Weihnachten – Ziegenbraten am Fluss

23.-26.12.2014
 
Nach zwei Nächten in Oaxaca Stadt fahren wir weiter zur Familie von Jorge. In Putla Villa de Guerrero leben zwei Brüder von Veronica (der Mutti von Jorge) mit ihren Familien. Gegen Ende der mehrstündigen Fahrt durch die Berge sind wir „Topeskrank“. Mit Topes, auch schlafende Polizisten genannt, haben wir natürlich vorher schon Bekanntschaft gemacht. Auch mit den Motorrädern sollte man diese zumeist steinernen Geschwindigkeitsbegrenzer nicht mit zu viel Schwung erwischen. Hinten im Auto in Kombination mit kurvenreicher Straße und dem ständigen Abbremsen und Beschleunigen für die Topes kündigt sich uns ein flaues Gefühl im Magen an. Glücklicherweise lenkt uns die immer tropischer anmutende, in Nebelschwaden gehüllte Berglandschaft etwas davon ab.
 
Wir werden von Daniel und seiner Frau sehr freundlich empfangen und kaum dass wir sitzen steht auch schon ein Abendbrot auf dem Tisch. Als Appetizer probieren wir Ameisen. Mit einer Körperlänge von fast 1 cm sind sie etwas dicker als das was wir aus deutschen Wäldern kennen. Sie werden hier einmalig im Jahr gesammelt und werden unter anderem in Tacos gereicht. Ich hätte die Ameise nicht zerkauen sollen, geschmacklich finde ich sie nicht so besonders. Müsste ich mich entscheiden, würde ich die Grashüpfer vorziehen.
Das 2-Etagen Haus der Familie sieht von innen und außen aus wie ein Rohbau in Deutschland. Kein Putz, keine Farbe, die Möbel, soweit vorhanden, stehen vor der nackten Steinwand. Fensterscheiben gibt es keine, und die sind auch nicht nötig. Wahrscheinlich wären geschlossene Fenster in der ganzjährig feuchten Luft hier eher dem Schimmel zuträglich. Die wenigsten Räume haben Türen. Im Vorraum ist eine Hängematte angebracht, sehr sympathisch. Im Hinterhof befindet sich ein wichtiger Teil der Küche: die Feuerecke. Das Badezimmer ist ein circa 2 Quadratmeter großer Raum, in dem es eine Toilette, ein Waschbecken und ein aus der Wand ragendes Wasserrohr als Duschkopf gibt. Aus diesem kommt nur kaltes Wasser. Möchte man warm duschen, wird im Hinterhof über dem Feuer Wasser erhitzt und dieses dann in einem Eimer im Badezimmer zum Schöpfen bereitgestellt. In den Sommermonaten möchte man hier wahrscheinlich ohnehin nur kalt duschen.
 
Am 23.12. sind wir zu einer Taufe in einem Dorf weiter südlich in Oaxaca (San Miguel Tlacamama) eingeladen. Während der dreistündigen Anfahrt über Topes und Bergstraße, hören wir unsere Musik, die wir auf dem Smartphone mitgebracht haben, welche auch Roxana und Jorge gut gefällt.
Für die Feier machen die Dorffrauen vor Ort in Handarbeit Tortillas, eine von den älteren Frauen mit freiem Oberkörper. Der frisch zubereitete Teig wird zunächst in Bällchen geformt, dann in einer Handpresse zwischen Folie zu einem dünnen Fladen geformt welcher dann gekonnt in einer Handbewegung und ohne zu zerreißen auf die Feuerplatte gelegt wird. Der ersten spaßhaften Einladung mitzumachen, lehne ich zunächst ab. Später, entscheide ich mich dazu, es doch mal zu versuchen. So lerne ich Sylvia kennen, scheinbar die Chefin, die mich direkt mit ernster Miene und forschen Anweisungen instruiert. Damit ich den gut eingespielten Ablauf der Tortilla Herstellung nicht unterbreche, hatten sie mir etwas Teig zum Üben übrig gelassen. Mit meiner Lehrlingstunde stehe ich plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der gesamten Partygesellschaft. Natürlich ist es interessant, wie sich Blondie bei der traditionellen Tortilla Herstellung anstellt. Und natürlich bleibt mir der Teigfladen an den Händen kleben, sodass mehrere Einzelstücke auf der Feuerplatte landen. Was soll’s, so ist wenigstens für Unterhaltung gesorgt. Nachdem ich dann einige Tortillas hergestellt habe, darf ich sie in einem Körbchen meinem Mann reichen, welcher sie dann verspeisen „muss“. Nun kann ich mit Sylvia auf ein Bier anstoßen und wir sind nun „beste Freundinnen“.
 
Ein Höhepunkt der Feier wird besonders von den Kindern herbeigesehnt: Piñatas zerschlagen (eine vorweihnachtliche Tradition in Mexiko). Heutzutage sind Piñatas Pappmachefiguren von Comic-helden, die mit Süßigkeiten gefüllt sind. Die Kinder versuchen der Reihe nach, die an einem Seil ausgehangene Figur mit einem Stock zu zerschlagen, sodass alle Süßigkeiten herausfallen. Sobald dies passiert ist, stürzen sich alle Kinder auf den Boden, um so viele Bonbons wie möglich zu ergattern. Ursprünglich hatten die Piñatas die Form einer Kugel mit sieben kegelförmigen Spitzen, welche die sieben Todsünden darstellen sollen. Man wollte sich also symbolisch von den Sünden befreien, indem man sie zerschlägt. Mittlerweile finden selbst die Mexikaner diese Ausweitung der Tradition fragwürdig, da die Kinder auf Figuren schlagen sollen, die sie eigentlich mögen. An diesem Tag jedenfalls werden einige dieser Figuren von den vielen anwesenden Kindern auseinandergenommen.
 
An Heiligabend gehen wir vormittags mit der ganzen Familie im Fluss baden. So sind wir eine Weile mit Springen und Wasserball beschäftigt. Am Flussufer gibt es auch gleich noch Mittagessen: Tortillas mit Käse und Avocados. Nach einigen Spielrunden Loteria im Gras fahren wir zurück zum Haus. Daniel nimmt uns später mit, um die Ziege abzuholen. Diese hatten wir zwei Tage zuvor noch lebend kennengelernt, nun fahren wir los, um sie im Topf wieder nach Hause zu bringen. Freunde von ihm hatten das Garen der Ziege bei ihrem Haus vorgenommen. Dazu wird ein Erdloch mit glühender Kohle ausgelegt und das Ziegenfleisch auf einem Holzgitter darübergelegt. Das ablaufende Fett und die Fleischsäfte bereichern eine Maissuppe, die in Töpfen darunter köchelt. Das Ganze ist mit Bananenblättern abgedeckt unter denen das Fleisch circa 3-4 Stunden gart. Als wir an der Hütte im „Dschungel“ ankommen, ist es noch nicht ganz fertig und wir müssen noch etwa eine Dreiviertelstunde warten. Die alte Frau die uns in Empfang nimmt, ist für mich so etwas wie ein Weihnachtsengel. Sie strahlte eine Freundlichkeit, Zufriedenheit und Glückseligkeit aus, die ich selten bei Menschen gesehen habe. In der ärmlich ausgestatteten Hütte leuchten ein paar Lichterketten und zwei kleinere Mädchen betrachten uns aus einer Distanz die sowohl eine gewisse Neugier als auch Scheu vermuten lässt. Inzwischen ist es dunkel und es hat angefangen stark zu regnen. Dem uns mehrmals angebotenen Dosenbier konnten wir uns schließlich nicht erwehren und so muss ich doch nach einiger Zeit nach der Toilette fragen. Kurzerhand bekomme ich eine Art Grubenlampe umgehangen und soll dem Jungen folgen. Es ist dunkel wie im Bärenarsch, regnet in Strömen und ich krieche durch das Unterholz, um ein ominöses Plumpsklo zu finden. Zum Glück kenne ich das noch vom Hof meiner Urgroßeltern, nur ohne den Teil mit dem Unterholz. Als mich Stephan später fragt wo nun das Klo sei kann ich mir das Lachen kaum verkneifen und schicke ihn in den Busch.
 
Nun ist es soweit und die Ziege wird aus ihrem letzten Loch geholt. Stück für Stück wird sie in einen großen Topf gelegt und neben die Suppe in den Kofferraum gestellt. Auf der holprigen Heimfahrt kriecht uns der Geruch in die Nase. Ich kann es kaum erwarten bis das Abendbrot vorbei ist. Gekochtes Tier esse ich nicht gerne und schon gar nicht Körperteile wie Luftröhre, Blutmagen und andere Innereien, auch wenn ich wenigstens aus Höflichkeit etwas probieren würde. Überwinden kann ich mich dennoch nicht und zum Glück wird man hier nicht gezwungen etwas zu essen was man nicht mag.
Es regnet fast den ganzen Weihnachtsabend lang und so wird die für draußen geplante Feier nach innen verlagert. Wir spielen mehrere Spiele, darunter Steinewandern, ein weiteres Spiel ähnlich wie Activity und später Stuhltanz. Als Mitbringsel hatten wir in D.F. Vanillekipferl nach deutschem Rezept gebacken, die innerhalb kurzer Zeit verschwunden sind. Geschenke werden an Weihnachten nicht ausgetauscht, das erfolgt später am 6. Januar, dem Tag der Heiligen drei Könige.
Am nächsten Tag gehen wir an einem anderen Fluss baden und picknicken, wobei nach der Mandarinenschalenschlacht die Reste der Ziege bis auf die Knochen verspeist werden.
 
Den letzten Abend verbringen wir auf dem Zocalo, dem Platz vor dem Rathaus. Die Mexikaner haben ihre eigene Art mit politischer Unzufriedenheit umzugehen. So sind das Rathaus und der Platz mit Aufschriften wie „Monica la Rata“ verziert. Monica ist der Nachname des Bürgermeisters der der Geldscheffelei (la rata = die Ratte) bezichtigt wird. Er wurde vor einiger Zeit aus der Stadt vertrieben. Die Polizei hat nichts unternommen, da sie es im Prinzip genauso sieht.
Wir schlendern noch ein wenig über die Kirmes, die unseren Volkswiesen in nichts nachsteht: jede Menge Essen, Spielbuden und Fahrgeschäfte. Nur das man bei uns wahrscheinlich nicht im laufendem Betrieb Schweißarbeiten am Gestell durchführen würde und um das kleine Riesenrad eine Sperrzone gezogen hätte, damit niemand von den rotierenden Gondeln am Kopf getroffen wird. Die warmen Churros jedenfalls versüßen uns den Abend nachdem wir an einer Schießbude ein paar Puppen zum Tanzen gebracht haben.
 
Am nächsten Morgen müssen wir mal wieder von lieben Menschen Abschied nehmen. Wir werden dazu eingeladen, wiederzukommen und wissen im gleichen Moment dass es wie so oft ein Abschied für immer sein könnte. Die Rückfahrt nach D.F. zieht sich in die Länge und für das letzte kurze Stück in die Stadt brauchen wir 2 Stunden. Da hilft es dann doch wenn einem die Straßenverkäufer die Süßigkeiten beim Ampelstopp ans Auto bringen. Als Schokoriegelverkäufer an der Dauerstaustrecke an der Leverkusener Brücke auf der A1 wäre es bestimmt einen Versuch wert.
 


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Oaxaca – Feste und Proteste

20.-26.12.2014
 
Bereits im Vorfeld, als wir Jorge und Roxana nur über Email und Facebook kannten, boten sie uns an uns über Weihnachten mit zu ihrer Familie nach Oaxaca zu nehmen. Das kam für uns etwas überraschend oder könnt ihr euch vorstellen, jemanden aus einem fremden Land, den ihr nicht kennt, über Weihnachten zu Eurer Familie einzuladen?
 
Wir fahren also am 20.12. in zwei Autos mit Jorge, Roxana, Jorges Mutti Veronica und seiner jüngeren Schwester Laura in den Weihnachtsurlaub. Die Bikes haben wir in Mexiko-Stadt bei Jorges Elternhaus unterbringen können. Unser erstes Ziel ist die Hauptstadt Oaxaca des gleichnamigen Bundeslandes. Am Nachmittag kommen wir an und checken in ein Hotel ein.
Wir machen uns auf zur Stadterkundung und stoßen bald an einer Straßenecke auf gepanzerte Landes- und Kommunalpolizei. Jorge zuckt nur mit den Schultern als ich ihn frage wofür sie hier sind. Er vermutet die Gegenwart von wichtigen Regierungsmitgliedern. Wir beschäftigen uns also erstmal auf dem anliegenden Markt mit dem Verspeisen von gerösteten Grashüpfern. Da es unser erstes Insekt ist, was wir gleich zerkauen werden, kostet es schon ein wenig Überwindung es in den Mund zu stecken. Mit dem Chili Gewürz ist es geschmacklich eigentlich in Ordnung, es ist eher der Kopf der sich bei dem Gedanken „Insekt“ querstellt, weil es so ungewohnt ist. In einer lauten, engen und überfüllten Markthalle essen wir zum Abendbrot ein Gericht mit Mole. Mole ist eine mexikanische Soße, die aus ungesüßter Schokolade, Chilis, Nüssen und weiteren Zutaten hergestellt wird und zu herzhaften Gerichten wie Fleisch und Gemüse gereicht wird.
 
Auf der Plaza im Stadtzentrum (dem Zocalo) stehen mehrere Campingzelte. Zuerst dachten wir hier wohnen Obdachlose, doch als wir immer mehr Zelte und dann auch die Plakate sehen wird es uns klar: der Platz ist von Demonstranten belagert, die auf die Ereignisse von Ayotzinapa aufmerksam machen und Handeln sowie Aufklärung seitens der Regierung fordern. Im September 2014 waren in der Kleinstadt im Bundesstaat Guerrero 43 Studenten von den Narcos (Drogenkartell) unter Mitwirkung der Kommunalpolizei entführt worden. Vermutlich sind sie ermordet worden und werden in ein paar Jahren in einem der Massengräber gefunden, die gelegentlich in Mexiko entdeckt werden. Hier in Oaxaca stehen nun Bürger, ausgestattet mit Holzlatten und wollen wissen, wo ihre Studenten, ihre Kinder, ihre Geschwister oder ihre Mitbürger sind. Auf Plakaten steht „Ayotzinapa, Crimen de Estado“ – „Ayotzinapa, Verbrechen des Staates“, an einer Leine hängen Fotos mit Namen und Alter jeder der 43 Studenten „Vivos los Queremos“ – „Wir wollen sie lebend“. Jetzt wissen wir auch warum die Polizei um die Ecke steht. Heute bleibt jedoch alles friedlich. Auf dem Platz tummeln sich Familien mit Kindern, Hochzeitsgesellschaften, Ballonverkäufer und viele andere Menschen.
 
Später am Abend werden wir Zeugen von lokalen Hochzeitsfeier-Traditionen. Nach der Trauung in der Kirche tanzen auf dem Vorplatz große Pappmaché Figuren, welche das Hochzeitspaar symbolisieren, und alle Gäste sowie natürlich die frisch Getrauten tanzen mit. Unter lauter Begleitung von Livemusik einer Kapelle ziehen sie weiter durch die Straßen. Davon sehen wir heute Abend gleich drei Züge. Bei einer der Hochzeiten bekommen wir vor der Kirche Santo Domingo (eine der Hauptattraktionen der Stadt) ein Feuerwerk geliefert, welches ein Ausschnitt von „Rhein in Flammen“ hätte sein können. Immer wieder werden neue Raketen in die Abschussvorrichtung gestopft. Die Abschussvorrichtung steht dabei nur unweit von der Menschenmenge entfernt, was in Deutschland mit Sicherheit so nicht erlaubt wäre. Angeheitert durch die fröhliche Stimmung schlendern wir weiter durch die Straßen Oaxacas, vorbei an Kunstwerkstätten, Tanzveranstaltungen, einem Opernfestival und einem katholischen Menschenzug. Wir sind überrascht von der Vielfältigkeit der Ereignisse die sich hier abspielen.
 
Den Abend lassen wir im Hotel mit einem traditionellen mexikanischen Spiel ausklingen, welches Veronica mitgebracht hat. Es nennt sich „Loteria“, funktioniert ähnlich wie Bingo, nur mit Bildern anstelle von Zahlen und ist somit für uns eine gute Möglichkeit unseren spanischen Wortschatz zu erweitern. Da unsere mexikanischen Freunde auch gerade Deutsch lernen, ist für einen lustigen Abend gesorgt.
Endlich ist es soweit, wir besuchen zum ersten Mal eine der zahlreichen Zonas Arqueológicos, damit werden in Mexiko die Ausgrabungsstätten der Ruinen von Pyramiden oder ganzen Städten aus präkolumbianischer Zeit bezeichnet. Nahe Oaxaca liegt auf einem Berg in 2000m Höhe die alte Zapoteken Hauptstadt Monte Albán, welche religiöses, politisches und wirtschaftliches Zentrum der Zapoteken war. Auf der 200x300m großen, von ihren Erbauern künstlich angelegten Plattform, stehen die fast 2000 Jahre alten Bauten, darunter Pyramiden, Wohnanlagen, Grabkammern, ein Observatorium, Tempel, ein Ballspielplatz und Skulpturen. Wir steigen auf eine der Bauten und haben von oben einen Überblick auf die alte Stadt, in der nach Erkenntnissen der Archäologen während des Höhepunktes der Macht im 5. und 6. Jhd. n.Chr. bis zu 30.000 Menschen lebten. Da wir uns auf einer Bergkuppe befinden, haben wir nicht nur Aussicht auf die Stadt, sondern auch auf die umliegenden Täler, was das Erlebnis für uns noch imposanter macht.
Auffallend ist eine Reihe von Steinen mit eingemeißelten Figuren. Diese Steine heißen Danzantes, was so viel bedeutet wie Tänzer, da man die Figuren anfangs als diese interpretierte. Nach neuer Auffassung stellen die Strukturen jedoch nackte Kriegsgefangene dar, die zum Teil entmannt wurden. Das was als Bewegung im Tanz gedeutet wurde, sind sich vor Schmerz krümmende Häuptlinge anderer Stämme, die hier während diverser Zeremonien gefoltert wurden.
Im angrenzenden Museum kann man Fundstücke von Kunsthandwerk und Gebrauchsgegenständen dieser heutigen Weltkulturerbe-Stätte anschauen. Der Eintritt zur Anlage ist für mexikanische Staatsangehörige frei, Ausländer zahlen 59 Pesos (ca 3,50€).
 
Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, statten wir einem besonderen Baum, dem „El árbol del Tule“ einen Besuch ab. Haben wir im Sequoia NP in Kalifornien schon die größten Bäume der Welt gesehen, stehen wir nun vor einem weiteren der Größten: nämlich dem Dicksten. Die mehr als 2000 Jahre alte Mexikanische Sumpfzypresse misst 11,42 Meter im Durchmesser und hat einen Umfang von 54 Metern. Der Baum ist eingezäunt, kleine Kinder laufen als „Baumguides“ herum und zeigen den Touristen gegen Bezahlung bestimmte Figuren in Rinde und Baumstruktur. Wir lauschen nebenbei mit und bemühen uns den Hirschkopf, die Delfine oder sogar Angelina Jolies Knie zu identifizieren. Die zum Teil weit hergeholten Fantasien, für welche die Leute hier bezahlen, lassen schon fast Geschäftsideen für unsere Zeit nach der Reise aufkommen. Vielleicht können wir ja auch begeisterten Touristen einen Zeh von Madonna oder eine Augenbraue von Theo Waigel im Kreidefelsen auf Rügen zeigen.
 
Am Nachmittag fahren wir weiter nach Hierve el Agua. Dies ist ein Ort, der durch seine Naturschönheit verzaubert: zwei riesige versteinerte Wasserfälle stürzen in ein grünes Tal. Kohlensäure- und mineralhaltiges Wasser, welches mit 24°C aus einer warmen Quelle am Berg entspringt, hat über Jahrtausende diese beindruckenden Strukturen geschaffen, ein Effekt ähnlich dem der Entstehung von Stalaktiten. Oben auf der Plattform hat man etwas nachgeholfen und zwei kleine Schwimmbecken angelegt, die beinahe natürlich aussehen. Darin tummeln sich Liebespaare und Familien mit Kindern. Hinter einem der Planschbeckenränder, geht es steil hinab ins Tal, sodass die Badenden direkt aus dem Wasser einen herrlichen Fernblick haben. Von hier oben sehen wir auch einige Agavenfelder. Aus den Agavenpflanzen wird Mezcal, eine mexikanische hochprozentige Spirituose, zu der auch der in Deutschland beliebte Tequila gehört, hergestellt. Oaxaca ist die Ursprungsregion des Mezcal und seit Beginn der Kolonialzeit Zentrum für dessen Produktion. Während der Fahrt über das Land passieren wir zahlreiche kleine Mezcal Brennereien und Verkaufsläden, die verschiedenste Geschmacksrichtungen wie Kaffee, Ananas, Mango, Tamarinde und vielen weiteren anbieten.


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Mexiko-Stadt

17.-20.12.2014
 
Was wussten wir schon über Mexiko-Stadt? Vielleicht das es die Hauptstadt Mexikos ist, zu den größten Städten der Welt gehört und in der Nähe des Vulkanes Popocatepetl liegt. Als erstes lernen wir schon lange bevor wir die Stadt erreichen hinzu, dass die Mexikaner ihre Hauptstadt einfach nur „Mexico“ oder D.F. (Distrito Federal) nennen. Aus dem Norden kommend nähern wir uns dem riesigen Moloch in dem 8,8 Millionen Menschen leben, zählt man auch die umliegende Metropolregion hinzu, sind es 20 Millionen.
 
Die Caseta (Kassenhäuschen zum Bezahlen der Cuota = Mautgebühr) ist von halbmaskierten Jugendlichen besetzt. Im ersten Moment denkt man natürlich Schlimmeres, doch wir dürfen einfach ohne zu bezahlen durchfahren. Später erfahren wir, dass solche Aktionen gegen die Regierung gerichtet sind und eine Art Demonstration darstellen. Wir brauchen circa 1,5h durch die Stadt bis zu unseren mexikanischen Freunden. Die Autopista ist wie erwartet voll, dennoch haben wir Glück und können große Teile der Strecke im relativ flüssigen Verkehr fahren. Über uns kreuzen Straßen in bis zu 3 Etagen und von rechts und links fließt ständig neuer Verkehr hinzu. Mein Navigationsgerät ist mittlerweile desorientiert, denn die Autobahn die genau über unserer Fahrspur verläuft, versperrt dem GPS-Signal den Weg. Dazu fällt mir nichts Besseres ein als ruhig zu bleiben und mich daran zu erinnern, dass wir lange auf dieser Straße bleiben sollten und irgendwann mal nach links müssen. Nachdem wir von der Autopista runter sind, geht es auch schon direkt zur Sache. Auf einer dreispurigen Straße sind vier Spuren oder mehr eröffnet, auf denen man sich als Motorradfahrer sein Recht gegenüber den zahlreichen Bussen schon erkämpfen muss. In dem Fall bin ich erstmal froh, dass es nur langsam voran geht, denn dann wird man nicht so schnell über den Haufen gefahren.
 
Kurz vor dem Ziel begehen wir unsere erste bewusste Verkehrswidrigkeit in Mexico: wir nutzen die Spur, die exklusiv für den Metrobus gedacht ist. Wir stecken in einem langen Stau auf der Hauptstraße und müssten eigentlich nach links abbiegen. Doch das ist nirgendwo auf dieser Straße erlaubt, sodass wir uns auf der Suche nach einer Umkehrmöglichkeit immer weiter in die Falsche Richtung durch den Stau quälen. Auf der exklusiven linken Spur rauschen die Metrobusse an uns vorbei. Als nach einiger Zeit ein Motorrad hinterherdüst, entschließe ich mich das selbige zu tun. Wir fahren also auf der Metrobusspur vor bis zur nächsten Kreuzung, machen einen U-Turn auf die Gegenspur des Metrobusses und da wir schon mal auf der „freien“ Spur sind, mogeln wir uns zügig am Stau vorbei. Nur als dann wirklich ein Metrobus angedüst kommt, sind wir froh, als endlich die Ampel grün wird und wir gerade noch zurück auf die „normale“ Spur kommen.
 
Jorge und Roxana wohnen in einem Hochhaus im Norden von Coyoacán in einem 3-Zimmer Apartment. Jorge arbeitet bei einer mexikanischen Zeitung, Roxana ist Kunstlehrerin an einer öffentlichen Schule. Nicht zu vergessen „la Rata“ die alte Meerschweinchendame, welche die beiden vor kurzem adoptiert haben. An unserem ersten Abend in D.F. gehen wir mit Roxana und ihrer besten Freundin Denise im Zentrum von Coyoacan essen. Wir sind überrascht von dem schönen Hauptplatz (in Lateinamerika “Zocalo“ genannt): in der Mitte des schön angelegten und gut gepflegten Parks steht ein hübscher Pavillon, umgeben von vielen Bänken, die zum Sitzen und Verweilen einladen. Auf dem gesamten Platz tummeln sich Menschen: Familien mit Kindern, Liebespaare, Rentner, Jugendliche, Verkäufer von Süßigkeiten und Kleinwaren… Nach dem Essen gehen wir in eine Cocktailbar und machen erste Bekanntschaft mit dem mexikanischen Nationalgetränk: Pulque. Es ist ein durch Bakterien fermentierter Saft aus Agaven und kann zwischen 2 und 6 Vol.-% Alkohol enthalten. Da das Getränk schnell verderblich ist, findet man es kaum außerhalb Mexikos. Wenn mich die Mexikaner fragen, wie mir Pulque schmeckt, sage ich meist „mas o menos“, was so viel bedeutet wie „mehr oder weniger“. Es schmeckt eigentlich gar nicht so übel, nur die leicht schleimige Konsistenz ist mir zuwider. Zum Abschluss gibt es noch Churros: frittierte Teigstangen mit diversen Füllungen wie Karamell, Schokolade, Ananas und vielen anderen Geschmacksrichtungen, die wir noch nicht kennen.
 
Direkt am Folgetag unserer Ankunft hat Stephan einen Zahnarzttermin. Er verspürt seit einiger Zeit Druck auf einen Backenzahn und da wir es nicht auf eine Wurzelbehandlung in Guatemala oder Honduras ankommen lassen wollen, lassen wir es vorsorglich checken. Die mexikanischen Zahnärzte sind sehr gut ausgebildet, meistens haben sie in den USA studiert. Viele Amerikaner reisen für umfangreichere Zahnbehandlungen nach Mexiko, da die Behandlung hier mindestens gleich gut ist, aber nur halb so teuer. Im Behandlungszimmer ist alles vorhanden: Patientenstuhl, Lampe, diverse Bohrer und Schleifer, ein analoges Kleinbildröntgengerät, Mundschutz, Handschuhe, Waschbecken, Watteröllchen… . Dennoch wirkt es im Gesamtbild nicht so modern wie in Deutschland und abseits des Behandlungsstuhles nicht besonders klinisch rein. Daher bezeichnen wir die Ausstattungsvariante als „Basic“. Jorge begleitet uns und so sitzt Stephan im Behandlungsstuhl und wir diskutieren zu viert in dem kleinen Zimmer auf spanisch, englisch und deutsch über seinen Zahn. Die Anfertigung des Röntgenbildes ohne die für uns übliche Strahlenschutzweste kommt uns zunächst komisch vor. Doch nach späterer Recherche stellen wir fest, dass ähnliche Geräte auch in Europa genutzt werden und die Strahlendosis so gering ist, dass das Tragen einer Weste bei diesen Geräten eigentlich nicht nötig ist. Zur besseren Kommunikation und Übersetzung der Fachsprache zieht der Zahnarzt später seine englischsprechende Kollegin hinzu. Es diskutieren nun fünf Leute im Büro des Zahnarztes. Die finale Diagnose: Es ist eine Entzündung des Zahnes wegen zu viel Druckbelastung und sollte daher von allein wieder verschwinden. Es ist also keine Infektion die sich ausbreiten und schlimmer werden könnte. Durch Abschleifen des gegenüberliegenden Zahnes nimmt der Arzt Druck vom belasteten Zahn. Der insgesamt einstündige Zahnarztbesuch inklusive Röntgenbild und Beratung mit zwei Zahnärzten kostet uns 600 Pesos, also circa 35€.
 
Am Freitag hat Jorge frei (dafür arbeitet er sonntags) und so verbringen wir einen Tag mit ihm zum Sightseeing im Zentrum von Mexiko-Stadt. Wir beginnen mit der Plaza de la Constitucion, dem zentralen Platz der Stadt, einem der größten Stadtplätze der Welt. Hier findet sich der Sitz des Präsidenten von Mexiko im Nationalpalast, das Rathaus mit Sitz des Gouverneurs und des Stadtparlamentes von D.F. und die Kathedrale von Mexiko-Stadt, welche die größte Barockkirche der Welt ist. Wie an anderen Orten der Welt, zeigt sich auch hier der überflüssige Reichtum der Kirchen: das Innere der Kathedrale strotzt nur so von Blattgold, prunkvoller Verzierung und aller möglicher Handwerkskunst, sodass man Wochen damit verbringen könnte diese zu studieren. Die Spanier liebten es, als Zeichen ihrer Überlegenheit und zur Verankerung des Katholizismus im neu eroberten Land, ihre Kirchen und Paläste auf den eigens von ihnen zerstörten Städten der alten Hochkulturen aufzubauen. So geschah es auch hier mit der alten aztekischen Hauptstadt Tenochtitlan, zur Zeit ihrer Entdeckung durch die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert, eine der größten Städte der Welt. Glasfenster im Boden auf dem Vorplatz der Kathedrale mit Blick auf die Ruinenreste des alten Aztekenpalastes erinnern daran.
 
Auf dem Hauptplatz sind im Rahmen der Weihnachtszeit eine große Schlittschuhbahn und eine Eisrutsche aufgebaut, auf der man mit Gummireifen hinunterrutschen kann. Das ist kostenfrei und entsprechend lang ist die Menschenschlange davor. Wir laufen durch Downtown vorbei am Tower Latinoamerika, der eine ganze Zeit lang das höchste Gebäude Lateinamerikas war. Menschen in Kostümen von Comic- und Filmfiguren wie Spiderman und Transformer-Robotern stehen ähnlich wie auf dem Sunset Boulevard in LA herum und verdienen als Fotomotiv ihr Geld. Ansonsten ist das Downtown Viertel genauso spannend wie die Hohe Straße in Köln: ein Geschäft neben dem anderen, ohne besonderen Charme.
 
Vorbei am Palacio de Bellas Artes und dem Tequila Museum, vor dem sich zahlreiche Mariachis (traditionelle Musiker) tummeln und auf Aufträge warten, bewegen wir uns in Richtung des Stadtteiles Tlatelolco. Auf der Plaza de las Tres Culturas wurden hier im Jahre 1968, kurz vor Eröffnung der olympischen Sommerspiele in Mexiko-Stadt, zahlreiche Studenten während einer Demonstration von Polizei und Militär getötet. Die Opferzahl dieses Massakers wurde nie endgültig bestätigt, meistens wird die Zahl 300 genannt. Jorge erzählt uns etwas mehr über das Geschehen. Demnach hätten sich Polizisten unter die friedliche Studentendemonstration gemischt und das Feuer auf die Militärs und Präsidentengarde auf dem Hochhausdach eröffnet. Dabei haben sie als Erkennungszeichen weiße Handschuhe getragen, um nicht selbst erschossen zu werden. Darauf hin wurde zur „Gegenwehr“ von oben gezielt auf die Studenten geschossen. Viele der Anwohner des Hochhauses haben den Studenten Zuflucht in ihrer Wohnung gewährt und wurden somit bei der Razzia im Anschluss selbst Opfer von Verschleppung und Mord. Heute erinnern einige Graffitibilder an dem Hochhaus vor dem Platz szenenhaft an das Geschehen. Im nahegelegenen Museo de Sitio Tlatelolco besuchen wir eine Ausstellung und Gedenkstätte zu Geschehnissen. Schon länger gab es zu jener Zeit Studentenproteste gegen den Terror der Regierung und für bessere Studienbedingungen. Der Präsident Gustavo Díaz Ordaz ordnete den brutalen Niederschlag an, um für Ruhe während der Olympischen Spiele zu sorgen und somit ein friedliches Bild für Mexiko-Stadt nach außen tragen zu können. Dass auch heute noch Regierungen nicht davor zurückschrecken, ihre eigene Bevölkerung zum Wohle von internationalen Großevents zu unterdrücken oder sogar Tote in Kauf nehmen, haben die Olympischen Spiele in China und die FIFA Weltmeisterschaft in Brasilien gezeigt.
 


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Mexiko – Baja California

29.11.-10.12.2014
 
Die innere Aufregung kann ich nicht verhindern. Früh am Morgen wollen wir die Grenze nach Mexiko überqueren. Von diesem Land haben wir viel Schlechtes, aber auch einiges Gutes gehört. Wir haben uns für die kleinere Grenzstadt Tecate entschieden, da Tijuana und Otay Mesa stark frequentierte Grenzübergänge sind und wir uns die Fahrt durch das derzeit „gefährliche“ Tijuana sparen wollen. Die Stadt ist in letzter Zeit von einer höheren Kriminalitätsrate betroffen und wir wissen noch nicht wie gut wir uns in mexikanischen Städten zurechtfinden werden. Da wir schnell aus dem Grenzgebiet heraus und Strecke in Richtung Süden machen wollen, möchten wir durch Umherirren keine Zeit verlieren.
 
Wir fahren über die Grenze und niemanden interessiert es. Plötzlich sind wir in einer mexikanischen Kleinstadt. Kommt da noch was und fragt uns noch jemand nach unserem Reisepass? Wir drehen wieder um und fahren zurück zum Grenzposten. Der Wachsoldat mit dem Maschinengewehr schaut uns etwas skeptisch an und wir erklären dass wir noch ein Touristen Visum und Genehmigungen für unsere Fahrzeuge benötigen. Schnell wird mit Kegelhütchen auf der Straße ein Parkplatz für unsere Bikes kreiert und wir laufen zurück über die Grenze. Wir füllen das FMM Formular aus, bezahlen die Visumgebühr und bekommen direkt ein 180-Tage Visum. In die Baja California darf man Fahrzeuge ohne Erlaubnis einführen, für die anderen Bundestaaten, die wir durchfahren müssen, brauchen wir eine spezielle Bescheinigung. Diese wird von der Staatsbank Banjercito ausgestellt und es ist ein Deposit zwischen 200 und 400 USD zu hinterlegen, welches man bei der Ausreise mit dem Fahrzeug wiederbekommt. In Tecate könne man uns dies zurzeit leider nicht ausstellen, aber später in La Paz gäbe es die Möglichkeit. Na hoffentlich stimmt das, denke ich mir, denn bis dorthin sind es noch 1500km und für die Überfahrt nach Mazatlan brauchen wir in jedem Fall diese Erlaubnis.
 
Schnell finden wir den Highway 3, den wir nach Süden hinunter fahren wollen, bis wir auf den Highway 1 stoßen. Nach kurzer Zeit endet jedoch die Straße aufgrund einer Baustelle und natürlich gibt es keine Hinweise für eine Umleitung. Also biegen wir rechts ab und wir müssen doch ein wenig durch die Stadt zuckeln. Das Navigationsgerät ist nicht sonderlich hilfreich, doch bald finden wir die Stelle hinter der Baustelle und weiter geht die Fahrt.
 
Es ist als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Aus dem reichen Südkalifornien kommend, befinden wir uns nun in einer ärmlichen mexikanischen Kleinstadt. Viele Straßen sind gar nicht erst asphaltiert, die Anstriche der Häuser sind verblasst und wirken schmutzig. Hier und da liegt Müll herum und zerzauste Hunde kreuzen herrenlos die Fahrbahn. Der Bus vor mir stinkt und klappert. Erstmal schauen wir, wie das hier mit der Vorfahrt funktioniert. Aha, ähnlich wie wir es vorher gelesen haben: Vorfahrt hat entweder der Stärkere oder derjenige, der keine Lust hat zu warten. Doch das Chaos scheint organisiert und mit unserem defensiven Fahrstil kommen wir gut zurecht.
Wir durchfahren auf dem Weg nach Süden kleine Ortschaften, die uns schon fast an die Zustände in Nepal erinnern. Hier sieht es zum Teil aus wie bei einer Kulisse für Weltuntergangsfilme. Es gibt eine einzige asphaltierte Straße, also die Landstraße, die durch den Ort führt und rechts und links geht es direkt auf Schotter oder Sandboden weiter. Die Häuser bzw. Hütten sehen meist heruntergekommen oder improvisiert aus. Das Leben scheint draußen auf der Straße stattzufinden. Viele Leute sitzen vor ihren Häusern herum und Straßenhändler bieten ihre Waren an. Dieses Bild ändert sich jedoch etwas, je weiter wir nach Süden fahren. Nahe der Grenze scheinen die Menschen besonders schlimm von Armut betroffen zu sein.
 
In Ensenada tausche ich in einer Wechselstube US-Dollar in mexikanische Pesos ein. Der Mann hinter dem Schalter ist sehr freundlich und fragt mich ob ich Wein trinke. Etwas verwirrt verneine ich dies, schließlich will ich mich auf das Wechselgeld konzentrieren. Dann fragt er mich mit Blick nach draußen ob mein Mann Wein trinkt. „Manchmal“, sage ich und darauf hin schenkt er mir einen kleinen Korkenzieher. Das Wechselgeld stimmt.
 
Die erste Nacht zelten wir wild. Wir fahren eine Zufahrtsstraße zu einem Nationalpark rein und suchen von dort aus nach kleineren Wegen. Nach ca. 25 km entscheiden wir uns für eine kleine Bergstraße neben einem Feld und bauen etwas höher gelegen unser Zelt auf. Der Blick in die grün-braunen Berge ist schön und wir erkunden noch einige der vielfältigen Kakteen, bevor wir uns ans Kochen und Zeltaufbauen machen.
 
Der Highway 1, der sich von Nord nach Süd ca. 1700km durch die gesamte Halbinsel zieht, ist in einem erstaunlich guten Zustand. Es gibt keine Schlaglöcher und die Straße ist stets sauber. Circa alle 300km gibt es stationäre Militärkontrollen, wo bewaffnete Soldaten den Durchgangsverkehr kontrollieren. Wir fahren immer langsam heran, klappen das Visier hoch, lächeln freundlich und grüßen, und so wurden wir immer durchgewunken. Nur einmal mussten wir südlich von La Paz einen Seitenkoffer aufmachen. Nach einem oberflächlichen Blick des Soldaten in den Koffer durften wir weiter fahren.
 
Wir dachten, dass wir inzwischen schon einiges an Landschaften gesehen haben, doch hier auf der Baja California bieten sich uns wieder völlig neue Anblicke. Wir fahren vorbei an riesigen Kakteen, vielleicht 8m hoch. Sie werden immer zahlreicher und bald befinden wir uns in einer Kakteen-Steinwüste. Schaut man genauer hin, ist die Vielfalt der Flora überwältigend. Zwischen den Riesen-Kakteen, deren Namen wir derzeit noch nicht kennen, stehen verschiedenste kleine und mittelgroße Kaktusgewächse. Lang und dünn, kurz und dick, breit und rund, mit langen oder kurzen Stacheln, verschiedene grün und braun Töne… je länger wir hinschauen, desto mehr Arten entdecken wir.
In der zweiten Nacht war unser Zeltplatz nicht so gut gewählt. Wir sind in eine Schotterstraße abgebogen und haben uns nahe der Piste hinter einer Gruppe von Büschen niedergelassen. Mit Anbruch der Dunkelheit kam dann das ein oder andere Auto vorbei, wobei wir uns jedes Mal gefragt haben, warum die Leute so spät noch hier lang fahren. Ab 18 Uhr war es stockduster, sodass es bis zum Morgengrauen 12 Stunden lang hieß im Zelt zu verweilen. Selbst zwischen Mitternacht und morgens 4 Uhr kam noch das ein oder andere Auto entlang, welches mich jedes Mal aus dem unruhigen Halbschlaf gerissen hat.
 
Es gibt auch einige langweilige Abschnitte auf der Baja, die sich durch scheinbar endlose Geradeausfahrten und unspektakulärer Landschaft auszeichnen. Endlich, eine kleine Bergkette. Wir erkennen von weitem die Straße, die sich hinaufschlängelt und entscheiden uns zur Zeltplatzsuche dort hochzufahren. Wir schrauben uns auf die Sierra de San Francisco hinauf und genießen in der stimmungsvollen Abendsonne eine wunderbare Aussicht in Canyons und auf der anderen Seite in die weite Ebene. Leider ist rechts und links von der Straße alles eingezäunt oder steinig und somit ungeeignet für ein Zelt. Auf der Straße begegnen uns innerhalb von zehn Minuten Kühe, eine Gruppe von Pferden und schließlich noch eine Schafherde. Ganz schön viel Verkehr hier. Fahren wir nun diese Straße weiter oder mindestens eine Stunde bis zur nächsten Stadt, um dort eine Unterkunft zu suchen?
 
Eine „Rancho“ (Bauernhof) liegt auf der Strecke in den Bergen und hier fragen wir, ob wir unser Zelt aufschlagen dürfen. Rogelio und Rogelio Junior begrüßen uns sehr freundlich und geben uns sofort eine Zusage. Erleichtert lassen wir uns unter einem großen Kaktus nieder. Später kommen die beiden noch mal zu uns und fragen uns ob wir noch etwas brauchen. Am Morgen laden sie uns zu einer Tortilla mit frischem hausgemachtem Ziegenkäse ein und wir unterhalten uns in der karg eingerichteten Küche. Über dem Küchentisch hängt ein riesiges Bild vom „Letzten Abendmahl“. Wir unterhalten uns mit einigen Worten Spanisch und etwas Englisch über unsere Reise. Rogelio fragt uns wie viel zum Beispiel die Motorräder kosten. Für die beiden mexikanischen Bauern ist die genannte Summe unvorstellbar. In ihren Augen sind wir extrem reich. Die Wertunterschiede zwischen den beiden Währungen Euro und mexikanischen Pesos sind enorm. Ja, in Mexiko wären wir damit reich, in Deutschland nicht ganz so sehr. Es wird uns an dieser Stelle richtig bewusst, auf welchem Niveau wir Deutschen leben. Es ist eigentlich keine neue Erkenntnis, kennen wir doch die Berichte aus dem Fernsehen über arme Länder. Doch den Fernseher konnten wir wieder ausschalten und uns unseren eigenen Problemchen widmen, während wir hier ständig mit der Armut konfrontiert werden.
 
Kurz vor Ciudad Constitucion ist plötzlich Stau. Wir fahren an der langen Schlange vorbei und erkennen schon von weitem eine Straßenblockade. Es scheint friedlich zuzugehen. Wir fahren bis vor und fragen den Polizisten was los ist. Vor einigen Wochen gab es in der Region einen extremen Hurrikan und die Regierung will kein Geld geben um für die Schäden und den Wiederaufbau zu bezahlen. Die Menschen wollen nun wissen wo ihre Steuergelder abgeblieben sind und demonstrieren. Der Polizist meint, wir sollen einfach mal fragen ob wir vorbei dürfen, da wir Reisende sind und damit eigentlich nichts zu tun haben. Also laufe ich zwischen die Traktoren, welche die Straßensperre bilden und Frage den Chef der Aktion mit meinem gebrochenen Spanisch ob wir mit zwei Motorrädern passieren dürfen. Er schaut mich etwas stutzig an, gibt mir aber dann die Erlaubnis. So schlängeln wir uns zwischen den Traktoren hindurch und haben wieder freie Fahrt.
 
In Ciudad Constitucion machen wir uns zum ersten Mal nach mehr als 6 Monaten Reise auf die Suche nach einem Hotel (abgesehen von 2 Nächten Hotel in Las Vegas). Für 200 Pesos (ca 11 Euro) finden wir eine Absteige. Nach dem wir die Bikes entladen haben, machen wir uns auf zu einem Spaziergang durch die Stadt.
 
Am nächsten Tag in La Paz kümmern wir uns zunächst um die Tickets für die Fähre nach Mazatlan. Wir fahren zum Hafen in Pichilingue und bekommen dort, wie von der Grenzbeamten damals gesagt, auch unsere Fahrzeugerlaubnis. Die Fähre fährt dreimal die Woche. Es ist Donnerstag und wir wollen die Tickets für nächsten Dienstag kaufen, sodass wir noch etwas Zeit haben, um die Baja Sur zu erkunden. Am Verkaufsschalter für die Fährtickets sagt man uns es wäre nicht möglich, dort die Tickets zu kaufen, da wir für die Bikes eine Bestätigung vom Zoll brauchen. Durch den Zoll fahren wir aber erst am Tag der Abreise. Auf der anderen Seite kann man die Tickets angeblich auch nicht am Tag der Abreise kaufen. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Die Frau hinterm Schalter erklärt uns wir müssten zum Office von Baja Ferries fahren. Dort haben wir nach einiger Zeit endlich die Tickets in der Tasche. Der ganze Vorgang hat circa 2,5 Stunden gedauert.
 
Bei Cabo Pulmo finden wir dank eines handgemalten Schildes eine Unterkunft in der kleinen „Ferienanlage“ von Bill, einem Amerikaner. Er hat einige alte Wohnwagen als Übernachtungsplätze eingerichtet und nach etwas Verhandlung über den Preis ziehen wir in einen der Wohnanhänger mit Blick auf das Meer. Wir entscheiden uns hier zwei Nächte zu bleiben und haben somit endlich mal einen Tag „frei“ am Strand, ohne Umherfahren und zu warme Klamotten.
Wir lassen die Seele baumeln und treffen bei einem Strandspaziergang an einem Kliff auf hunderte Krabben. Am Abend raschelt es plötzlich im Gebüsch und später sehe ich im Mondschein etwas über den Boden huschen. Mit der Taschenlampe enttarnt, freuen wir uns nun auf die Gesellschaft von zahlreichen Einsiedlerkrebsen. Das sind diese kleinen Krebse, die sich verlassene Muschel- bzw. Schneckengehäuse suchen und darin umherlaufen.
 
Die Touristenhochburg Cabo San Lucas stellt sich für uns als uninteressant heraus, und so fahren wir an der Westküste wieder gen Norden. Von der Strecke sind wir etwas enttäuscht, denn die Straße ist quasi eine zweispurige Autobahn fernab des Ozeans. Bei einem kurzen Halt am Straßenrand treffen wir auf Fred, einem pensioniertem Amerikaner der auch Motorrad fährt. Er lädt uns spontan dazu ein, unser Zelt neben sein Haus zu stellen. Dort sei es sicher und wir sind direkt am Strand. Gerne nehmen wir das Angebot an und kommen so in den Genuss von weitem Wale zu sichten.
 
Wieder in La Paz zurück, kommen wir dank Couchsurfing bei Osmar unter. Er ist ein junger Student und begeistert sich für die Meereswelt alle möglichen Aktivitäten in und auf dem Meer, wie Tauchen, Schnorcheln, Kitesurfen… . Wir kochen gemeinsam Abendbrot und besprechen viele verschiedene Themen. Am nächsten Morgen heißt es leider schon wieder Abschied zu nehmen, denn wir haben einen Termin mit der Fähre. Laut Fährangestellter sollten wir um 15 Uhr vor Ort sein, da die Fähre um 17 Uhr ablegt. Typisch deutsch stehen wir um 14 Uhr überpünktlich im Hafen auf der Matte. Bloß nicht die Fähre verpassen. Das hätten wir uns sparen können. Nach 5 Stunden warten werden wir auf die Fähre gelassen und circa 21 Uhr legen wir ab. In Mazatlan sollte die Fähre um 10 Uhr morgens ankommen. Um 17 Uhr legen wir schließlich am Hafen in Mazatlan an. Es bleibt nun nicht mehr viel Zeit, um im Hellen noch eine Unterkunft in einer uns unbekannten mexikanischen Stadt zu finden. Da könnte man schon nervös werden, doch inzwischen haben wir gelernt, dass sich immer irgendeine Lösung findet.
 
Unsere Zeit auf der Baja war ein guter Einstieg in Mexiko und wir hatten Zeit uns etwas an die neuen Verhältnisse zu gewöhnen. Auf dem mexikanischen Festland allerdings wartet wieder eine andere Welt auf uns.
 


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Schade, der letzte Braten

10. -14.10.2014
 
Mit Utah sind wir immer noch nicht ganz fertig. Es verbleibt uns noch St. George zu besuchen, die Stadt im Südwesten des Bundesstaates, in welcher Ben, ein Neffe von Gail wohnt. Bereits bei seiner Oma in Buffalo Wyoming hatten wir mit ihm telefoniert und ein Wochenendbesuch bei ihm ausgemacht. Es ist nun Freitag und mit dem $15 Prepaid Handy, welches wir uns extra für die USA für solche Situationen besorgt hatten, rufen wir ihn 45min vor unserer Ankunft in St. George an. Er ist gerade auf Arbeit, nimmt sich jedoch extra Zeit nach Hause zu kommen, um uns in sein Apartment zu lassen.
 
Er flitzt durch das Haus, zeigt uns unser Zimmer, gibt uns eine neue Decke, die er eben noch schnell gekauft hat, erklärt uns wo wir was finden und das wir in der Küche alles benutzen und essen können was wir mögen. Zunächst kehrt er auf Arbeit zurück, sodass wir Zeit haben, uns nach 25 Tagen Camping wieder an ein Dach über dem Kopf zu gewöhnen und mit richtig warmem Wasser zu duschen. Auch unsere Socken können wir endlich richtig waschen, obwohl wir sie auch zu Selbstverteidigungszwecken weiter hätten nutzen können.
Ben ist Anfang 30, topfit, immer in Bewegung und hat immer etwas zu tun. Er gehört zu den Menschen die alles geben. Am Dixie State College ist er als Tutor für die Studienfächer Foto- und Film tätig und ist selbst am Wochenende für seine Studenten da. In den nächsten Tagen möchte uns Ben die Umgebung der Stadt zeigen, die mit viel schöner Wüstennatur auf uns wartet.
 
Am Samstag fahren wir früh morgens los zu unserer ersten Wanderung zu den Petrified Sanddunes (versteinerte Sanddünen). Wir müssen schauen, dass wir Bens schnellem Schritt folgen können. So springen und klettern wir also über Steine und Felsen, deren Kulisse sich hervorragend für Fotos eignet. Optimal für uns, denn Ben ist ein sehr versierter Fotograf und somit entstehen einige schöne Bilder, auf denen wir beide gemeinsam zu sehen sind. Auf dem Rückweg passieren wir die Stadt Kayenta, eine Community mit millionenschweren Wohnhäusern, die alle mit ähnlicher Architektur unscheinbar in die Wüstenlandschaft integriert sind.
 
Zum Frühstück halten wir in der Umgebung an einer kleinen Pie Bakery. Schon beim Betrachten der Kuchen im Schaufenster läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Um möglichst viele Geschmacksrichtungen auszuprobieren, teilen wir uns fünf Kuchen – Pekanuss, Rhabarber-Erdbeer, Pfirsich, Pumpkin (Kürbis) und Cocos, die so gut schmecken, dass wir alles an Ort und Stelle vernichten. Nach einer halben Stunde Schlaraffenland rollen wir weiter zum Snow Canyon State Park. Sandsteinklippen und versteinerte Lavaströme formen hier die Landschaft und lassen uns wieder einmal über die Vielfältigkeit Utahs staunen. Später zeigt uns Ben noch die Cougar Cliffs: Sandsteinklippen auf denen wir herumklettern können und eine schöne Aussicht auf die Stadt in der Ferne haben. Am Abend schauen wir uns den Westernklassiker „The Searchers“ mit John Wayne an, was nun noch mehr Spaß macht, da wir einige Filmkulissen des Wilden Westens, wie das Monument Valley, bereits selbst gesehen haben.
 
In dem Fotostudio am College, in dem Ben arbeitet, haben wir ein Bild von einem Fotoshooting bei einem kleinen Wasserfall in einem Canyon gesehen. Auf unsere Nachfrage hin wo das sei, schlägt uns Ben vor, dort hin zu wandern. Allerdings müssten wir lange Zeit durch einen Fluss waten, was ohne Neoprenschuhe recht kalt ist. In den USA haben die großen Geschäfte auch sonntags offen, sodass wir in einem Sportladen nach billigen Neoprensocken suchen. Doch billig gibt es diese nicht, so versuchen wir es mit Merino-Wollsocken. Das hört sich erstmal komisch an, doch sie sollen zumindest etwas Isolation geben. Am Ausgangspunkt unserer Wanderung durch den Kanarra Creek ist es durch den Wind recht frisch, sodass wir schon überlegen ob es so sinnvoll ist, länger durch einen kalten Fluss zu wandern. So schlimm wie kaltes Gletscherwasser wird es schon nicht sein, also auf geht es. Mit unseren Sandalen und Merino-Socken an den Füßen, suchen wir uns immer den möglichst schnellsten Weg von Stein zu Stein durch das kühle Nass, während Ben mit seinen Neoprensocken fast ständig im Wasser steht um Fotos zu machen. Durch das bunt leuchtende Herbstlaub ist die Atmosphäre im Canyon besonders schön. Nach einer halben Stunde erreichen wir den Wasserfall mit der kleinen Leiter nebenan, jenes Motiv welches wir auf dem Foto gesehen hatten. Wir klettern die kleine Stahlleiter hinauf weiter in den Canyon und kommen zu einer kleinen Plattform, auf der wir Rast machen. Die Füße schmerzen schon etwas, sodass wir sie im Sonnenlicht aufwärmen. Schließlich müssen wir noch den ganzen Weg durch das Wasser zurück laufen. Am Ende hat Ben sogar mit seinen Neoprensocken ordentlich zu tun und spürt seine Zehen kaum noch, da er deutlich länger im Wasser stand als wir. Die Merinosocken sind zwar durchnässt, doch sobald man aus dem Wasser raus ist, halten sie die Füße etwas warm.
 
Zum späten Mittagessen bereiten wir unseren „Spezial-Feta-Grill-Käse“ zu, denn meistens kochen wir zumindest einmal Essen für unsere Gastgeber. Zusammen mit dem gegrillten Lachsburgern ist es ein wahres Festessen. Gut gestärkt brechen wir auf zur zweiten Wanderung des Tages, zu einer weiteren Sand- und Steinwüste. Man könnte nun denken, schon wieder Sand und Stein, wird das nicht langweilig? Nein ganz und gar nicht und uns überrascht es mittlerweile auch nicht mehr, dass wir hier in Utah wieder auf eine andersartige Umgebung stoßen, die sich von dem unterscheidet, was wir bisher gesehen haben.
 
Am Montag legen wir einen „Home Office“ Tag in Bens Wohnung ein, während er arbeiten ist. Zum Abend hin fahren wir gemeinsam zur Mojave Desert, wobei uns allein die Anfahrt durch einen großen Canyon, untermalt durch Filmmusik im Auto, besonders Freude macht. Die Mojave Desert erstreckt sich mit 35.000 qkm über Teile Utahs, Arizonas, Nevadas und Kaliforniens und umfasst dabei auch Las Vegas, das Death Valley und den Joshua Tree Nationalpark bei San Diego. Hier in der Nähe von Sankt George, gibt es einen Abschnitt mit überdurchschnittlich vielen Joshua Trees. Genau das möchte uns Ben zeigen und so genießen wir unseren letzten Abend mit Ben beim Sonnenuntergang zwischen den skurrilen Formen dieser Agavengewächse, welche nur im Gebiet der Mojave Desert zu finden sind.
 
Damit ist unsere Zeit mit Ben zu Ende. Wir haben uns bei ihm sehr wohl gefühlt und konnten uns mit ihm über viele Themen wie Fotografie, Familie, Religion, das Leben in St. George und Weiteres austauschen. Für unseren nächsten Besuch sollen wir klettern lernen, damit wir noch spannendere Wanderungen unternehmen können.
Ben ist der Letzte der Familie Braten (der Familie von Gail aus Anchorage) den wir besuchen. Seine Eltern haben ihm den zweiten Vornamen „Schade“ gegeben, da sie aufgrund der Herkunft des Urgroßvaters einen deutschen Namen integrieren wollten und sich dieses Wort in englischer Aussprache gut anhörte. Doch als Ben nachforschte, was es eigentlich in deutscher Sprache bedeutet, war er nicht sonderlich begeistert. Wir sagen jedoch in dem Fall für uns: Schade, der letzte Braten.
 


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