Sequoia Nationalpark
Alt wie ein Baum
(18. – 22.10.)
Nach einer besonders abwechslungsreichen Fahrt aus dem Death Valley mit dem Auf und Ab über die Berge, gelangen wir zu einer Straße, die für uns bisher zu den schönsten Fahrerlebnissen dieser Reise gehört. Aus unserer Sicht können weder die Going-to-the-Sun Road noch der Beartooth Pass diesem Erlebnis das Wasser reichen. Zu erst geht es bergauf, links und rechts säumen Joshua-Trees die Landschaft und zahlreiche Kurven lassen keine Langeweile aufkommen. Die Kurven sind meist einsichtig und lassen sich somit entspannt fahren. Nach einigen Kilometern wechselt die Vegetation, Bäume stehen dichter und bilden zunehmend einen Wald. Jetzt befinden wir uns im Sequoia National Forest, wo wir auch unser Nachtlager unter einigen großen Bäumen aufschlagen. Durch die Bergauffahrt haben wir ordentlich Höhe gewonnen, was aber gleichzeitig ein Sinken der Temperaturen (vor allem in der Nacht) zu Folge hat. Deshalb brauchen wir am Morgen auch einige Zeit bis wir in die Gänge kommen. Wie wechselwarme Tiere versuchen wir in den Morgenstunden unsere Körper mit der aufsteigenden Sonne und heißen Tee auf Temperatur zu bringen. Die bereits am Vortag so schön zu fahrende Strecke setzt sich fort und die Vegetation wechselt abermals. Je weiter wir nun bergab fahren umso wärmer wird es und Kakteen und kleine Palmen zieren nun unseren Weg. Sowohl die Straßenführung als auch die Landschaft rings um diese Straße lassen mich die Votings zu amerikanischen Traumstrassen hinterfragen.
Das hier ist zumindest meine Nummer 1 auf der bisherigen Reise.
Unterwegs kommen wir auch am “Trail of 100 Giants” vorbei und bekommen einen ersten Vorgeschmack auf die teilweise deutlich über 1.000 Jahre alten Bäume. Zum ersten Mal stehe ich vor diesen Riesen und ich hätte beim besten Willen nicht gedacht, dass ich soviel Ehrfurcht vor einer Pflanze haben kann. Der Trail umfasst auch einige umgestürzte Exemplare. Bei diesen kann man die Ausmaße nun aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten. Nach einigen weiteren Kilometern auf den Bikes befinden wir uns vor den Toren des Sequoia Nationalparks. Da es aber schon zu spät geworden ist, suchen wir in der Nähe nach einem Schlafplatz, was sich schwieriger herausstellt als gedacht. Im Vorbeifahren sehe ich sie plötzlich: Schwarz Rot Gold, die Farben der Deutschen Flagge. Schnell drehen wir um und schauen uns das Schild näher an. Die Namen Lea und Jeff, sowie die Deutsche als auch die Amerikanische Flagge sind darauf zu sehen. Wir klingeln und fragen nach, ob wir unser Zelt auf dem Grundstück aufbauen können. Wie selbstverständlich lässt uns Lea herein und bietet uns einen Platz in ihrem Garten an. Sie selbst kommt aus Deutschland und hat dort auch Jeff kennengelernt, der wiederum aus den USA stammt. Ihre gemeinsame Zukunft planen die Beiden nun in den USA, wo sie sich unweit des Sequoia Nationalparks einen schönen Fleck zum Leben ausgesucht haben. Bevor wir unser Zelt aufbauen, hat Lea eine andere Idee und fragt uns, ob wir nicht mit freier Sicht in den Himmel auf einem Luftbett schlafen wollen. Die Idee klingt verlockend, denn zum einen müssen wir unser Zelt nicht aufbauen und zum anderen ist dies ein Erlebnis, was wir so auf unserer Reise noch nicht hatten. Ein wenig Bedenken haben wir jedoch wegen der kalten Nacht am Tag zuvor und der Tarantel, die wir unterwegs gesehen haben. Aber Lea räumt unsere Bedenken aus und so kommen wir in den Genuss einer Nacht unter freiem Himmel, ganz ohne Zelt.
Nach dem Frühstück mit Jeff fahren wir wieder zum Sequoia Nationalpark. Plötzlich bleibt Ulli, direkt hinter einer Kurve, mit ihrer Tenere stehen und ich denke sie will ein Foto mit den großen Bäumen und den Bikes machen, aber leider ist das nicht der Fall. Ihr Kupplungszug ist gerissen und somit kann sie nicht mehr schalten. Zum Glück ist nichts passiert, das hätte auch anders ausgehen können. Aber dank der detaillierten Informationen von Thorsten Haberkamm, dem Inhaber der OTR-Performance GmbH, sind wir auch auf diesen Fall bestens vorbereitet und zaubern einen Ersatzkupplungszug aus unserem Ersatzteil-Reservoir. Für die Reparatur sichern wir unsere “Baustelle” vorbildlich ab, da einige Fahrzeuge gelegentlich mit hoher Geschwindigkeit um die Kurve kommen. Die große Packtasche und unsere Warnwesten machen die Gefahrenstelle aber weithin sichtbar. Nach circa 50min ist es dann geschafft und Ullis Tenere schaltet wieder und wir fahren weiter zum 2050m hohen Moro Rock. Von diesem domförmigen Felsen haben wir einen interessanten Rundblick über den Wald, die Täler und auf die Hochgebirgskette im Osten. Weiter geht es zu einem der Highlights dieses Nationalparks, dem “General Sherman Tree”. Er ist angeblich der größte lebende Baum der Erde und zählt zu den Berg- oder Riesenmammutbäumen (Sequoiadendron giganteum). Sein Alter wird auf 1900 bis 2500 Jahre geschätzt. 83,8m Höhe, ein Umfang von 31,12m sowie ein Volumen von 1486,9 Kubikmeter sind die Kerndaten dieses Giganten. Leider ist auch hier wieder alles touristisch erschlossen und der kleine Zaun um den majestätischen Riesen verhindert, dass dieser seine volle Wirkung auf uns entfalten kann. Sicherlich ist dieser Schutz von Nöten, aber schön anzusehen ist er deswegen trotzdem noch nicht. Aus diesem Grund gefallen mir die Sequoias in ihrer natürlichen Umgebung deutlich besser und wirken trotz weniger Masse imposanter auf mich.
Wir verlassen den Nationalpark um einen Zeltplatz im angrenzenden “National Forest” zu finden, denn dort kostet das Campen im Wald nichts. Auch dieser Platz ist relativ hoch, sodass wir am Morgen wieder etwas Zeit brauchen um warm zu werden. In der Nacht war es deutlich unter 0ºC. Nachdem wir wieder auf Betriebstemperatur sind geht es weiter zum zweitgrößten Baum der Erde, dem “General Grant Tree”. Abends fällt es uns nicht leicht einen gescheiten Übernachtungsplatz zu finden, da die Besiedlung immer mehr zunimmt. Abermals fragen wir, ob wir bei jemandem im Garten übernachten können und obwohl wir etwas argwöhnisch begutachtet werden, haben wir wie schon so oft Glück und können dort unser Zelt aufschlagen.
Invalid Displayed Gallery
Posted in Allgemein, USA by Krad Wanderer
Death Valley
Am Tiefpunkt angelangt
(16. – 18.10.)
Die 140mi zwischen Las Vegas und Death Valley schaffen wir relativ zügig. Die Landschaft ist nicht gerade sonderlich spannend. Hin und wieder jedoch sehen wir Militärgelände mit gepanzerten Fahrzeugen und Flugzeugen. Auf einer Armeebasis sehen wir sogar Drohnen starten und landen. Ein weit sichtbares Gefängnis rundet die “Highlights” dieser Strecke ab. Warnschilder, keine Anhalter mitzunehmen, erinnern uns an die aus Filmen bekannten Menschen, die in orangenen Overalls an den Straßen Müll aufsammeln.
Kurz bevor wir in den Death-Valley Nationalpark fahren, suchen wir nach einen guten Platz für die Nacht und finden eine scheinbar verlassene Baustelle. Es macht den Anschein, dass man hier eine kleine Siedlung errichten wollte. Die Straßen und einige Fundamente sind bereits gebaut, aber der Zahn der Zeit hat bereits an ihnen genagt. Hinter einer Ansammlung von Sträuchern und hohem Gras schlagen wir unser Lager auf, so kann man uns von der Straße aus nicht sehen. Am nächsten Morgen, sehen wir, dass weitere Reisende diesen Platz für die Übernachtung auserkoren haben. Ein großer Camper und ein Jeep haben sich zu uns gesellt. Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen und machen uns auf zum “Tal des Todes”. Diese besonders trockene Region in der Mojave-Wüste ist ebenfalls aus vielen Filmen (vor allem aus Western) bekannt. Hier wurden Temperaturen von über 56°C gemessen und selbst in der Nacht bleibt es an einigen Tagen manchmal noch über 41°C. Dies liegt daran, dass die Region von mehreren Gebirgen umschlossen ist und somit eine Zirkulation der Luftmassen kaum stattfindet. Eine weitere Besonderheit dieser Region ist, dass einige Orte deutlich unterhalb des Meeresspiegels liegen.
Im Nationalpark angekommen, suchen wir als erstes nach einem günstigen Campingplatz und bauen unser Zelt auf. Obwohl die Vegetation hier sehr karg ist, haben wir einen Platz mit einem Baum, der uns zumindest in den Morgenstunden etwas Schatten spendet. Nachdem alle Sachen verstaut und die Bikes von ihren Lasten befreit sind, machen wir uns auf zu unserer ersten Tour in dieser unwirtlichen Gegend. Auf dem Weg zum Campingplatz haben wir bereits einige interessante Punkte wie den Zabriskie Point gesehen. Nun geht es zum Dante’s View, der mit 1669m Höhe einen hervorragenden Aussichtspunkt darstellt. Von hier aus kann man gut den ausgetrockneten Salzsee erkennen. Auf dem Rückweg fahren wir durch den 20-Mule-Team-Canyon, der schon fast an eine Mondlandschaft erinnert. Weiter geht es zum Badwater Basin, das mit 85,5 Metern unter Meeresniveau den tiefsten Punkt der USA und somit auch unseren bisherigen Tiefpunkt der Reise darstellt. Hier kann man die verkrustete Salzschicht begehen und näher unter die Lupe nehmen. Von einer Wanderung nach den frühen Morgenstunden wird hier abgeraten, da die Temperaturen im Sommer schnell zum Dehydrieren führen können. Im Anschluss schauen wir uns noch den Devil’s Golf Course an, der seinen Namen sicherlich alle Ehre machen würde, wenn hier jemand Golf spielen müsste. Die Erdkruste ist hier auf einer weiten Fläche aufgebrochen und macht so ein Golfspiel nahezu unmöglich. Selbst eine Wanderung würde hier keinen Spaß machen, da man permanent Gefahr läuft sich an den salzverkrusteten Erdplatten zu verletzen. Abschließend machen wir noch einen Stopp beim Artist’s Palette, ein Ort der für seine vielfarbigen Gesteinsformationen bekannt ist, die wie eine Mischpalette für Maler aussehen.
Am Zelt angekommen machen wir uns ein schmackhaftes Abendessen und lassen den Tag Revue passieren. Wenig später gesellt sich auch unser Fast-Zeltnachbar Chris Michael zu uns, der mit seiner alten BMW von New York nach San Francisco unterwegs ist.
Für ihn ist dieser Trip aber auch ein klein wenig Arbeit, denn auf dem Weg führt er Interviews mit Menschen, die ohne Vater aufgewachsen sind, da diese Selbstmord begangen haben. Auf seiner Website www.fatherlessbysuicide.com berichtet er über seine eigenen Erfahrungen und die Interviews (erst später fällt mir auf, dass wir alle drei recht jung und ohne Väter sind). Da San Francisco auch eines unserer Ziele auf der Reise ist, gibt uns Chris auch noch viele Tipps für diese Stadt. Nach dem Aufstehen machen wir uns zeitig auf den Weg zum Golden Canyon damit uns die Hitze bei der Wanderung nicht all zu sehr zu schaffen macht. Nach diesem Ausflug kehren wir zum Zelt zurück, bauen das Zelt ab und machen uns auf den Weg zu den Baumriesen im Sequoia Nationalpark.
Posted in Allgemein, USA by Krad Wanderer
Las Vegas
14. – 16. Oktober
Von Ben ist es heute nur noch ein kurzer Sprung zu unserem heutigen Ziel. Las Vegas liegt nur 120mi südwestlich von Sankt George. Die Fahrt ist relativ entspannt und nicht besonders anspruchsvoll. Dass sich dies aber spätestens an der Stadtgrenze von Las Vegas ändern wird, ist uns bewusst und beschäftigt uns zugegebenermaßen.
Aber nachdem wir nun Las Vegas erreicht haben, schwimmen wir einfach im Verkehr mit und finden auf Anhieb unser Ziel, das Hotel Circus Circus. Normalerweise ziehen wir schon alleine aus Kostengründen unsere transportable Unterkunft einem Hotelzimmer vor, aber hier mitten in der Stadt könnte sich die Übernachtung im Zelt etwas schwierig gestalten. Außerdem sind die Preise für eine Übernachtung im Hotel in der Woche sehr moderat und zusätzlich gibt es meist noch Gutscheine für die überaus reichhaltigen und leckeren All-you-can-eat-Buffets. Genau das richtige für die Mägen von Reisenden. So zahlen wir rund 30€ für eine Übernachtung.
Nach dem Einchecken machen wir gleich mal eine Runde durch das anliegende Kasino. Für uns ist es das erste Mal in solch einem Etablissement. Langsam arbeiten wir uns voran, zu erst begutachten wir die unzähligen Slotmaschinen, dann geht es weiter zu den Roulett-, Poker- und Black-Jack-Tischen. Zwischen durch sieht man imposante Maschinen, die Kinofilmen oder Brettspielen, wie zum Beispiel Avatar oder Monopoly, nachempfunden sind. Hier können meisten mehrere Spieler gemeinsam versuchen diesen Kisten das Geld zu entlocken. Aber nicht nur die Maschinen ziehen unser Interesse an, sondern auch die Menschen, die hier ihr “Glück” suchen. Schnell stellen wir einige Muster fest. Übermäßig oft treffen wir auf rauchende nicht dem Normgewicht entsprechende Personen. Ob das unter anderem an den üppigen Buffets liegt, wage ich mal zu bezweifeln.
Auch wir versuchen einmal unser Glück und gewinnen sage und schreibe 2$. Das war ja einfach, vielleicht versuchen wir es später noch mal, jetzt werden wir uns aber erst mal um das Buffet kümmern. Die Auswahl ist mehr als ausreichend, sodass wir gar nicht wissen womit wir anfangen wollen. Na ja, dieser Zustand hält nicht lange an und schnell schlagen wir uns die Bäuche mit allerlei Leckereien voll. Mühevoll rollen wir uns aus dem Restaurant und machen uns auf den Weg den Strip zu erkunden. Der Las Vegas Strip ist ein Teil des Las Vegas Boulevard, der für eine dichte Ansammlung von Luxushotels und Casinos bekannt ist. An diesem Abend besuchen wir die Kasinos: Palazzo, Venetian, Caesars Palace und Mirage. Das reicht uns dann auch erst mal für den ersten Tag.
Den nächsten Tag beginnen wir mit einem ausgiebigen Camperfrühstück auf dem Zimmer, dann ist es auch schon fast Mittag und somit Zeit für unseren Roulett-Unterricht. Die Grundregeln kennen wir eigentlich, aber die ganzen speziellen Möglichkeiten die Chips in Kombinationen zu setzen sind dann doch gelegentlich neu für uns. Danach geht es direkt wieder auf den Strip, denn da warten noch einige Kasinos auf uns. Nach dem dritten oder vierten Kasino stellen wir jedoch fest, dass diese sich meist nur von außen unterscheiden, aber von innen doch sehr identisch sind. Die Spieltische und Spielautomaten wiederholen sich in allen Kasinos und wenn man einfach nur tief genug in den Maschinenwald hineingeht sieht man auf den ersten Blick nicht mal mehr in welchem der Kasinos man ist geschweige dem den Ausgang. Mehrfach kommen wir bei dem Versuch den Strip weiter zu erkunden an ganz anderen Stellen der Hotels heraus als wir eigentlich geplant hatten. Ich glaube der Plan der Konstrukteure bzw. Architekten und Innenausstatter, sich in den Gebäuden so lange wie möglich aufzuhalten, geht dort sehr gut auf. Auch wir benötigen oftmals mehr Zeit als uns eigentlich lieb ist. Im Excalibur entschließen wir uns dann mal eine Runde Roulett zu spielen. Ulli schlägt sich wacker, lange Zeit stehen wir bei plus-minus Null. Mal machen wir Gewinn, mal Verlust. Die Spieler am Tisch wechseln relativ regelmäßig nur wir und eine aufgebrezelte Frau, vielleicht Mitte 40, sitzen etwas länger am Tisch. Ebenso wie bei uns geht es bei ihr auf und ab, allerdings in deutlich höheren Beträgen als bei uns. Irgendwann gesellt sich sich dann auch ein junges Paar, etwa unser Alter, an den Tisch. Sie hat auf Anhieb Erfolg und vermehrt ihre Chips stetig. Ihr System sieht nicht wirklich anders aus als unseres, sie hat eben einfach nur mehr Glück. Ein wenig neidisch schaue ich schon auf ihren wachsenden Haufen an Chips, aber dann sehe ich, wieder Ulli und sehe wie viel Spaß sie beim setzen der Chips hat. Es ist ein netter Zeitvertreib, für den wir eben bezahlen müssen. Einige Spieler haben mehr Erfolg und werden am Ende für diesen Zeitvertreib bezahlt. Wir gehören leider nicht dazu, aber hatten zumindest ein paar interessante Stunden an diesem Roulett-Tisch und werden uns sicherlich lange daran zurückerinnern. Nachdem wir unseren Einsatz verspielt haben, ziehen wir weiter und schauen uns die restlichen Hotels auf dem Strip an. Eines davon ist das Luxor, welches im Style einer modernen Pyramide, die spielfreudigen Leute anlockt. Dieses imposante Gebäude ist wohl eines der bekanntesten in Las Vegas. Hier will nun auch ich mein Glück versuchen und setze mich an einen Pokertisch. Die Aufregung steigt! Leider habe ich in den letzten Monaten kein Poker mehr gespielt und merke schnell, dass es mir sichtlich schwer fällt. Darum entschließe ich mich auch relativ schnell aus dem Spiel auszusteigen und tausche die restlichen Chips gegen Bares. Lediglich einen Chip behalte ich mir als Souvenir.
Die Zeit verrennt wie im Flug. Innerhalb der Kasinos fällt es einem schwer die Zeit wahrzunehmen, da man nicht nach außen sehen kann und nirgends Uhren zu sehen sind, aber mein Magen funktioniert wie eine unbestechliche Uhr und sagt mir, dass es Zeit zu gehen ist. Auf uns wartet schließlich ein Buffet im Silver Seven. Deutlich abgelegen vom Strip haben wir einen langen Fußmarsch vor uns, der sich auf jeden Fall gelohnt hat. Für ungefähr 10 $ können wir uns die Bäuche wieder ordentlich vollschlagen. Allerlei Köstlichkeiten machen es uns wieder schwer, vernünftige Portionen zu essen, sodass wir den Weg zurück fast rollen können. Aber was ist schon vernünftig an einem all-you-can-eat-Buffett?
Der Weg zurück führt uns am mindestens ebenso bekannten Hotel Bellagio vorbei. Hier spielte auch ein großer Teil der Handlung aus den Kinofilmen Ocean’s Eleven und Ocean’s 13. Mit 3.950 Zimmern und einer Gesamtfläche von 10.800m² gehört es zu den größten Hotels weltweit, wie einige andere hier auf dem Strip. Die gesamte Hotelanlage ist der italienischen Landschaft des Comer See nachempfunden. An dem 3,2 Hektar großen See tummeln sich bereits viele Schaulustige, die auf die Licht- und Musikshow der Wasserfontänen warten. Auch wir gesellen uns dazu und warten auf das Spektakel. Das Warten hat sich gelohnt – die Show kann sich sehen lassen. Rhythmisch bewegen sich die beweglichen Wasserstrahlen im Takt der Musik. Lautsprecher (mit ordentlich Bass) im Geländer und unter den Laternen verstärken den grandiosen Gesamteindruck und lassen manchmal sogar das Feeling eines Feuerwerks aufkommen. So schauen wir uns die immer wieder wechselnde Show am Ende mindestens 3 Mal an. Da es nun aber schon ordentlich spät geworden ist, wandern wir die verbleibenden 1,9mi auf direktem Weg wieder zurück in unser Hotel und gehen schlafen.
Am Morgen (16. Oktober) packen wir wieder unsere Motorradkisten und machen uns auf den Weg zum Death Valley in Kalifornien. Zuvor fahren wir aber noch mal bei Tageslicht mit unseren Teneres den Strip entlang. Es ist schon erstaunlich wie unterschiedlich ein und das selbe Gebäude mit und ohne Beleuchtung wirken kann. Mit unseren bepackten Bikes ziehen wir mehr Aufmerksamkeit auf uns als all die dicken Limousinen und schicken Sportwagen. Edelkarossen sind in Las Vegas eben nichts Außergewöhnliches mehr. Aber nun heißt es Abschied nehmen und auf geht es in den nächsten Bundesstaat, den letzten auf unserer Reise durch die USA.
Posted in USA by Krad Wanderer
Acht Monate Krad-Wanderer
8 Monate auf Reise
8 Monate auf den Teneres
8 Monate Neues erleben
8 Monate mit neuen Freunden
8 Monate und 26.000km
Und hoffentlich noch viele Weitere …
Posted in Allgemein by Krad Wanderer
Mount Evans
16. – 19. September
Am Abend fahren wir nach circa 330 Meilen auf der Interstate zu einem wunderschönen Zeltplatz inmitten zahlreicher Gesteinsformationen, die teilweise an das Elbsandsteingebirge erinnern. Gern hätten wir diese Gegend etwas mehr erkundet, aber das Wetter treibt uns an weiter in den Süden zu fahren. So fahren wir auch relativ untypisch für uns die nächsten Kilometer ohne viele Stopps und dies obwohl wir uns im Herbst im wunderschönen Colorado befinden. Die Farbvielfalt der Wälder ist dabei einfach genial und ehrlich gesagt, habe ich früher das eine oder andere Foto solcher Szenarien für unecht und nachbearbeitet gehalten, aber nun bin ich eines besseren belehrt wurden – die Farben sind großartig. Zwischendurch haben wir auch mal 85 Octan Benzin getankt, doch nachdem wir deutlich den Leistungsverslust der Motorräder gespürt haben, steigen wir wieder auf 87 Octan um. Die Maximalgeschwindigkeit lag nämlich plötzlich nur noch bei 110 km/h (von normalerweise 150) und das Beschleunigungsvermögen entsprach dem einer lahmen Ente.
Unser nächstes Ziel liegt etwa 70km entfernt von Denver und heißt Mount Evans. Mit einer Höhe von 4.350m gehört er zu den höchsten Bergen der USA und das Beste daran ist, dass man anhand einer asphaltierten Straße den Gipfel erreichen kann. Da es aber schon spät geworden ist, bleibt uns erst mal nichts anderes übrig als mal wieder einen Übernachtungsplatz zu finden. So fahren wir etwas an den Stadtrand Idaho Springs und fragen bei Matt und Adrienne ob wir unser Zelt für eine Nacht in ihrem Garten aufbauen können. Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben, werden wir auch gleich zu leckeren selbstgebackenen Keksen eingeladen. Mit den Beiden unterhalten wir uns dann noch bis spät Abends, und dass obwohl Adrienne verdammt zeitig aufstehen muss. Am nächsten Morgen starten wir nach einem leckeren Frühstück mit Matt zu unserer Bergwanderung und sind guter Dinge, dass wir mit den Bikes noch bis zum Gipfel fahren können, denn in wenigen Tagen wird die Straße dort hin, wegen möglicher Schneefälle, geschlossen. Auch wir würden gern die Aussicht genießen und freuen uns auf einen entspannten „Aufstieg“ mit den Motorrädern. Bereits der Weg dort hin ist eine reine Augenweide. Viele Bäume mit gelb leuchtendem Laub säumen den Straßenrand und bilden einen sehr schönen Kontrast zu den restlichen grünen Laub- und Nadelbäumen. Deutlich verstärkt wird dieser Kontrast, wenn die Sonne das Laub von hinten durchleuchtet.
So schön die Farben auch sind, dass für uns nun Sichtbare verdirbt uns auf den ersten Blick gehörig die Laune. Wir sehen am Beginn der Auffahrt zum Gipfel ein Schild mit der Aufschrift „Closed“ (geschlossen). Auch das Schrankenhäuschen ist unbesetzt und lässt uns böses ahnen. Denn in den USA schließen viele Museen und Naturdenkmäler nach dem Labor Day. Wir schauen uns die Sache mal genauer an. Auf dem Schild wird ersichtlich, dass nur der obere Teil der Zufahrt gesperrt ist und wir zumindest bis zum Summit Lake fahren können. Deutlich ernüchtert führt uns nun die Straße immer weiter den Berg hinauf und hinter jeder Kurve vermute ich nun, dass die Fahrt gleich zu Ende ist. Aber die Fahrt zieht sich noch ordentlich hin. 4.350m an Höhe erklimmt man dann doch nicht so schnell. Von weiten sehe ich nun schon die Straßensperrung und bin etwas enttäuscht, dass uns der Rest vorenthalten bleiben soll. Deshalb dauert es eine Weile, bis das Panorama richtig auf uns wirken kann. Wir parken die Bikes und schauen uns ein wenig um. Dabei treffen wir auf ein polnisches Paar, welches sich dazu entschieden hat die letzten 5 Meilen der Straße hochzulaufen. Wir überlegen auch kurz und entscheiden uns dagegen. In einem kurzen Gespräch mit einem Ranger macht dieser uns den Mount Evans Trail schmackhaft, den wir dann auch in Angriff nehmen.
Wir befinden uns zu diesem Zeitpunkt bereits auf über 3.000m Höhe. Schnell tauschen wir die Motorradstiefel gegen Wanderschuhe und machen uns auf den Weg. Bereits nach dem ersten Aufstieg macht sich die Höhe bemerkbar und wir merken, dass wir ordentlich nach Luft japsen. Es nutzt nichts, wir wollen weiter. Teilweise können wir den Trail nur erahnen uns spätestens wenn wir an Stellen kommen, die dann doch nicht nach einem Trail aussehen, suchen wir wieder den richtigen Weg. Das Wetter meint es an diesem Tag gut mit uns und treibt die Temperatur zusätzlich in die Höhe. Eigentlich wollten wir ja nur schnell hochfahren und die Aussicht genießen, aber nun befinden wir uns auf einer Wanderung, die uns einiges abverlangt. Die grandiose Weitsicht und das Panorama mit dem Mount Evans entschädigen aber für diese Anstrengungen. So geht es Schritt für Schritt höher und höher und die Luft wird immer dünner. Dies bekommt vor allem Ulli zu spüren. Ihr macht die Höhenluft sichtlich zu schaffen. Hinzu kommt noch, dass der zuvor durch den Ranger als einfach beschriebene Trail immer felsiger wird. Die Wegemarkierungen fallen immer spärlicher aus und führen uns auf so manchen Umweg. Am süd-westlichen Hang kommen dann auch noch kleine Klettereinlagen über Steinblöcke hinzu, die auf Grund der Steilheit des Hangs einige Überwindung kosten. Die letzten Meter ziehen Wolken auf und sorgen mit einigen Schneeflocken zwar für etwas Abkühlung. Der Donner hingegen lässt unsere Besorgnis wachsen und wir fragen uns das ein oder andere Mal ob dies so eine gute Idee war. Wir entschließen uns weiter zu machen und meistern die letzten Meter zum Gipfel im Schneckentempo, aber wir sind da. Wir haben es geschafft.
Auf dem Gipfel treffen wir dann auch Evan aus Kanada, der uns kurze Zeit vorher überholt hatte, wieder. Gemeinsam mit ein paar anderen Wanderern genießen wir die wunderschöne Aussicht und essen dabei unseren mitgebrachten Kuchen. Da wir eigentlich davon ausgegangen waren mit den Bikes hier hoch zu fahren beziehungsweise weil der Ranger sagte, dass es ein leichter Aufstieg sei, nahmen wir den „Gipfelkuchen“ mit auf den Weg. Nachdem wir uns dann etwas von den Strapazen erholt haben, geht es wieder Berg ab, aber dieses Mal auf der Straße. Nach einem Fotoshooting mit einer Bergziege und nur einigen Metern auf der Straße zieht sich der Himmel schnell zu und es beginnt zu blitzen und hageln. Was nun? Da das Gewitter sich nicht unmittelbar auf uns zubewegt entscheiden wir uns weiter zu gehen und den Hagel in Kauf zunehmen. Mitten im Hagelsturm treffen wir dann auch noch auf eine Herde Bergziegen. Zum Glück hört der Hagel auf und wir können auch hier noch einige Fotos machen. Dann geht es aber unaufhaltsam Berg ab. Fast am Parkplatz angekommen, merke ich wie mir die Sonne zusetzt, aber nun ist es fast schon zu spät. Leichte Kopfschmerzen machen sich bemerkbar, aber da muss ich nun durch. Gleich ist es geschafft. Aus der Ferne sehen wir bereits die Motorräder und freuen uns, dass diese noch an Ort uns Stelle sind. Da uns diese Wanderung deutlich mehr Zeit gekostet hat als geplant und wir ziemlich erschöpft sind, entscheiden wir uns nicht mehr zu unserem für heute geplanten Ziel zu fahren. Schweren Herzens fragen wir erneut bei Matt und Adrienne nach ob wir nochmals ihre Gastfreundschaft in Anspruch nehmen können. Wie selbstverständlich sagen die Beiden abermals „ja“ und lassen uns in ihrem Garten campen.
Black Canyon of the Gunnison
Am nächsten Morgen (Donnerstag, 18.09.) fahren wir zeitig weiter zum Black Canyon of the Gunnison. Dabei durchfahren wir nochmals schöne Teile Colorados und sind etwas traurig, dass wir hier nicht mehr Zeit verbringen. Auf dem Weg zu unserem heutigen Ziel fahren wir auch über den Monarch Pass, der direkt auf der Kontinentalscheide (Continental Divide) liegt. An dieser Stelle entscheiden nur wenige Zentimeter ob Regenwasser in den Atlantik oder Pazifik fließt. Am Abend campen wir auf einem zum Black Canyon of the Gunnison zugehörigen Zeltplatz und treffen beim Abendessen am Sunset Point des Canyons auf Dan aus Calgary. Er ist mit seiner KLR (ein hier weit verbreitetes Motorradmodell von Kawasaki, ähnlich wie unserer Tenere) von Kanada nach Zentralamerika gefahren und nun auf dem Rückweg. Wenn das keine perfekte Gesprächsgrundlage ist? So sehr ins Gespräch vertieft, verpassen wir auch fast den Sonnenuntergang. Am Folgetag gehen wir dem Canyon auf den Grund und fahren eine steile Straße herunter ins Tal. Es ist schon beeindruckend wie unterschiedlich ein und derselbe Canyon aus den verschiedenen Perspektiven aussieht. Wieder oben angekommen, besuchen wir noch einige sehenswürdige Punkte des Canyons, wie die Painted Wall und den Chasm Point. Dann heißt es für uns Aufbruch nach Utah.
Posted in USA by Krad Wanderer