wir die beide nur knapp in Fairbanks verpasst. In Bozeman selbst versorgen wir uns, dank des AAA, dem amerikanischen ADAC, mit aktuellen Landkarten unserer kommenden Ziele, statten die Bikes mit zusätzlichen Taschen aus, welche wir am Schutzrahmen anbringen und spendieren den Bikes mal wieder eine Handwäsche. Dank Rollie, der im örtlichen Museum als Gärtner in einer antiken Farm als Volunteer tätig ist, kommen wir auch noch in den Genuss eines kostenfreien Museumbesuches. Dort schmiedete uns Ron, ein pensionierter Professor der theoretischen Physik, einen eisernen Haken. Aber auch viele organisatorische Dinge erledigen wir an diesen Tagen. Darunter zählt zum Beispiel: Fotos sichern, Blog schreiben, Wäsche waschen, E-Mails beantworten und die Erlebnisse der letzten Wochen verarbeiten.

Nach einem Besuch der örtlichen Brauerei und einem ausgiebigen Test der verschiedenen Biersorten  treffen wir am Mittwochabend Freunde von Cindy und Rollie aus der Episkopalkirche und halten dort einen kleinen Vortrag über unsere bisherige Reise. Dank des Dauerregens am Samstag bleiben wir noch einen Tag länger bei den beiden und sind somit fast eine ganze Woche in Bozeman, was uns ausgesprochen gut tut. Der Sonntag (24.08.) ist trocken und wir brechen auf in Richtung Yellowstone. Verwundert erblicken wir Schnee auf den Bergspitzen in der Ferne und hoffen, dass wir nicht davon betroffen sind.

 

 


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