Kanada (Teil 2)
Alaska wir kommen
Am Mittwoch zieht es uns aber bereits wieder nach Alaska, um genau zu sein nach Skagway. Denn dies ist auch ein Tipp von Pat, da die Landschaft auf dem Weg dahin sehr beeindruckend sein soll. Bevor wir jedoch Skagway erreichen, halten wir in Carcross. Hier befindet sich die kleinste Wüste der Welt und verleitet uns zu einem kurzen Spaziergang durch die sandigen Hügel. Kurz vor Skagway kommen wir aber zu unserem eigentlichen Ziel, einer fjordähnlichen Landschaft mit besonders blauen Flüssen und Seen. So etwas haben wir noch nie gesehen und müssen deshalb viel zu oft für Fotos anhalten. Skagway selbst ist für uns eher uninteressant, abgesehen von dem Mooseburger, den wir uns bei Pat mit echtem Moosefleisch bereitet haben und nun am Hafen verspeisen. Wir freuen uns vielmehr über die Rückfahrt entlang der zum Teil tiefblauen Gewässer.
Wo kommen all diese Schilder her?
Der Schilderwald in Watson Lake ist unser Ziel für diesen Freitag (18. Juli). Über 70.000 Schilder sind hier an Holzsäulen befestigt. Verkehrszeichen, zahlreiche Ortseingangsschilder, Nummernschilder und selbstgemachte Schilder säumen diesen Schilderwald. Hier treffen wir auch auf Familie Isaak (Andi, Olga und ihre beiden Töchter). Sie kommen auch aus Deutschland und haben sich eine Auszeit von einem Jahr genommen, um Kanada und die USA zu bereisen. Sie haben unter anderem ein Schild, welches an die Fußballweltmeisterschaft erinnert, gebastelt. Nach einem kurzen Gespräch trennen sich unsere Wege aber schnell wieder, da wir weiter Richtung Muncho Lake wollen. Weil wir es an diesem Tag nicht mehr bis dorthin schaffen, ist es an der Zeit einen Schlafplatz zu suchen. Aber was ist das? Ist das ein Bär? JA!
Soeben haben wir unseren ersten freilebenden Bären aus der Nähe gesehen. Lediglich respektvolle 70 bis 100 Meter trennen uns von dem Schwarzbären. Nachdem wir in Alaska keine Bären aus der Nähe gesehen haben, freuen wir uns nun umso mehr. Es ist jedoch völlig verwunderlich diese „Riesen“ grasend zu sehen. Klar haben wir zuvor gelesen, dass sich Bären bis zu 90% pflanzlich ernähren, aber wenn man dann einen Bären auf der Wiese sieht, der selbige isst, hat dies eine ganz andere Wirkung. Leider ist die Zeit bereits etwas fortgeschritten und wir müssen uns um einen Schlafplatz bemühen und fahren vorerst weiter. Aber was ist nun los? Wie Pilze schießen die Bären aus dem Boden. Binnen der Nächsten 20 Kilometer hören wir auf die Bären zu zählen. Irgendwann sehen wir dann einen kleinen Abzweig, der uns von der Hauptstraße in den Wald führt. Auch auf dem Weg in den Wald sehen wir wieder Bären, dieses Mal eine Mutter mit zwei Kindern, was besondere Vorsicht erfordert. Auch können wir diese Szenerie gar nicht recht genießen, da uns die Zeit davon läuft einen brauchbaren Schlafplatz zu finden. Aber da ist er schon. Nach wenigen Minuten finden wir eine freie Fläche auf der wir unser Zelt aufschlagen können. Es ist fast 22.00 Uhr und wir sind auch schon müde. Zum Glück bleibt es auch hier noch relativ lange hell, aber längst nicht so lange wie im Norden Alaskas. Schnell bauen wir das Zelt auf und wollen unsere Sachen darin verstauen, aber dann wollen wir unseren Augen nicht so recht trauen. Wenige Meter hinter unserem Zelt auf einer leichten Erhöhung läuft ein Schwarzbär entlang, hält kurz inne und schaut uns an. Meister Petz ist in diesem Augenblick nicht viel weiter als 30 bis 35 Meter von uns entfernt. Gemächlich geht er seinen Weg weiter, die Anhöhe hinab, und setzt sich in ähnlicher Entfernung in das Unterholz. Von dort aus schaut er uns zu was wir machen. So sehr wir uns auch freuen endlich Bären zu sehen, ist uns dies doch etwas zu viel und wir versuchen ihn mit den Hupen und den Motorengeräuschen der Motorräder zu vertreiben, denn meist bevorzugen es Bären den Menschen aus dem Weg zu gehen. Längst haben wir das Bärenspray einsatzbereit und hoffen es nicht einsetzen zu müssen. Nach einigen Minuten geht der Bär dann auch erst einmal weiter und tiefer in den Wald, bis wir ihn nicht mehr sehen können. Wir überlegen nur kurz und packen trotz der fortgeschrittenen Zeit das Zelt wieder zusammen und machen uns wieder auf die Suche. Aus dem Wald hinaus begegnen wir unserem neugierigen Freund noch einmal, als er ca. 30 Meter vor uns den Waldweg überquert. Das ist uns einfach zu viel Bär auf einmal, denn wenn er schon so nahe am Zelt ist und sich nicht von uns stören lässt, wird er sicherlich in einer nächtlichen Inspektion unsere Boxen begutachten. Wie weit werden wir fahren müssen um aus dem “Bärenland” herauszukommen? Hier sitzen schon wieder zwei, vier, fünf, ach wir hören auf zu zählen. Zum Glück finden wir wenig später eine großflächige Kiesgrube, die sehr einsichtig ist und uns somit vorerst vor Überraschungen bewahrt. Dort schlagen wir unser Zelt auf und können einigermaßen entspannt schlafen gehen.
Mitten drin, statt nur dabei…
Nach einer bärenfreien Nacht fahren wir weiter zum Muncho Lake. Auf dem Weg dahin kommen wir an einer imposanten Bisonherde vorbei. Eigentlich nicht nur vorbei, sondern auch mitten durch. Und ich kann nur sagen, dass dies ein Gefühl war, was ich bisher noch nicht erlebt habe. Circa zwei Meter von uns stehen mächtige Bison-Bullen und besonders verteidigungsbereite Bison-Mütter, die ihren Nachwuchs stets im Auge behalten und dafür sorgen, dass ihnen niemand zu nahe kommt. Die imposanten Tiere stehen aber nicht neben der Straße. Ein Teil der Herde steht mitten auf der Straße und wir mitten drin. (Leider gibt das Video der Helmkamera nicht annähernd die Situation wieder, da die Entfernung zu den Tieren durch das Weitwinkelobjektiv viel weiter erscheint.) Kaum konnten wir uns von der Herde trennen, mussten wir wieder stoppen, da keine 200 Meter weiter eine Grizzlybären-Mutter mit ihren beiden Jungen abseits der Straße graste und spielte. Die weiterziehende Bison-Herde vertrieb die Bärenfamilie einige Zeit später in den Wald. Bei diesem ganzen Szenario verbrachten wir am Ende fast drei Stunden und waren froh nun endlich wieder durch den Fahrtwind gekühlt zu werden.
Badewasser ist eingelassen
Am Muncho Lake angekommen, nehmen wir nur ein entspanntes Bad und gönnen uns eine Ruhepause. Normalerweise lädt die diese Gegend förmlich zum Wandern ein, aber unser Zeitplan lässt dies nicht zu, da wir am Montag eine Verabredung haben. Deshalb fahren wir die gekommene Strecke wieder zurück und schlagen unser Lager direkt gegenüber der Liard Hot Springs auf, um am nächsten Tag dort entspannt baden zu gehen. Bei unserer abendlichen Erkundungstour treffen wir „alte Bekannte“ wieder. Andi und Olga sind auch zu den heißen Quellen gefahren. Nach einem kurzen Gespräch drehen wir um und holen unsere Badesachen. Auf dem Weg zur Quelle über den Holzbohlenweg, riechen wir bereits den Schwefel in der Luft. Eine schön in die Natur integrierte Badelandschaft lässt und das heiße Wasser der Quelle genießen. In dem Bereich des Quellzuflusses ist es mit 50°C dann doch etwas zu heiß. Kurz vor Kreislaufproblemen verlassen wir die Quelle und machen uns auf den Weg zum Zelt. Direkt neben uns hat bereits Familie Isaak ihr Nachtlager aufgeschlagen und schläft bereits. Wir fallen auch völlig entspannt in unsere Schlafsäcke und schlafen schnell ein. So ein warmes Bad hatten wir schon lange nicht mehr. Am Morgen unterhalten wir uns ausgiebig mit unseren bekannten Nachbarn und tauschten dabei unter anderem die Reisepläne aus und hoffen, dass wir mit etwas Glück uns auf unser Reise wiedersehen. Da wir gestern schon die heißen Quellen genossen hatten, wollen wir heute eigentlich ohne ein Bad weiterfahren, aber die Kids haben andere Pläne und wenn wir schon mal da sind, wäre es doch schade die erneute Chance auf ein entspanntes Bad verstreichen zu lassen. Wieder entspannt nach einem langen Bad machen wir uns auf den Weg zurück und Zelten in der uns bekannten Kiesgrube, um am nächsten morgen zeitig in Watson Lake zu sein. Hier stocken wir unsere Vorräte auf und schauen uns den Baumarkt an, den uns Andi und Olga empfohlen haben. Denn auch wir wollen uns in dem Schilderwald verewigen. Wir warten nur noch auf unseren „Besuch“, der wie wir auch aus Anchorage angereist kommt. Es sind Ann und ihr Freund Joe, die gemeinsam ein Auto in die USA zu Anns Bruder Mark überführen. Nachdem wir gemeinsam ein Schild gebastelt und bemalt haben, reisen wir gemeinsam den Cassiar Highway nach Süden und campen auf einer kleinen Waldlichtung. Mit Popcorn, Anns selbstgemachten Rhabarberkuchen und Marshmallow lassen wir den Abend ausklingen. Wir haben uns wirklich sehr gefreut Ann wiederzusehen und Joe kennenzulernen. Leider konnte Gail nicht dabei sein, da sie sich vor einigen Tagen einen Bruch im Fußbereich zugezogen hatte. - Wir wünschen dir gute Besserung! – Mit einer Fotosession während der Fahrt geht es weiter den Cassier Highway entlang. Nach ca. 450 km such wir einen Schlafplatz für uns und essen noch gemeinsam Abendbrot. Ann und Joe wollen allerdings noch weiterfahren, da sie einen straffen Zeitplan haben und im Gegensatz zu uns bei Müdigkeit die Plätze tauschen können. Es nützt alles nichts, es ist wieder mal Zeit „Good bye“ zu sagen. Wir freuen uns auf das nächste Treffen, wo immer dieses sein wird. An diesem Abend reparieren wir auch noch Ullis Kennzeichen, welches sich langsam aber sicher in zwei Teile auflöst. Ein wenig Panzertape und Lochband verstärken nun das amtliche Kennzeichen BZ-KW 1.
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Kanada wir kommen – Kanada (Teil 1)
11. Juli bis 27. Juli
Nach über 5 Wochen in Alaska haben wir am Freitag (11. Juli) den Sprung nach Kanada geschafft. Die Überquerung der Grenze stellt sich als absolut unproblematisch heraus. Zuvor hatten wir uns noch etwas Sorgen wegen der Mitnahme des Bärensprays gemacht, da uns gesagt wurde, dass z.B. normales Pfefferspray nicht erlaubt ist. Nun ja, nach einer kurzen Fragerunde der Zollbeamten können wir weiterfahren, was uns sehr erfreut, da uns zusätzlich noch eine kleine Schlechtwetterfront verfolgt und wir nicht warten wollen bis diese uns erreicht. So geht es unter deutlich besseren Straßenbedingungen weiter auf dem „Top of he World Highway“ Richtung Dawson City. Um in die Stadt zu gelangen nutzen wir die Fähre, welche nahezu alle 10 Minuten zwischen den Ufern hin und her fährt. In diesem geschichtsträchtigen Städtchen fühlen wir uns schnell um einige Jahre in die Vergangenheit versetzt, denn die Häuser sehen größtenteils noch wie in der Zeit des legendären Klondike-Goldrauschs aus. Eine kurze Stadtrundfahrt mit den Motorrädern reicht uns für erste, da wir auf der Suche nach einer geeigneten Übernachtungsmöglichkeit sind. Unsere Suche führt uns heraus aus der Stadt, direkt auf den Weg zu zahlreichen Goldminen (Bonanza Creek Road). Auf dem Weg kommen wir unter anderem noch an einer der größten hölzernen Dredges vorbei, die früher auf der Suche nach dem kostbaren Metall den Fluss umgrub. Es ist beeindruckend zu sehen, wie effektiv man damals bereits gearbeitet hat und welcher Aufwand betrieben wurde, um an diesen Bodenschatz zu kommen. Wir fahren weiter und fragen uns nach einiger Zeit, ob wir hier überhaupt einen guten Platz finden, da die Besitzer der Minen nicht gerade über Fremde auf ihrem Gelände erfreut sind. Wenn dann noch Gold im Spiel ist, können wir uns gut ausmalen, wie die Leute reagieren könnten. Nach einigen Kilometern war es dann aber so weit und wir fanden ein nettes Plätzchen. Nachdem wir an all den Minen vorbeigefahren sind, hat auch uns der Goldrausch etwas gepackt und wir sehen und den Fluss beim Abwaschen des Kochgeschirrs etwas genauer an. Und siehe da, es glitzert und funkelt im Flussbett nur so, dass wir schnell auf Goldteilchen tippen. Diese sind aber meist so klein, dass es für uns keinen Sinn macht diese zu extrahieren, da uns sowohl das Equipment als auch die Erfahrung fehlt. Aber ein paar funkelnde Erinnerungen haben wir dennoch mitgenommen. Am darauffolgenden Tag fahren wir nochmal in das gemütliche Städtchen und versorgen uns mit kleinen Snacks und schauen uns nochmals die historischen Häuser an.
Kilometer schruppen
„Ab in den Süden“ heißt es nun für die nächsten Kilometer. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Keno City zum Übernachten erreichen wir, nach über 530 Kilometern auf meist asphaltierter und relativ langweiliger Straße, Whitehorse. Die Stadt ist mit über 26.000 Einwohnern die größte im Yukon Territorium und gleichzeitig dessen Hauptstadt. Da es besonders in Städten problematisch ist einen „freien“ Campingplatz zu finden, sind wir sehr froh, dass wir bei Patrick (SERVAS Host) unterkommen. Wir treffen uns mit ihm bei McDonalds am Tag als Deutschland die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hat. Und wie es der Zufall so will, sitzt dort auch Sebastian, ein Argentinier, der mit seinem Motorrad von Argentinien nach Alaska und wieder zurück fährt. Sein Motorrad hat jedoch ein schwerwiegendes technisches Problem, was in Whithorse nicht behoben werden kann. Pat bietet ihm schnell seine Hilfe an, falls er sein Bike vorrübergehend bei ihm abstellen muss. Sebastian versucht aber vorerst so weiter zu kommen. Das Verrückte an der Sache ist aber, dass wir Sebastian bereits in Cooldfoot (im Norden Alaskas) gesehen haben, ohne ihn näher kennen zu lernen.
- Wir wünschen dir eine gute Fahrt und hoffen, dass wir uns irgendwo wiedersehen. -
Pat selbst fährt gelegentlich auch Motorrad und gibt uns einige Tipps mit interessanten Zielen. Darunter auch der „Grey Mountain“ in Whithorse mit einer guten Sicht über die Stadt. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt am Montag fahren wir dann auch zu dem empfohlenen Berg. Die Straßenbedingungen ändern sich schnell, von Asphalt zu Schotterpiste. Dazu kommen wenig später noch ordentliche Schlaglöcher und Auswaschungen, die uns einiges an fahrerischem Können abverlangen. Zu dumm, dass ich noch die Alu-Kisten am Motorrad habe und diese nicht komplett für den Einkauf geleert habe. Damit wird die Fahrt noch etwas ungemütlicher. Nach einigen Metern gesellen sich zu den Schlaglöchern und Auswaschungen noch größere Steine hinzu und die Steigung wird auch immer größer. Ich bin kurz davor anzuhalten, um die Kisten für die Weiterfahrt abzunehmen, aber das ist leichter gesagt als getan. Denn die Steigung ist mittlerweile so stark, dass ich mir es gut überlegen muss dort anzuhalten. „Augen zu und durch“ denke ich und komme schweißgebadet am Gipfel an. Doch bereits die letzten Meter den Berg hinauf wurde mir bewusst, dass wir da auch wieder runter müssen. Egal, jetzt wollen wir erst mal die Aussicht genießen. Dank des schönen Wetters sind die Fernsicht und der Blick auf die Stadt auch wirklich sehr schön. Nachdem wir uns etwas von den Strapazen erholt haben, versuchten wir uns an der Abfahrt. Jeweils ein Mal fallen uns die Maschinen dabei an besonders haarigen Stellen um. Zum Glück stehen wir zu diesem Zeitpunkt, sodass es keinen Schaden an Mensch und Maschine gibt. Abermals schweißgebadet, erreichen wir den Ausgangspunkt dieser Odyssee und ich habe endlich einen Namen für meine Tenere: „Mogo“. Das steht für Mountain Goat (Bergziege) und soll zum Ausdruck bringen, wie gut die Kletter- bzw. Geländeeigenschaften dieses Bikes sind. Ich bin wirklich stark beeindruckt, was mit einem solchen Gefährt alles möglich ist. Den nächsten Tag lassen wir etwas ruhiger angehen und gönnen uns eine Pause. Am Abend kochen wir für unseren Gastgeber “Eier in Senfsoße” nach dem Rezept von meiner Mutti und treffen damit genau den Geschmack von Pat, der sowohl Eier als auch Senf sehr mag. Schade, dass wir keinen Bautzner Senf zur Hand hatten.
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Auf Wiedersehen Alaska
10. Juli – 11. Juli
Das Ende ist in Sicht. Die Zeit in Alaska ist nun so gut wie vorbei, dies stimmt uns schon etwas wehmütig. Zu schön waren die Erlebnisse, Bekanntschaften und großartige Natur, die unser Bild von Alaska prägen. Schon jetzt wissen wir, dass wir früher oder später wiederkommen werden. Aber noch haben wir Alaska nicht verlassen.
Es ist Donnerstag (10. Juli) und wir brechen gegen 11:30 Uhr auf in Richtung Tok. Zuvor haben wir aber noch einen Tipp zur Sichtung von Bisons von Spike bekommen. Ein kleiner Umweg führt uns zu einer Farm, wo diese Riesen gehalten werden. Nachdem wir einige Minuten am Zaun des Geheges verweilen kommt ein Junge mit seinem Quad zu uns. Sein Name ist Cody und er arbeitet in der Ferienzeit auf der Range seiner Eltern. Bereitwillig erzählt er uns einige Informationen über die Farm und das Leben hier. Nach einigen Fotos geht es dann auch schon weiter nach Tok. Ewig geradeaus, bis zum Horizont (Wir fahren einen 35 Meilen langen Abschnitt ohne Kurve). Am Anfang waren diese langen Streckenabschnitte noch beeindruckend, doch mittlerweile sind sie meist nur noch öde. Der Fahrspaß bleibt hier im wahrsten Sinne „auf der Strecke“. Gelegentlich fahren wir deshalb Slalom oder strecken unsere Beine.
In Tok angekommen führt uns der erste Weg direkt zur Post, da wir bereits sehnsüchtig auf die bestellten Bremsklötzer gewartet haben. Wir hatten schon Bedenken, dass der Versand mehrere Wochen dauern würde, da die Teile aus Kaliforniern verschickt wurden. Aber alles ist gut, die Lieferung ist da. Im Anschluss bekommen unsere Maschinen neuen Treibstoff und wir auch. Schon seit einigen Tagen freuen wir uns auf einen ganz besonderen Burgerladen – Fast Eddy´s. Ronny, ein Freund aus Bautzen, der einige Zeit in Alaska verbracht hatte, machte uns bereits vor Antritt der Reise auf dieses Restaurant aufmerksam und als ich den Namen bei unserer Gastfamilie erwähnte, waren diese auch Feuer und Flamme. Es soll sogar Leute geben, die den Weg von Fairbanks nach Tok auf sich nehmen, nur um dort einen Burger zu essen. Das spricht für sich. Die Karte ist jedenfalls schon mal verheißungsvoll und lässt einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Die bestellten Burger schmecken, mehr muss ich dazu nicht sagen.
Gestärkt und fast schon im Suppenkoma geht es nun weiter in Richtung Grenze. Unsere letzte Übernachtung in Alaska haben wir in Chicken. Eine kleine Stadt, die vermutlich nur noch vom Transitverkehr und von Touristen lebt. Früher war es der Goldabbau. Einen Zeitzeugen besuchen wir dann noch an diesem Abend. Es handelt sich dabei um eine hölzerne Dredge, welche während der Goldgräberzeit die Flüsse durchwühlte. Auf der einen Seite wurde das Gestein mit Schaufeln, ähnlich wie beim Kohleabbau, ins Innere befördert und dort das Gold herausgefiltert. Zu kleine, aber auch zu große Goldbestandteile und auch das nutzlose Gestein wurde auf der anderen Seite wieder ausgeworfen. Zahlreiche Abraumberge sind deshalb in diesen Landstrichen zu sehen und prägen vor allem das Bild der Flussläufe. Zurück am Zeltplatz tauschen wir auch gleich noch die Bremsklötzer aus und machen uns über Cheryls leckeren Rhabarberkuchen her.
Am nächsten Morgen (Freitag der 11. Juli) fahren wir unsere letzten Kilometer, oder hier eigentlich noch Meilen, in Alaska auf dem sogenannten Top of the World Highway zur Kanadischen Grenze. Die Strecke ist im Vergleich zu dem Namen und anderen Strecken, die wir von Alaska kennen, relativ unspektakulär. Ebenso gestaltet sich der Grenzübergang. Ein paar kurze Fragen, ein Stempel und das war es schon. Wir hoffen, dass wir auch wieder so einfach in die USA einreisen können.
Die Straße auf der Kanadischen Seite ist deutlich besser und lässt uns rasch vorankommen. So erreichen wir schnell einen alten Bekannten, den Yukon River, der an dieser Stelle nur mit einer Fähre überquert werden kann. Die Fahrt ist kostenlos und nahezu rund um die Uhr möglich. Auf der anderen Flussseite sehen wir, wie gerade ein großer Truck auf die Fähre fährt. Von weiten sieht es so aus, als ob damit die Fähre schon voll ist, aber es fahren noch einige PKW auf. Nachdem alle Fahrzeuge wieder von Bord sind, haben wir einen Platz in der ersten Reihe und können die Überfahrt mit perfektem Blick auf Dawson City genießen…
Posted in Alaska by Krad Wanderer
Denali Nationalpark
3. Juli – 6. Juli
Nun ist es bereits Donnerstag (3. Juli). Eigentlich hatten wir uns auf eine trockene Unterkunft nach den nicht enden wollenden Regentagen gefreut, aber das wir dann gleich sechs Nächte bei Ann und Will bleiben, hätten wir nicht gedacht. Umso schwerer fällt uns der Abschied an jenem Donnerstag. Aber es nutzt nichts, es hat endlich aufgehört zu regnen und lässt uns somit hoffen, dass wir trocken zum Denali Nationalpark kommen. Rund 125 Meilen auf einer gut befahrbaren Straße liegen an diesem Tag vor uns und verlaufen entspannt.
Der Name des Parks leitet sich von dem indianischen Wort „denali“ ab und bedeutet „der Hohe“, was sich wiederum auf den höchsten Berg Nordamerikas, den Mount McKinley mit einer Höhe von 6193m bezieht. Im Besucherzentrum des Parks sind wir zunächst etwas verwundert, da die Eintrittskarten und die Campingplätze an einer anderen Stelle verkauft werden. Eigentlich hätte man das alles gut zusammenlegen können, aber hier hat man eben viel Platz. Dennoch hoch erfreut verlassen wir das Besucherzentrum, da der Annual Pass (Ausweis für alle Nationalparks in den USA) für uns beide gültig ist. So mussten wir nicht wie zuvor angenommen zwei Pässe kaufen. Wir waren schon kurz davor diesen Pass in Deutschland zu bestellen – wohlgemerkt jeweils einen. Somit haben wir quasi $80 gespart. Gut gelaunt ging es nun zu dem Platz an dem man die Shuttlebus -Touren und Zeltplätze ordern kann. Um den National Park zu besichtigen ist man auf die Shuttlebusse angewiesen, da man mit dem eigenen Fahrzeug nicht hineinfahren darf. Wir entschieden uns für eine Bustour bis zum Eielson Visitorcenter (ca 100km im Parkinnere ) und dafür zwei Nächte auf dem Campingplatz zu bleiben, da die Touren morgens sehr zeitig starten und bis spät abends dauern. Viele Möglichkeiten für die Auswahl des Campingplatzes hatten wir zwar nicht mehr, da wir vorher nichts reserviert hatten. Aber bei den günsitgen „Tent-only“ Plätzen war noch was frei (und das nahezu mückenfrei).
Damit wir die Zeit im Denali Nationalpark optimal ausreizen konnten, entschieden wir uns den Bus 6.30Uhr (morgens) zu nehmen und waren dann sogar so zeitig an der Haltestelle, dass man uns im 6.00Uhr-Bus mitgenommen hat. Die Entscheidung so zeitig aufzustehen war goldrichtig. Denn auf dem Weg zum Visitorcenter sahen wir bereits einige Moose, Karibus, Dall Schafe und sogar eine Bärin mit ihren zwei Jungen. Allerdings auch nur wieder aus relativ großer Entfernung. Viel wichtiger ist jedoch, dass wir den Mount McKinley wolkenfrei sehen konnten. Denn lediglich 30 Prozent der Besucher sehen den Berg ohne Wolken. Viele bekommen ihn gar nicht zu sehen. Wir hatten ja bereits auf unserem Flug nach Anchorage das Glück den „Hohen“ in seiner vollen Pracht sehen zu können, aber jetzt vom Boden aus ist er schon deutlich beeindruckender.
Am Visitorcenter angekommen machten wir eine kurze Pause, um dann gestärkt eine Wanderung auf dem Alpine-Trail machen zu können. Der Anstieg hatte es in sich, sodass wir die Verschnaufpausen ausgiebig zum Fotografieren nutzten. Es ist kaum zu glauben wie abwechslungsreich die Vegetation an einem mit Steinen und Schotter besetzten Hang sein kann. Immer wieder endeckten wir neue Pflanzen, die mit ihren Blüten farbige Akzente in den steinigen Boden zauberten. Aber auch die Fauna kam nicht zu kurz. Zum einen trieben zahlreiche arktische Ziesel (arctic ground squirrel) ihr Unwesen und zum anderen zog ab und an ein Goldadler seine Kreise über uns. Die niedlichen und teilweise relativ zutraulichen Ziesel hatten es uns angetan und hätten uns zu Zeiten der Analogfotografie sicherlich einige Filmrollen gekostet. Für uns war es einfach nur herrlich die kleinen Nager zu beobachten. Und je länger wir an einem Punkt ausharten, umso zutraulicher wurden sie.
Die Landschaft um uns herum war natürlich auch ein gern fotografiertes Motiv. Oft wünschte ich mir Aufnahmen wie bei Google Streetview machen zu können, um euch noch besser zeigen zu können wie es hier aussieht. Unsere Fotos und Erzählungen können nur einen Bruchteil der Schönheit hier wiedergeben. Theoretisch könnten wir hier alle hundert Meter ein Foto machen, da sich die Blickwinkel und die Motive verändern, aber das muss eben erst mal reichen. Langsam zog sich dann auch eine kleine Wolkenschicht vor den Berg, was für uns ein Zeichen war den Rückweg anzutreten. So ging es also wieder in den grünen großen Bus auf die staubige Piste. Auf dem Rückweg hatten wir noch mehr Glück als bereits auf dem Hinweg. Neben einem Fuchs und einem Schneehuhn sahen wir auch die Bärin mit ihrem Nachwuchs wieder. Leider hatte es der Busfahrer verdammt eilig und düste schnell nach einigen kurzen Minuten weiter. Wir alle waren nicht gerade begeistert, da die Bärin, auch wenn sie noch recht weit weg war, sich in unsere Richtung bewegte und sie uns wahrscheinlich richtig nahe gekommen wäre. Also können wir nur wieder hoffen, in Kanada etwas näher an Meister Petz heranzukommen.
Am Campingplatz angekommen machten wir uns noch ein leckeres Abendessen und mit gefüllten Bäuchen und geschafft von der Wanderung ging es dann schnell zu Bett. Denn am nächsten Tag sollte es weiter auf dem Denali Highway Richtung Delta Junction gehen. Unser Morgen begann mit dem üblichen Prozedere – Essen, Waschen, Zelt abbauen, Motorräder beladen. Diese standen aber auf einem Parkplatz circa 500m entfernt von unserem Zeltplatz und nachdem ich mein Bike geholt hatte und mit dem Beladen beschäftigt war, holte Ulli ihre Maschine. Leider stellte sie bereits auf dem Weg zum Zeltplatz fest, dass der hintere Reifen platt war. Und wer schon mal einen Reifen von Hand gewechselt hat, weiß wie sehr wir uns in diesem Augenblick gefreut haben… Kaum standen wir so da und holten das Werkzeug heraus, kamen schon die ersten Biker und boten uns ihre Hilfe an. Schnell war ein Kompressor hergezaubert und Lester kümmerte sich auch gleich noch um unsere Ersatzteilversorgung. Er telefonierte mit einigen Händlern und versuchte uns so ein paar Bremsbeläge zu besorgen, da diese hier nicht ohne weiteres zu bekommen sind.
- Lester, Paul und John leisten “Erste Hilfe”
Lester, John und Paul vielen Dank an dieser Stelle für eure Hilfe! Leider habe ich eure Karte mit den Kontaktdaten verloren. Falls ihr das lest, würden wir uns über ein Lebenszeichen von Euch sehr freuen.
Mit dem Kompressor war der Reifen schnell wieder aufgepumpt und wir hätten weiterfahren können. Uns war aber klar, dass wir nach der Ursache suchen müssen. Also heißt es Reifen demontieren und den Schlauch überprüfen. Gesagt getan. Hinterrad ausgebaut und auf dem Reifen so lange rumgekaut bis sich der Gummi von der Felge lösen ließ. Nun mussten wir das Problem finden. Denn im Reifen selbst konnten wir keinen Fremdkörper entdecken, der ein Loch verursacht hätte. Es war zu unserem Erstaunen ein alter Flicken. Eine Blase hatte sich gebildet und ist bis zum Rand gewandert, wo sie langsam Luft entweichen ließ. Ein weiterer Flicken sollte das Problem lösen und tat dieses auch. Nachdem die Quelle des ungewollten Luftstroms geschlossen war, ging es an die Montage des Hinterreifens. Zum Glück hatten wir das Motorrad günstig geparkt und konnten die Arbeiten im Schatten durchführen. Wenn ich mir vorstelle, dies alles bei vollem Sonnenschein im Beisein blutdurstiger Moskitos durchführen zu müssen, dann vergeht es mir jetzt schon. Aber am Ende hat alles geklappt und wir konnten die Fahrt nach circa 3 Stunden Verzögerung endlich fortsetzen und uns auf den Denali Highway freuen.
Zunächst wollten wir aber noch einen Abstecher zum Savage River machen, an dem wir am Tag zuvor ein Karibu durch den Fluss waten sahen. Hier wollten wir eigentlich eine kleine Wanderung unternehmen. Dank der Reifenpanne passte dies jedoch nicht mehr in unseren Zeitplan, da wir uns noch eine Husky-Show ansehen wollten, die im Park jeden Tag frei für alle Besucher gezeigt wird. So blieb uns nur die Zeit, um etwas Sonne zu tanken und einen kleinen Snack zu verspeisen. Auch unseren Füßen gönnten wir ein Wellnessprogramm im kalten Flusswasser. Kurz darauf fuhren wir zurück zur Husky-Show, bei der uns Parkranger die Arbeit der Tiere erklärten und kurz demonstrierten wie leistungsfähig diese Powerpakete sind. In der Winterzeit sind sie teilweise die einzigen Fortbewegungsmittel, da Schneemobile ihren Dienst bei Temperaturen unter -30°C versagen. Für Huskys hingegen fangen die optimalen Temperaturen erst bei -10°C an. Mit ihren Schlitten transportieren sie in der Winterzeit zum Beispiel Baumaterialien an Stellen, die im Sommer mit Fahrzeugen nicht zu erreichen sind. Aber auch für Rettungsaktionen werden sie eingesetzt. Nach dem die Show vorüber war ging es dann weiter nach Osten.
Der Denali Highway selbst war sehr staubig und hatte auf den 120 Meilen Gravel Road zwischen Cantwell und Paxson viele große Schlaglöcher zu bieten. Doch die Landschaft mit Blick auf die Alaska Range, durch die uns die Straße führte, glich diese Widrigkeiten wieder aus. Ziel war ein uns bereits bekannter Ort, den wir bereits auf der Fahrt nach Fairbanks kennengelernt hatten. Nördlich von Paxson sahen wir bei der ersten Vorbeifahrt einen Gletscher dessen Schmelzwasser bereits eine Straße erreicht hatte und diese überflutete. Dies wollten wir uns nun etwas genauer ansehen und schlugen unser Lager auf einer großen Fläche auf, auf welcher vermutlich einige Tage zuvor der 4. Juli (Unabhängigkeitstag) gefeiert wurde. Leider kamen wir bei unseren Erkundungen nicht all zu weit, da das Wasser sich bereits seinen eigenen Weg gebahnt hatte und uns somit von der Weiterfahrt abhielt. Mit etwas mehr Off-Road-Erfahrung wäre man hier sicherlich noch weiter gekommen, aber wir stehen noch am Anfang unserer Reise und haben noch ein paar Kilometer vor uns, um dazuzulernen. Im Anschluss fuhren wir weiter nach Delta Junction.
Posted in Alaska by Krad Wanderer
Wrangell – St. Elias Nationalpark
Am Mittwoch (18. Juni) machen wir uns, nachdem wir uns ausgiebig bei unserer Gastfamilie verabschiedet haben, auf den Weg zum Wrangell – St. Elias Nationalpark, dem größten Nationalpark der USA. Es fiel uns wirklich nicht leicht Gail, Tim und Ann zu verlassen, denn eigentlich hätten wir noch viel mehr gemeinsam unternehmen können. Zum Glück besteht die Möglichkeit die Drei in den „lower 48s“ (USA ohne Hawaii und Alaska) wiederzusehen. Wir sind selbst gespannt ob wir das hinbekommen.
Von nun an ging es schnurstracks auf dem Glenn Highway gen Osten. Auf gut ausgebauten Straßen konnten wir schnell viele Kilometer hinter uns bringen, wenn auch die Landschaft eigentlich immer wieder schöne Fotomotive hergeben hat. Diesen Konflikt zwischen „Strecke zurücklegen“ und Fotografieren haben wir oft. Hinter fast jeder Kurve taucht eine neue grandiose Szene auf, doch jedes Mal anhalten, Helm und Handschuhe ausziehen, Kamera aus dem Tankrucksack holen usw., das ist dann doch manchmal zu viel. Bei einem kurzen Tankstopp in Glennallen, unterhielten wir uns unter anderem mit einen KTM Adventure Fahrer. Diese Bikes sind hier eher selten anzutreffen, genau wie unsere Teneres. Eigentlich gibt es hier nur BMWs oder Harleys. Unsere Zweiräder gehören eher zu den Exoten und sorgen nahezu bei jedem Stopp für kurze Gespräche (Woher? Wohin? Was für Bikes? Wie lange? …) So kommen wir jedenfalls immer schnell in Kontakt mit den Einheimischen und profitieren gelegentlich von guten Tipps.
Nachdem wir unsere Fahrt fortgesetzt und gut Strecke gemacht haben, wurde es Zeit einen Schlafplatz zu suchen. Da kam uns ein kleiner See gerade recht. Recht idyllisch sah unser Nachtlager aus, wenn da nicht wieder diese Mücken wären. Der Zeltaufbau erfolgte in Motorradkombi inklusive Handschuhen und dem Insekten-Hut über dem Kopf. Und ich dachte schon, dass die Biester am Skilak Lake anstrengend waren. Nachdem aber das Zelt stand und alles eingeräumt war, konnten wir gut schlafen, schließlich war es dann auch schon 23:45 Uhr. Es wird hier nach wie vor erst sehr spät dunkel, wenn man es überhaupt so nennen kann, was das Einschlafen deutlich erschwert. Bisher haben wir die Sonne noch nicht wirklich untergehen sehen.
Am Morgen ging es nach einem Erdnussbutter-Marmelade-Bananen-Sandwich wieder an den Start, weiter zum Wrangell – St. Elias Nationalpark. Ab Chitina war allerdings Schluss mit der asphaltierten Straße, nun hieß es auf über 60 Meilen Erfahrungen mit losem Schotter auf der Piste zu sammeln. Die ersten Kilometer waren sicherlich sehr krampfhaft, da hier der Schotter besonders tief war. Nach einer Weile wurde die Piste besser und umso sicherer konnten wir weiterfahren. Gegen Mittag kamen wir dann in McCarthy an, wo es über eine schmale Brücke nur noch zu Fuß weiter gehen sollte. Von da an konnte man sich die circa 5 Meilen nach Kennecott, einem alten Kupferminen Ort, mit einem Shuttlebus bringen lassen oder eben laufen. Da die Wander Trails erst in Kennecott starten, wäre dieser Fußmarsch hin und zurück, plus dem eigentlichen Wanderweg für einen Nachmittag zu lang gewesen. Aber wie es der Zufall so wollte, kamen wir auch an der Brücke ins Gespräch mit einem Radfahrer, der uns offenbarte, dass wir die Brücke mit den Motorrädern befahren können. Die Einheimischen fahren schließlich auch ständig mit ihren ATVs rüber. Damit hat er uns einen Fußmarsch von insgesamt guten 10 Meilen erspart. In Kennecott angekommen, präsentierten sich die alten Gebäude und die Konzentrationsmühle bei bestem Fotowetter und wurden gleich mit unseren Bikes abgelichtet. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden hier in der Umgebung große Kupfervorkommen mit besonders hoher Konzentration des Erzes (bis zu 80%) gefunden. Diese waren eine der größten je gefundenen Kupfervorkommen. 1938 wurden die Minen von einem Tag auf den anderen verlassen, erst in den 50er Jahren wieder aufgefunden und bis heute restauriert. Während des Betriebes wurde Kupfer im Wert von mehr 200-300 Millionen USD abgebaut. Die Minen um Kennecott versorgten die Welt mit Kupfer für die voranschreitende Elektrifizierung, industrielle Entwicklung und zur Herstellung von Munition für den 1. Weltkrieg. Auch heute noch operiert die „Kennecott Copper Corporation“ (damals gegründet von den Familien Havermeyer, Guggenheim und J.P. Morgan) zahlreiche Minen rund um den Globus.
Der Rohstoff musste irgendwie aus der tiefsten Wildnis Alaskas abtransportiert werden, um ihn dann weiter in alle Welt zu verschiffen. Dazu wurde eine 196 Meilen lange Eisenbahnlinie über Flüsse und durch mehrere Mountain Ranges von Valdez nach Kennecott gebaut. Dies forderte den Arbeitern einiges ab und lange wurden die Ingenieure belächelt, ob dies überhaupt zu schaffen sei. Die Schotterpiste von Chitina nach McCarthy folgt dieser alten Linie und ist zum größten Teil auf der alten Eisenbahntrasse angelegt worden. Am Gilhana River steht noch ein alter verfallener Abschnitt der beeindruckenden Holzbrücke während wir an anderer Stelle den Kuskulana River Canon auf der alten Stahlträgerbrücke von 1910 direkt überqueren. Diese abgeschiedene Gegend hier hat also eine sehr interessante Vergangenheit mit großer Bedeutung für die damalige Zeit.
Direkt vor der Mine bot sich uns ein sonderbarer Anblick, wie auf einem anderen Planeten. Wir sahen eine zerklüftete und dunkle Oberfläche, mehrere Kilometer weit. Die Reste der großen Gletscher vergangener Zeiten lagen in teilweise bizarren Formen vor uns und zeigten uns wie groß dieses Massiv gewesen sein mag. Nun hieß es aber erst einmal absatteln und umziehen, damit wir unsere Tour zu Fuß fortsetzen konnten. Wir wollten einen mit 3,5 km ausgeschriebenen Trail entlang des Root Glaciers wandern, was wir auch taten. Entlang dieses Trail hatten wir immer wieder herrliche Blicke auf die durch den Gletscher geformte Landschaft und auf den Gletscher selbst, bis es plötzlich nicht mehr weiter ging. Wir waren schon ein gutes Stück gewandert, waren uns aber sicher, dass dies nicht das Ende des Trails sein kann. Nach kurzer Suche fanden wir auch eine Alternative und setzten den Weg fort. Doch dieser Weg wurde teilweise sehr interessant und forderte uns eine Menge Überwindung ab, denn der Weg führte genau an der Kante der Gletscherrinne entlang. Bald merkten wir, dass der Weg kein Ende nehmen wollte. Die 3,5 km hätten längst vorbei sein müssen, dennoch ging es weiter. Nachdem wir langsam an den Rückweg denken mussten und sich die Aussicht nur noch wenig änderte, kehrten wir um, da wir uns auch noch den Root Gletscher aus nächster Nähe ansehen und ihn betreten wollten. Vom Punkt der Umkehr bis zum Ausgangspunkt zeichneten wir den Weg dieses Mal mit GPS auf und siehe da: aus den angegebenen 3,5 km wurden 8 km. Unterwegs trafen wir noch auf eine Vogelfamilie (vermutlich Schneehühner, die Wappentiere von Alaska, genannt Ptarmigan). Eines der Küken blieb bewegungslos vor uns sitzen, während sich der Rest schnell aus dem Staub machte. Aber schnell kam die Mutter zurück, beschützte mutig ihren Nachwuchs in dem sie uns entgegenflatterte und lockte uns schließlich von dem Küken weg indem sie sich krank stellte.
Ziemlich geschafft kamen wir an unseren Bikes an und waren sehr froh nun nicht auch noch zu der Fußgängerbrücke laufen zu müssen. Nun fuhren wir wieder westwärts, kochten am Kennicott River Abendbrot und suchten uns einen Schlafplatz am Rande der Piste. In einem Land wie Alaska geben wir keine 20 USD pro Person für einen Campingplatz aus. Dafür gibt es hier einfach zu viele Möglichkeiten wild zu campen. Bei der Schlafplatzsuche bekamen wir es mit einer der mächtigsten Naturgewalten Alaskas zu tun: Moskitos. Es sind einfach zu viele und man kann sich nicht wirklich wehren, wenn man nebenbei noch ein Zelt aufbauen muss. Der Beste Schutz vor den Attacken dieser fürchterlichen Kreaturen ist für uns, die komplette Motorradmontur vom Stiefel bis zum Helm und Handschuh anzulassen. Doch die unter den Klamotten entstehende Hitze treibt einen an den Rand des Wahnsinns und sorgt für gereizte Stimmung. Wieviel schöner wäre diese Landschaft, wenn es diese Quälgeister nicht gäbe?
Posted in Alaska by Krad Wanderer