Monument Valley, Betatakin und Grand Canyon

25.-29.09.2014
 
Es ist ein beliebtes Motiv für Bikerfotos: am Ende einer langen, schnurgeraden Straße erheben sich die legendären Felsformationen des Monument Valleys. Auch wir wollen dieses Erlebnis nicht missen und fiebern diesem Naturwunder entgegen. Das Tal befindet sich im Indianerreservat der Navajo. Die US-Regierung hat den Indianern für die Reservate die wertlosesten Landstriche zur Verfügung gestellt, die sie finden konnte. Doch mit dem beliebten Touristenziel Monument Valley, haben die Navajos eine gute Einnahmequelle. Die 20€ Eintritt die man für Gruppen von 1-4 Personen verlangt, teilen wir uns mit einem anderen Paar, dass wir kurz vor dem Kassenhäuschen „kennengelernt“ haben.
 
Im Valley gibt es eine ausgeschriebene Rundstrecke, die man mit Privatfahrzeugen befahren darf. Aufgrund der knappen Zeit und der großen Hitze wollen wir uns nicht mit den Bikes über die sandige Piste quälen und suchen nach einer Mitfahrgelegenheit. Wir sind mit unserem Versuch zu trampen erfolgreich und Bill und Eileen aus Texas nehmen uns in Ihrem Pickup mit. Wir verbringen zwei lustige Stunden mit den beiden und Eileen schenkt uns am Ende zwei kleine Traumfänger. Leider haben wir nie die SMS von den beiden erhalten und konnten später nicht mehr mit Ihnen in Kontakt treten.
 
Im Museum der Navajo haben wir erfahren, dass die Navajos im Pazifikkrieg gegen Japan von Seiten der USA als sogenannte Code-Talker eingesetzt wurden. Die Indianer übersetzten die militärischen Befehle in ihre Muttersprache und entsprechende Codes. Ihre Sprache ist so einzigartig und mit keiner europäischen oder asiatischen Sprache verwandt, dass der Gegner sie nicht zu entschlüsseln vermochte.
 
Auf dem Weg zum Grand Canyon machen wir einen Übernachtungsstopp im Navajo National Monument. Dort gibt es einen Campingplatz mit Bad und Wasser, den man mehrere Nächte kostenlos nutzen darf. Daher entscheiden wir uns am nächsten Morgen für eine kostenlose geführte Tour, hinunter zum alten Höhlendorf Betatakin. Da wir in der Nebensaison hier sind, bekommen wir auch morgens einen Platz für die begehrte Tour mit dem Parkranger. Der lange Abstieg in den Canyon lohnt sich. Das Dorf in der Sandsteinhöhle wurde im 13. Jahrhundert circa 50 Jahre lang von den Anasazi, einer alten Indianerkultur, bewohnt. Die Höhle misst 110m Höhe x 136 Breite x 46m Tiefe und bot mit ihren 135 Räumen circa 75 bis 100 Menschen ein zu Hause. Die Anasazi betrieben im Canyon und oben am Canyonrand Landwirtschaft. Wahrscheinlich aufgrund einer langanhaltenden Dürre wurde der Wohnort schlagartig verlassen. Im Canyon gab es noch weitere bewohnte Höhlen, doch Betatakin ist nach 700 Jahren eines der drei sehr gut erhaltenen Dörfer. Vor unserem inneren Auge stellen wir uns vor, wie es vor langer Zeit hier wohl zugegangen sein mag.
 
Die Fahrt zum Grand Canyon ist durch den langanhaltenden und starken Wind unangenehm. Am Horizont sieht der Himmel außerdem recht düster aus. Das Gebiet ist touristisch so erschlossen, dass wir unser Zelt nicht einfach irgendwo hinstellen können und uns für den Zeltplatz Desert View entscheiden. Von dort aus laufen wir zum Canyonrand und schauen zum ersten Mal mit eigenen Augen in diesen gewaltigen Canyon, den wir bisher nur von zahlreichen Fotos kennen. Das aufziehende Unwetter zwingt uns allerdings bald zum Rückzug. Zum Glück finden wir schnell Unterschlupf unter dem Vorbau eines Ladens. Die Verkäuferin schreit aufgeregt zu den Leuten herüber, die immer noch im Blitzlichtgewitter über das Plateau spazieren. Sie erklärt uns später, dass hier jedes Jahr Leute vom Blitz erschlagen werden. Auch wir bekommen die Auswirkung der Blitze hautnah zu spüren. Zeitgleich mit einem Blitzeinschlag in nicht all zu weiter Ferne, merken wir wie uns die Harre im wahrsten Sinne des Wortes zu Berge stehen und konnten die Spannung richtig fühlen.
 
Zurück am Zelt wartet dann schon eine Bescherung auf uns. Der Boden unterm Zelt ist ordentlich pampig und es hat schon Wasser von unten in den Zeltinnenraum gedrückt. Die Nächte hier sind empfindlich kalt und auch der kühle Morgen bietet keine idealen Voraussetzungen um Kleidung zu trocknen. Daher brechen wir erst am späten Vormittag zu den bekannteren Aussichtspunkten an der South Rim auf, die ca. 25km entfernt liegen. Aufgrund des Massenansturmes kann man viele der Aussichtspunkte nicht mit dem eigenen Fahrzeug anfahren, sondern muss sich in einen der überfüllten, aber kostenlosen Shuttlebusse quetschen. Die Aussichten sind grandios.
 
Eigenartigerweise zählt der Grand Canyon dennoch nicht zu den Höhepunkten unserer Reise. Er ist zu unnahbar, zu weit weg und berührt uns daher vielleicht nicht so sehr wie erwartet. Wahrscheinlich hätten wir in den Canyon hinabsteigen müssen. Innerhalb von einem Tag ist solch eine Wanderung bis zum Canyon-Boden jedoch nicht möglich. Die begehrten Übernachtungsplätze sind teuer und müssen lange im Voraus gebucht werden. Unser Zelt ist für eine Tour ins sogenannte Backcountry auch zu schwer und wir haben keine Rucksäcke um entsprechendes Equipment zu tragen. Also belassen wir es bei den Aussichtspunkten von der Rim und kehren vielleicht irgendwann mal zurück, um den Canyon aus seinem Inneren heraus richtig zu erleben und zu begreifen.
 


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