Powerfrau und Teufelsberg

Nach fast zwei Wochen bei Roger und Janet auf der Ranch, satteln wir wieder unsere Bikes. Gerne wären wir noch länger geblieben, aber die Zeit und auch der Winter sitzen uns im Nacken. Zum einen läuft Anfang Dezember unser Visa aus, und zum anderen rückt das kalte Wetter aus dem Norden immer weiter nach Süden. Unser Zielort heute ist Buffalo in Wyoming. Diese kleine historische Westernstadt liegt etwas mehr als 200 Meilen südöstlich unserer derzeitigen Position. Zu den rund 4.000 Einwohnern zählen auch Lou und Brent Braten, unsere nächsten Gastgeber.

Mehrere Routen führen uns zu unserem Ziel, aber da wir eine Schlechtwetterfront erwarten, entscheiden wir uns den Weg über den Bighorn National Forrest zu meiden und fahren nahezu die gesamte Strecke auf den vielbefahrenen Highways. Für etwas Abwechslung in dieser eintönigen Fahrt sorgt der Besuch beim Little Bighorn Battlefield National Monument. An diesem historischen Ort wurde am 25. Juni 1876 George Armstrong Custer und sein Kavallerieregiment von Indianern der Arapaho, Cheyenne und Lakota-Sioux unter der Führung von Sitting Bull, Crazy Horse und Gall besiegt. Die war einer größten Siege der Indianer gegen die U.S. Army. Die Grabsteine stehen heute an den Orten, an denen die Soldaten und Custer gefallen sind.
Ein kurzer Film im Informationscenter zeigt uns anschaulich den Hergang der Schlacht, aber beleuchtet ebenso wie es dazu gekommen ist. Sicherlich hatten wir in der Vergangenheit schon davon gehört, aber hier zu stehen und die Geschichte so detailliert und anschaulich erzählt zubekommen ist schon etwas anderes. Generell erkennen wir zunehmend, wie elend den Indianern in dieser Zeit mitgespielt wurde und sind erstaunt, dass dies in der Geschichte der USA nur noch so wenig Beachtung findet.

19.30 Uhr erreichen wir endlich Buffalo und werden von Lou und Brent herzlichst willkommen geheißen. Lou ist die Mutter von Gail und ist mit ihren 90 Jahren noch extrem fit, was sie uns am nächsten Morgen (Dienstag, 9. September) bei einem Besuch im örtlichen Schwimmbad eindrucksvoll beweist. Gemeinsam mit ihr machen wir einige Übungen, die auch unseren Körpern sehr gut tun. Im Schwimmbad werden wir von Ed für Mittwoch zum Mittagessen mit seiner Frau eingeladen. Brent ist einer der jüngeren Brüder von Gail und verköstigt uns mit seinen leckeren selbstgemachten Bagels, die durch das Gewürz Tumerick einen besonderen Geschmack erhalten. Gemeinsam mit ihm gehen wir zur örtlichen Post, da wir endlich mal ein Paket in die Heimat schicken wollen. Einige Erinnerungsstücke und selten gebrauchte Kleidung, wie das Thermo-Futter der Motorradkleidung sollen endlich aus unserem Gepäck verschwinden, um mehr Platz für wichtigere Dinge zu haben. Aber ein Paket nach Deutschland zu schicken ist gar nicht so einfach wie gedacht. Die Zollbestimmungen haben es echt in sich, ganz zu schweigen von den horrenden Versandkosten. Wenn man nicht richtig aufpasst, kann man schnell mal 180 Dollar für ein circa 2,5kg schweres Päckchen loswerden. Der lokale Postbeamte ist alles andere als hilfreich. Im Gegensatz zu unseren bisher gemachten Erfahrungen in den USA ist hier der Servicegedanke ein absolutes Fremdwort.

Am Mittwochmorgen steigern wir gemeinsam Lou abermals unsere Fitness und lassen es uns im Schwimmbad gutgehen. Es tut mal wieder richtig gut den gesamten Körper etwas zu fordern. Richtiger Sport kommt auf der Reise viel zu kurz, aber das liegt meistens an uns selbst. So vergeht der Vormittag wieder viel zu schnell. Mittags fahren wir zu Ed und Brenda zu ihrem Haus am See und lassen uns mit einem europäischen Mittagessen verwöhnen. Leckere Pizza und ein schmackhafter Salat füllen unseren Energiehaushalt, ebenso wie die selbstgebackenen Kekse nach extra deutschem Rezept. Am Abend schauen wir uns gemeinsam mit Lou und Brent einen weiteren Teil der Dokumentarserie „How the West was lost“ an und erweitern unseren Einblick in die amerikanische Geschichte.
Sprichwörtlich über Nacht ereilte uns eine „weiße Überraschung“ – 28cm Schnee warten draußen auf uns. Zum Glück stehen unsere Motorräder in der großen und geräumigen Garage. Und zum Glück müssen wir bei dem Wetter nicht auf der Straße sein. Dafür heißt es aber den Schnee von den Bäumen zu klopfen, da unter dem Gewicht die Äste reihenweise abbrechen. Auch die Feuerwehr geht dieser Betätigung nach, da scheinbar einige Äste auf die Stromleitung gefallen sind. Dies ist dann wohl auch der Grund, warum wir ohne Strom sind. Nachdem wir die Bäume von ihrer unerwarteten Last befreit haben, konnten wir uns eine Schneeballschlacht im Garten nicht verkneifen. Doch plötzlich bricht unter lautem Krach ein dicker Ast von einem Baum, der direkt am Haus steht, ab und fällt in den Garten, unweit von uns. Das war ein guter Schreck, aber nichts ist passiert, weder Haus noch uns. Lou lädt uns später zu einem Besuch ins Jim Gatchell Memorial Museum ein. Die kurze Geschichte Amerikas zieht uns besonders mit ihren Cowboy-, Abenteurer- und Pioniergeschichten in ihren Bann. Natürlich haben wir auch zu Hause schon mal den einen oder anderen Western gesehen, aber nun wo wir hier sind, wirkt das alles viel intensiver auf uns. Das Museum ist recht klein, aber dennoch interessant. Klar ist unsere Reise nicht mit den Abenteurern und Pionieren der damaligen Zeit zu vergleichen, aber gewisse Parallelen gibt es manchmal. Auch wir wissen oftmals nicht, was uns am kommenden Tag erwarten wird und haben gelegentlich Strecken zu meistern die es in sich haben. Im Anschluss zeigt uns Lou ihre ehemalige Arbeitsstelle im örtlichen Krankenhaus. In diesem modernen Gebäude kennt sie nahezu jeder und begrüßt uns sehr freundlich. In so einem eher kleinen Ort, hätten wir eine solch gut ausgestattete Einrichtung nicht erwartet. Hier hat man uns gegenüber (in Deutschland) echt etwas voraus. Nach einem kurzen Besuch im historischen Occidental Saloon lassen wir den Abend mit dem amerikanischen Western Tombstone aus dem Jahr 1993 ausklingen. Mittendrin meint Lou, dass wir für den morgigen Tag zwei Möglichkeiten haben. Entweder wir machen nichts und entspannen oder wir machen uns auf den Weg nach Mount Rushmore. Wow – Die Frage haut uns fast um. Ungläubig schauen wir uns an, denn zum einen haben wir ja Mount Rushmore zu Gunsten einiger Tage mehr bei Roger und Janet von unseren Zeitplan gestrichen und zum anderen reden wir hier von einem Eintagestrip mit circa 860km Fahrerei, den uns die 90igjährige Lou vorschlägt.

Lange überlegen müssen wir nicht, so starten wir zeitig am Freitagmorgen mit Lou und Brent zu diesem Ausflug. Unterwegs schauen wir uns auch noch den Devils Tower an. Dieser 265m hohe Fels hebt sich stark von seiner Umgebung ab, denn quasi senkrecht gehen die Felswände empor und um ihn herum befinden sich nur ebene Flächen. Keine weitere Erhöhung ist weit und breit um diesen mysteriösen Felsen zu sehen, sodass selbst Forscher nur ungefähr vermuten können, wie die Entstehung dieses Gebildes abgelaufen ist. Nach der Umrundung des Felsens geht es weiter zu einem der Wahrzeichen der USA schlecht hin – Mount Rushmore. Es wird kein Eintritt für den Besuch dieses Wahrzeichens verlangt, doch werden uns erst mal 11 Dollar Parkgebühren abgenommen. Ich weiß nicht wie oft wir diese Gesichter in Filmen und auf Fotos gesehen haben, aber umso größer sind auch unsere Erwartungen an diese gewaltigen Porträtköpfe. Aber wie es manchmal so ist, können die vier Herren nicht mit unseren Erwartungen mithalten. Die Filmmacher und Fotografen haben gute Arbeit geleistet und haben uns ein deutlich imposanteres Bild dieser Köpfe vermittelt. Nun wo wir es live sehen kommt uns dieses Kunstwerk deutlich kleiner vor. Eindrucksvoll ist diese Arbeit aber dennoch. Dargestellt sind von links nach rechts die Präsidenten George Washington (1. US-Präsident), Thomas Jefferson (3.), Theodore Roosevelt (26.) und Abraham Lincoln (16.). Auf dem Rückweg machen wir noch mal einen kurzen Stopp und schauen uns die Milchstraße an, da wir hier fernab großer Städte sind und es hier nur wenig Lichtverschmutzung gibt. Dann geht es aber schnell weiter nach Buffalo.

Am nächsten Tag kommt Roger (der Sohn von Lou) zu Besuch und bringt „etwas“ Beef vorbei. Auf der Ladefläche seines Trucks liegen mehrere große Säcke mit den „Beef-Portionen“. Es ist etwa die Hälfte einer der Kühe von Katie, die für den Eigenbedarf geschlachtet wurde. So viel Beef haben wir noch nie in einer Kühltruhe gesehen, nicht einmal im Supermarkt. Wir freuen uns, dass wir noch ein wenig mit Roger sprechen können und lassen einige Erinnerungen von den Tagen bei ihm wieder aufleben.
Sonntag machen wir uns mit Lou auf einen besonderen Ausflug – es geht zum Crazy Woman Canyon. Durch den Schnee ist die ohnehin schon anspruchsvolle Strecke durch den Canyon matschig und noch schwieriger zu befahren, aber Lou meistert diese Strecke, als ob sie dies jeden Tag machen würde. Dies ist dann auch unsere letzte Unternehmung in Buffalo, denn am Montagmorgen fahren wir weiter, um den immer näher rückenden Winter zu entgehen.

 


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Spendenaufruf

Stiftung für HelferLiebe Freunde,
Liebe Leser,

auf unserem Weg von Alaska nach Feuerland, haben wir bereits mehr als 20.000 erlebnisreiche Kilometer zurückgelegt und hoffen, dass noch viele mehr folgen werden. All das Erlebte werden wir so schnell nicht vergessen.
Vergessen wollen wir aber auf unserer Krad-Wanderung auch nicht, dass einige Menschen nicht die Möglichkeit haben, eine solche Reise zu unternehmen – dass es Menschen gibt, denen es an Dingen des täglichen Lebens fehlt – dass deren Kinder nicht die Ausbildung erhalten, wie sie für die meisten von uns fast schon selbstverständlich ist.
Bisher führte uns unser Weg von Alaska über Kanada in den Süden der USA.

Auf dieser Strecke haben wir bisher nur selten in Armut lebende Menschen gesehen oder erlebt. Dies wird sich aber auf den vor uns liegenden Etappen in Zentral- und Südamerika ändern. Auch der Motorradreisende Jochim von Loeben sah auf seiner Weltreise viel Armut und andere Missstände und wollte dagegen etwas unternehmen. Aus diesem Grund gründete er vor einigen Jahren die „Stiftung für Helfer“ mit der er anderen Reisenden die Möglichkeit gibt, sich ebenfalls sozial zu engagieren.
Auch wir wollen unseren Teil dazu beitragen und helfen bei einigen der Hilfsprojekte, die in seiner globalen Datenbank zu finden sind. Unser Weg führt uns deshalb zuerst nach Mexico City. Normalerweise versuchen wir meistens größere Städte zu meiden, aber unser erstes Hilfsprojekt ist nun mal genau dort.
„Mit kleinen, aber wirkungsvollen Schritten gegen den Teufelskreis der Armut“, das ist ein Ziel des Vereins “amigos de los ninos e.V. Mexico – Alemania” (Freunde der Kinder), den auch wir bei seiner Arbeit dort unterstützen wollen.

Bereits in Deutschland haben wir damit begonnen Spenden zu sammeln und mit diesen werden wir vor Ort nützliche Sachen, wie zum Beispiel Lehrbücher oder Schreibzeug kaufen und den bedürftigen Kindern zur Verfügung stellen.

Wenn auch ihr diese Idee gutfindet und unterstützen wollt, würden wir uns sehr über eure Spenden bei der Stiftung für Helfer freuen. Das funktioniert folgendermaßen: Ihr überweist den Betrag, den ihr spenden möchtet auf das Konto der Stiftung für Helfer, unter Angabe des Verwendungszwecks „KW“ (Abkürzung für Krad-Wanderer). Diese Gelder werden dann zur Umsetzung unserer Hilfsprojekte zweckgebunden. Wir kaufen von diesem Geld vor Ort mit den jeweiligen Vereinen bzw. Hilfsbedürftigen die benötigten Gegenstände wie z.B. Schulbücher, Schuluniformen usw. Es werden keine Gelder an die Spendenempfänger ausgezahlt, alles erfolgt in Form der Umwandlung vor Ort in Sachspenden. So stellen wir sicher, dass die Spenden auch da angekommen, wofür sie gedacht sind. Derzeit haben wir 3 Projekte aus der Datenbank herausgesucht, die wir anfahren wollen. Weiterhin wollen wir versuchen neue Projekte zu gewinnen und zu unterstützen, wenn genug Spenden zusammenkommen. Für uns ist es zwar selbstverständlich, doch wir erwähnen es an dieser Stelle: Die Gelder werden ausschließlich für die Hilfsprojekte verwendet und nicht für unsere Reise.

Bitte den Verwendungszweck „KW“ sowie eure Adresse (für die Zusendung der Spendenquittung) NICHT vergessen! Damit der Verwaltungsaufwand zur Zuordnung und Zusendung der Spendenquittungen den eigentlichen Nutzen der Spenden nicht übersteigt, empfiehlt die Stiftung für Helfer einen Mindestbetrag von 15€.

Stiftung für Helfer

Stiftung für Helfer
Sparkasse Köln Bonn
IBAN: DE72 3705 0198 1930 6229 05
SWIFT-BIC.: COLSDE33
Verwendungszweck: KW + Adresse
Spendenformular

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Yellowstone National Park

25.08. – 27.08.

Nach  einer entspannten Woche in Bozeman fahren wir nun am Montagmorgen in Richtung Yellowstone. Wir hoffen, dass es nicht so kalt wird, denn die schneebedeckten Bergspitzen in der Ferne verheißen nichts Gutes. Aber wir haben Glück – kein Schnee auf der Straße. Ab und zu schalten wir jedoch die Griffheizung an und freuen uns wieder, dass wir diese Modifikation vor der Reise vorgenommen hatten. Schnell erreichen wir an diesem Tag unser Zwischenziel, einen Campingplatz kurz vor den westlichen Toren des Parks. Dieser ist zwar 1-2 Dollar teurer als die günstigsten Plätze im Park selbst, ist aber für unsere Logistik deutlich sinnvoller, da wir zuerst die allseits bekannten Geysire erkunden wollen. Zu unserem Glück war das Wetter hier die letzten Tage nicht all zu gut, sodass sich auch die Anzahl der Touristen deutlich in Grenzen hält. Dennoch staunen wir nicht schlecht, als wir zum alten Getreuen – Old Faithful – kommen. Riesige Parkplätze, Übernachtungsmöglichkeiten und zahlreiche Souvenirläden bilden nahezu einen Halbkreis um diese Attraktion. Es ist der womöglich bekannteste Geysir der Erde und zieht die meisten Besucher in den Park. Seinen Namen verdankt der Geysir seiner Zuverlässigkeit, da er meist in einem Zeitraum von 45 bis 120 min ausbricht und dabei in einem imposanten Wasser-Dampf-Stahl bis zu 32.000 Liter Wasser freisetzt. Touristen können sich dieses Spektakel entspannt auf ebenfalls im Halbkreis angeordneten Sitzmöglichkeiten ansehen, quasi fast wie in einer Zirkusmanege. Meines Erachtens nimmt diese Umgebung diesem Naturschauspiel einiges an Reiz. Besonders aus fotografischer Sicht wird es schwierig ein gescheites Foto ohne Menschen oder Gebäude zu machen. Hinzu kommt, dass der Himmel bedeckt ist und somit keinen guten Kontrast zum Geysir bildet. Aber auch die ebenfalls in der Nähe befindlichen heißen Quellen, Fumarolen und andere Geysire bieten sich als interessante Fotomotive an.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz fahren wir am Black Sand Basin und dem Biscuit Basin vorbei und erleben dort mit der hinter dem Berg untergehenden Sonne besonders eindrucksvolle Eruptionen. Der Wasserdampf wird durch die Sonne von hinten angestrahlt und lässt diese in der dunkleren Umgebung besonders gut wirken. So schön solche Situationen auch sind, drückt uns doch meistens der Schuh, da wir ungern in der Dämmerung mit den Motorrädern unterwegs sind. Denn in dieser Zeit sind auch viele Hirsche und andere Waldbewohner unterwegs und kreuzen all zu oft die Straßen. Trotz eines schönen Sonnenuntergangs zwangen wir uns nicht anhalten, um Fotos zu machen, da wir sonst auch noch unser Abendessen im Dunkeln hätten zubereiten müssen.

Wir entscheiden uns auch den nächsten Tag unser Zelt auf diesem Campingplatz stehen zu lassen, da diese Ecke des Park noch viele weitere Attraktionen bereithält und wir einige Stellen, die wir gestern nur im Vorbeifahren gesehen haben, etwas genauer ansehen wollen. Besonders gespannt sind wir auf die farbigen Pools, die aber durch den Dampf leider nur schwer zu fotografieren sind. Dennoch staunen wir nicht schlecht, welche Farbvielfalt die heißen Pools für uns bereithalten.

Am Dienstag (26.08.) ziehen wir dann um und campen nördlich im Park auf dem Indian Creek Campingplatz. In der Nacht haben wir einen deutlichen Temperaturabfall, sodass am Morgen noch Eiskristalle auf unseren Bikes zu finden sind. Das holländische Pärchen auf dem Platz neben uns hatte eine etwas unbequeme Nacht, da ihre Schlafsäcke nicht für diesen Temperaturbereich ausgelegt sind. Von diesem nördlicher gelegeneren Campingplatz erreichen wir schnell die Mammoth Hot Springs mit seinen Sinter-Terrassen und heißen Quellen und fahren im Anschluss zu den aus unserer Sicht relativ unspektakulären Tower Falls.

Der Besuch des vielfältigen und großflächigen Norris Geysir Basin und eine ausgedehnte Fahrt entlang des North – und South Rim Trails des Canyons of the Yellowstone sind die letzten Unternehmungen die wir am Mittwoch machen. Im Norris Geysir Basin stoßen wir immer wieder auf Fumarolen. Diese entstehen, wenn durch fehlenden Druck das Wasser in der Tiefe vor dem Austritt komplett verdampft wird und sorgen für eine interessante Geräuschkulisse. Manchmal könnte man meinen, dass da ein Düsenjet neben uns steht. Die Temperaturen sind zwar nicht so heiß wie bei einem Düsenjet, können aber immerhin zwischen 200°C und 800°C liegen.

Bei all unseren Fahrten sahen wir jedoch nur wenige der wildlebenden Tiere, für die der Park eigentlich auch bekannt ist. Dies änderte sich aber am Donnerstag, als wir den Park verlassen. Immer wieder sehen wir größere Herden von Bisons auf den Wiesen entlang der Straße und sind somit gezwungen unsere Fahrt für einige Fotostopps zu unterbrechen. Bei einem dieser Fotostopps kommt auch noch jede Menge Bewegung ins Spiel. Wir postieren uns am Rande einer Lichtung hinter einigen Bäumen, um die imposanten Riesen in Ruhe zu fotografieren. Doch diese werden durch andere Beobachter aufgeschreckt, sodass sich die gesamte Herde in Windeseile in Bewegung setzt. Ein Großteil der Herde rennt nur wenige Meter von unserem relativ sicheren Standort hinter den Bäumen vorbei, was bei uns dennoch für einen ordentlichen Adrenalinschub sorgte.

Nach viel zu vielen Fotostopps erreichen wir endlich den Ausgang des Parks und freuen uns schon auf den in der amerikanischen Motorradfahrerscene auf Platz 1 der schönsten Motorradstrecken gewählten „Beartooth Pass“. Dieser 69 Meilen lange Abschnitt verbindet Cooke City (Nordost-Eingang des NP) und Red Lodge, einem Ort der nahe unseres nächsten Ziels liegt. Bis auf eine Höhe von 3336m führt uns diese kurvige Strecke und hält immer wieder schön anzusehende Landschaften für uns breit. Obwohl die Strecke wirklich beeindruckend ist, können wir uns dennoch nicht vorstellen, dass dies schon die beste oder schönste Strecke sein soll, die die USA zu bieten hat. Nun ja, unser Geschmack ist wohl einfach nicht deckungsgleich mit dem der meisten amerikanischen Motorradfahrer, was auch kein Wunder ist, da hier vermutlich die meisten Biker eine Harley fahren.


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Zurück in der USA

11. bis 23. August

Bevor es meinen Haaren zu Leibe geht, gibt es noch ein leckeres Frühstück. Sharlene, die Tochter von Jen und Gerald hatte uns freundlicherweise dazu eingeladen. Nach der Stärkung und der thermischen Optimierung meines Hauptes geht die Reise weiter. Die Grenze zur USA rückt immer näher und so heißt es für uns die letzten kanadischen Dollar zu entsorgen. Wir investieren das letzte kanadische Geld in Kalorien. Wir steuern Tim Horton’s, eine uns seit White Horse sehr bekannte Donut-Kette, an und vertilgen so viele leckere Kalorienbomben, wie wir für 10 Dollar bekommen können.

Die Grenze (Chief Mountain Border) passieren wir abermals ohne Komplikationen, und dies obwohl wir jedes Mal befürchten, dass wir mit der Einfuhr der Motorräder Probleme bekommen oder unser gesamtes Gepäck auspacken können. Diese Zeiten werden sicherlich noch kommen.

Nun aber fahren wir durch den zweiten US-amerikanischen Staat auf unserer Reise: Montana. Auf der Suche nach einem Platz für unser Zelt werden wir am St. Mary Lake, einem See vor den Toren des Glacier Nationalparks, fündig. Bevor wir jedoch das Zelt aufbauen genießen wir die Sonne und das kühle Nass. Ab und zu gesellen sich auch andere Badegäste dazu und genießen diesen schönen Abschnitt. Irgendwann kommt auch eine kleine Familie mit 4 Kindern vorbei. Ab diesem Zeitpunkt ist es Schluss mit dem Entspannen. Wenig später gesellt sich auch noch der Vater der Familie hinzu. Als wir ins Gespräch kommen, stellt sich heraus, dass sie Blackfeet Indians (Schwarzfußindianer) sind und wir uns in einem Teil ihres Reservates befinden. Um genauer zu sein, dieser Strandabschnitt gehört ihnen.  Dennoch lassen sie uns an diesem Platz campen, was uns sehr freut, da wir bisher oft gehört haben, dass Indianer den Weißen nicht so gut gesonnen sind und dies vor allem in den Reservaten. Er zeigt uns 5Meter neben unserem Zelt noch einen Baumstamm, den wir vorher noch nicht wahrgenommen haben: ein Grizzly Bär hat hier vor einiger Zeit tiefe Kratzspuren hinterlassen. Ob wir wohl hier ruhig schlafen können?

Am darauf folgenden Morgen brechen wir zeitig zum Glacier National Park auf. Dort befindet sich auch die recht bekannte „Going-to-the-Sun-Road“, diese wurde in der Motorradfahrerszene auf Platz 6 der schönsten Straßen Amerikas gewählt. Die Landschaft, die wir auf dieser Straße durchfahren ist zwar sehr schön, der touristische Verkehr nimmt dieser Strecke jedoch jeden Reiz. Wenn dies bereits Platz 6 auf der Rangliste der schönsten Motorradstraßen Amerikas ist, sind wir auf Platz 1, den Beartooth Pass gespannt, den wir einige Wochen später befahren wollen.  Da wir uns lieber fern ab der Touristenmassen bewegen, haben wir uns für den ersten Tag eine Wanderung im nordöstlichen Teil des Parks vorgenommen. Ziele dieser circa 20km langen Wanderung waren der Bowman Lake und Quartz Lake. Zuvor durften wir uns aber einer besonders staubigen und unwegigen Schotterpiste widmen, um zum Ausgangspunkt des Wanderweges zu gelangen. Gut, dass wir den Großteil unseres Gepäcks beim Zelt gelassen haben. Nicht so gut war es, dass wir lediglich eine Flasche Wasser mitgenommen haben – klassischer Kommunikationsfehler, passiert uns sicherlich nicht mehr so schnell wieder. Trotz des Wassermangels, konnten wir die überaus reizvolle Landschaft genießen und wurden nach mehrstündiger Wanderung mit einem Bad im Bowman Lake verwöhnt – ein schöner Bergsee, den wir für uns allein hatten.  Und obwohl wir uns immer noch in Bärenland befinden, sehen wir an diesem Tag keinen Vertreter von Meister Petz.

Am folgenden Tag (14.08.) fahren wir die „Going-to-the-Sun-Road“ zurück, aber auch dieses Mal ist nicht weniger Verkehr auf dieser so oft gepriesenen Straße. In der Nähe eines Flusses, kurz vor dem Zugang zum National Park, schlagen wir unser Nachtlager auf, damit wir es am Morgen nicht weit zum Ausgangspunkt der nächsten Wanderung haben. Die Wanderung führt uns dieses Mal nicht all zu lange durch den Wald, sodass wir die um uns liegende Berglandschaft noch besser genießen können. Aber auch die Waldstückchen bereiten uns hin und wieder Freude, besonders dann, wenn unerwartet hinter der nächsten Abbiegung ein Moose (Elch) auf uns wartet und sich fotografieren lässt. Als wir nach circa 8 km zum Ziel dieses Weges kommen, verändert sich die Landschaft stark. Plötzlich stehen wir vor einer prächtig blühenden Wiese mit einem gigantischen Felspanorama im Hintergrund. Aber dies ist noch nicht das Ziel. Ein paar-hundert Meter weiter erreichen wir den Iceberg Lake und staunen nicht schlecht über die dicken Eisschollen auf dem See. Für ein Erinnerungsfoto trauen wir uns dann auch noch in das eiskalte Wasser. Dann heißt es aber schnell den 8 km langen Rückweg anzutreten, da ein Gewitter aufzieht und es schon anfängt zu tröpfeln. Gut, dass wir doch noch die Regenjacken eingepackt hatten, denn am Morgen sah es nach perfekten Sonnenschein aus. Wir laufen die 8 Kilometer in etwas mehr als einer Stunde in strömendem Regen zurück. Nachdem wir zurück an den Motorrädern sind, machen wir uns auf den Weg zum südlichen Teil des Glacier National Parks. Auch hier finden wir einen Übernachtungsplatz kurz vor dem Eingang des National Parks. Dieser Platz hat es aber in sich. Die Zufahrt ist relativ steil und matschig. So entscheiden wir uns die Teneres  auf halber Strecke stehen zu lassen, um morgens nicht direkt im Schlamm zu landen. Mit einem kleinen Hike um den Medicine Lake verabschieden wir uns vom Glacier National Park und setzen unsere Fahrt ins Landesinnere fort. Jetzt kommen wir eigentlich das erste Mal mit der eigentlich für Montana typischen Landschaft in Berührung. Ein freier Blick bis an den Horizont, und dieser scheint hier weiter weg zu liegen, als jemals zuvor. Nicht umsonst wird dieser Bundesstaat „Big Sky Country“ genannt. Diese Bezeichnung trifft perfekt zu und wir fragen uns, ob wir jemals einen solchen Fernblick erlebt haben. Nichtsdestotrotz mussten wir auch an diesem Abend einen Schlafplatz finden. Aber hier hatte sich einiges geändert. Kein Wald war mehr in Sicht und jedes Fleckchen Land entlang der oftmals endlos gerade aus laufenden Straße war eingezäunt. Nachdem wir das kleine Städtchen Chateau passiert hatten, blieb uns somit nichts anderes übrig als wieder einmal nachzufragen, ob wir unser Zelt auf dem Grundstück der dort lebenden Menschen aufbauen können. Fast schon wie zielgerichtet fällt unsere Wahl, dennoch völlig zufällig, auf das dritte Haus in einer Einfahrt abseits der Straße. Dort treffen wir auf Babara, die uns freundlich einen Platz auf ihrem Grundstück anbietet und uns zu einer kleinen Erfrischung einlädt. Wir genießen einen kühlen Eistee und Salatsuppe mit Gemüse aus dem eigenen Garten. Am folgenden Morgen treffen wir auch noch ihren Mann, der wie am Abend zuvor wieder die Ernte einholen muss. Nach einem ausgiebigen Frühstück wollen wir eigentlich aufbrechen, vertiefen uns aber so sehr in Gespräche, dass es fast schon Nachmittag ist, bevor wir Babara verlassen. Sie kontaktiert auch noch unseren nächsten Kontakt in Bozeman und gibt ihnen Bescheid, dass wir auf dem Weg zu ihnen sind. Auf dem Weg dahin gingen wir auch noch einem Tipp von Barbara nach und besuchten Wheat Montana Bakery – Mann, waren die Teilchen lecker.

-= Wir hoffen, dass ihr euch auch mal persönlich getroffen habt. =-

In Bozeman, einer Stadt mit circa 37.000 Einwohnern, besuchen wir Cindy und Rollie. Die beiden trafen wir am Anfang unserer Reise in Anchorage bei Gail und Tim. Wie sich später herausstellte, haben wir die beide nur knapp in Fairbanks verpasst. In Bozeman selbst versorgen wir uns, dank des AAA, dem amerikanischen ADAC, mit aktuellen Landkarten unserer kommenden Ziele, statten die Bikes mit zusätzlichen Taschen aus, welche wir am Schutzrahmen anbringen und spendieren den Bikes mal wieder eine Handwäsche. Dank Rollie, der im örtlichen Museum als Gärtner in einer antiken Farm als Volunteer tätig ist, kommen wir auch noch in den Genuss eines kostenfreien Museumbesuches. Dort schmiedete uns Ron, ein pensionierter Professor der theoretischen Physik, einen eisernen Haken. Aber auch viele organisatorische Dinge erledigen wir an diesen Tagen. Darunter zählt zum Beispiel: Fotos sichern, Blog schreiben, Wäsche waschen, E-Mails beantworten und die Erlebnisse der letzten Wochen verarbeiten.

Nach einem Besuch der örtlichen Brauerei und einem ausgiebigen Test der verschiedenen Biersorten  treffen wir am Mittwochabend Freunde von Cindy und Rollie aus der Episkopalkirche und halten dort einen kleinen Vortrag über unsere bisherige Reise. Dank des Dauerregens am Samstag bleiben wir noch einen Tag länger bei den beiden und sind somit fast eine ganze Woche in Bozeman, was uns ausgesprochen gut tut. Der Sonntag (24.08.) ist trocken und wir brechen auf in Richtung Yellowstone. Verwundert erblicken wir Schnee auf den Bergspitzen in der Ferne und hoffen, dass wir nicht davon betroffen sind.

 

 


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Kanada – Salmon Glacier

Mittlerweile ist es Mittwoch (23. Juli) und wir sind wieder ein Mal in Alaska angekommen. Um genau zu sein in Hyder, wo wir Bären beim Fischen beobachten und den Salmon Gletscher ansehen wollen. Dies sind Tipps mehrerer Reisender, die natürlich genau nach unserem Geschmack sind. In der kleinen Rangerstation im Fish Creek sollen die Bären regelmäßig vorbeikommen, um den laichenden Lachs zu fangen. Auf einem vielleicht 200m langen, erhöhten, hölzernen Beobachtungspfad kann man die Bären relativ gut sehen, wenn sie denn mal da sind. Leider sind wir etwas zeitig da, denn die Zeit der flussaufwärts schwimmenden Lachse kommt erst noch. Dennoch haben wir, als wir gerade die Station verlassen wollen Glück. Ein Grizzly sucht nach seinem Mittagessen im Fluss und sorgt ganz nebenbei für erfreute Besucher. Der ganze Spaß koste für jeden 5 Dollar Eintritt und wenn man dann keinen Bären sieht ist das schon ärgerlich. Ärgerlich war es für uns aber dennoch, da wir beim Gehen eine kleine Notiz lesen, die besagt, dass ab 2015 der Jahrespass für die Nationalparks nicht mehr akzeptiert wird. Da wir noch 2014 haben, ist unser Ausweis also noch gültig und wir haben „umsonst“ bezahlt. Jegliche Diskussion mit den Rangern ist vergebens. Zu unserer Freude kommen aber gerade vier Motorradfahrer vorbei, die sich auch die Bären ansehen wollen. Da es sich bei den Eintrittskarten um Tagespässe handelt, können wir sie guten Gewissens weiterverkaufen und brauchen uns nicht mehr über diese unnötigen Unkosten ärgern. Einer der Biker ist Hubert, der ebenfalls sein Bike, eine BMW, aus Deutschland mitgebracht hat. Sie kaufen die Tickets aber wollen erst später hineingehen. Erst einmal geht es zum Salmon Gletscher, der auch unser nächstes Ziel ist. So sehen wir das Quartett auf den nächsten Kilometern häufiger, denn es geht eine fast schon anspruchsvolle Schotterpiste bergauf. Besonders der Staub der entgegenkommenden Fahrzeuge macht die Fahrt nicht gerade einfach. Aber zum Glück halten wir oft an und machen Fotos von dem immer näherkommenden Gletscher. Am höchsten Punkt der Strecken machen wir einen längeren Halt, um Essen zu machen und Fotos zu schießen. Die Ausmaße des Gletschers werden erst an diesem Punkt ersichtlich und beeindrucken uns, obwohl wir nun bereits einige Gletscher gesehen haben. Aber aus dieser Perspektive haben wir einen Gletscher bisher noch nicht zu Gesicht bekommen. Deshalb haben wir uns auch gleich nach einem geeigneten Schlafplatz an dieser Stelle umgesehen. Kurze Zeit späte kommt jedoch Bryce, einer der vier Motorradfahrer von vorhin an der Stelle vorbei, auf dem Weg zu der Rangerstation. Er erzählt uns, dass sie einen guten Campingplatz nicht weit von uns gefunden haben und lädt uns dahin ein. Wir gesellen uns gern zu den Vieren, da wir so auch etwas mehr mit Hubert reden können. Die Vier brechen am kommenden Morgen zeitig auf und wollen nochmals nach den Bären schauen. Für uns ist das jedoch zu zeitig. Im Gegenteil, wir beschließen sogar noch einen weiteren Tag an diesem Platz zu verweilen, aber leider klart es nicht mehr so auf wie gestern. Dennoch machen wir eine kleine Wanderung zum Fuße des Gletschers. Dabei kommen wir an Plätzen vorbei, die uns an Orte aus einem Märchenbuch erinnern. Trotz der dichten Wolkendecke ist der Blick auf den Gletscher atemberaubend und macht diesen Ort noch etwas mystischer.

Auch der Morgen am Freitag (25. Juli) ist sehr bedeckt und lässt nur kurzzeitig Blicke auf den Gletscher zu. Während wir packen, umgeben uns immer wieder dicke Nebelschwaden, welche auch die Sicht auf der Fahrt hinab zur Rangerstation deutlich behindern. Dennoch ist der Rückweg deutlich entspannter, da uns kaum Fahrzeuge entgegenkommen und Staubwolken aufwirbeln und die Fahrbahnbeschaffenheit auf dieser Seite deutlich weniger Schlaglöcher für uns bereithält. Leider lässt sich an diesem Morgen kein Bär bei an dem Beobachtungspunkt blicken und wir fahren vorerst weiter zu einem nahe gelegenen Campingplatz, um unsere Wäsche zu waschen. Im Anschluss versuchen wir es nochmal bei den Bären, aber haben auch dieses Mal kein Glück.

Unsere Fahrt führt uns weiter nach Osten, in Richtung Prince George.


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