Auf Wiedersehen Alaska

10. Juli – 11. Juli

Das Ende ist in Sicht. Die Zeit in Alaska ist nun so gut wie vorbei, dies stimmt uns schon etwas wehmütig. Zu schön waren die Erlebnisse,  Bekanntschaften und großartige Natur, die unser Bild von Alaska prägen. Schon jetzt wissen wir, dass wir früher oder später wiederkommen werden. Aber noch haben wir Alaska nicht verlassen.

Es ist Donnerstag (10. Juli) und wir brechen gegen 11:30 Uhr auf in Richtung Tok. Zuvor haben wir aber noch einen Tipp zur Sichtung von Bisons von Spike bekommen. Ein kleiner Umweg führt uns zu einer Farm, wo diese Riesen gehalten werden. Nachdem wir einige Minuten am Zaun des Geheges verweilen kommt ein Junge mit seinem Quad zu uns. Sein Name ist Cody und er arbeitet in der Ferienzeit auf der Range seiner Eltern. Bereitwillig erzählt er uns einige Informationen über die Farm und das Leben hier. Nach einigen Fotos geht es dann auch schon weiter nach Tok. Ewig geradeaus, bis zum Horizont (Wir fahren einen 35 Meilen langen Abschnitt ohne Kurve). Am Anfang waren diese langen Streckenabschnitte noch beeindruckend, doch mittlerweile sind sie meist nur noch öde. Der Fahrspaß bleibt hier im wahrsten Sinne „auf der Strecke“. Gelegentlich fahren wir deshalb Slalom oder strecken unsere Beine.

In Tok angekommen führt uns der erste Weg direkt zur Post, da wir bereits sehnsüchtig auf die bestellten Bremsklötzer gewartet haben. Wir hatten schon Bedenken, dass der Versand mehrere Wochen dauern würde, da die Teile aus Kaliforniern verschickt wurden. Aber alles ist gut, die Lieferung ist da. Im Anschluss bekommen unsere Maschinen neuen Treibstoff und wir auch. Schon seit einigen Tagen freuen wir uns auf einen ganz besonderen Burgerladen – Fast Eddy´s. Ronny, ein Freund aus Bautzen, der einige Zeit in Alaska verbracht hatte, machte uns bereits vor Antritt der Reise auf dieses Restaurant aufmerksam und als ich den Namen bei unserer Gastfamilie erwähnte, waren diese auch Feuer und Flamme. Es soll sogar Leute geben, die den Weg von Fairbanks nach Tok auf sich nehmen, nur um dort einen Burger zu essen. Das spricht für sich. Die Karte ist jedenfalls schon mal verheißungsvoll und lässt einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Die bestellten Burger schmecken, mehr muss ich dazu nicht sagen.

Gestärkt und fast schon im Suppenkoma geht es nun weiter in Richtung Grenze. Unsere letzte Übernachtung in Alaska haben wir in Chicken. Eine kleine Stadt, die vermutlich nur noch vom Transitverkehr  und von Touristen lebt. Früher war es der Goldabbau. Einen Zeitzeugen besuchen wir dann noch an diesem Abend. Es handelt sich dabei um eine hölzerne Dredge, welche während der Goldgräberzeit die Flüsse durchwühlte. Auf der einen Seite wurde das Gestein mit Schaufeln, ähnlich wie beim Kohleabbau, ins Innere befördert und dort das Gold herausgefiltert. Zu kleine, aber auch zu große Goldbestandteile und auch das nutzlose Gestein wurde auf der anderen Seite wieder ausgeworfen. Zahlreiche Abraumberge sind deshalb in diesen Landstrichen zu sehen und prägen vor allem das Bild der Flussläufe. Zurück am Zeltplatz tauschen wir auch gleich noch die Bremsklötzer aus und machen uns über Cheryls leckeren Rhabarberkuchen her.

Am nächsten Morgen (Freitag der 11. Juli) fahren wir unsere letzten Kilometer, oder hier eigentlich noch Meilen, in Alaska auf dem sogenannten Top of the World Highway zur Kanadischen Grenze. Die Strecke ist im Vergleich zu dem Namen und anderen Strecken, die wir von Alaska kennen, relativ unspektakulär. Ebenso gestaltet sich der Grenzübergang. Ein paar kurze Fragen, ein Stempel und das war es schon. Wir hoffen, dass wir auch wieder so einfach in die USA einreisen können.

Die Straße auf der Kanadischen Seite ist deutlich besser und lässt uns rasch vorankommen. So erreichen wir schnell einen alten Bekannten, den Yukon River, der an dieser Stelle nur mit einer Fähre überquert werden kann. Die Fahrt ist kostenlos und nahezu rund um die Uhr möglich. Auf der anderen Flussseite sehen wir, wie gerade ein großer Truck auf die Fähre fährt. Von weiten sieht es so aus, als ob damit die Fähre schon voll ist, aber es fahren noch einige PKW auf. Nachdem alle Fahrzeuge wieder von Bord sind, haben wir einen Platz in der ersten Reihe und können die Überfahrt mit perfektem Blick auf Dawson City genießen…  


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Delta Junction – Moose Patrol

07.07. – 10.07.2014

An dem Morgen als wir in Fairbanks abfuhren, hatte ich noch kurz meine E-Mails gecheckt und dabei glücklicherweise gerade noch rechtzeitig die Nachricht von Gail aus Anchorage erhalten. Sie fragte uns, ob wir durch die Stadt Delta Junction kommen, sie haben dort Freunde, die sie nach einem Unterschlupf für uns fragen könnten. Da unsere Route dies vorsah, sagten wir gerne zu. Gail übermittelte uns noch schnell die Kontaktdaten mit dem Hinweis dass wir innerhalb der nächsten Woche einfach vorbeifahren könnten. Vielen Dank noch mal Gail für diese ausgezeichnete Idee und die Vermittlung zu Cheryl & Gary!

Der Richardson Highway von Paxson nach Delta Junction war uns vertraut. Hier sind wir schon einmal auf dem Weg nach Fairbanks vom Wrangell St. Elias NP entlanggefahren. Diese etwas eigenartige Streckenführung durch Alaska ergab sich aus der damals schlechten Wetterprognose für den Denali NP. Für den Besuch des Denali war es die richtige Entscheidung.

In Delta Junction angekommen suchen wir die Straße, in der Cheryl & Gary wohnen. Unser Navigationssystem hat die Adresse jedenfalls nicht. Das Nachfragen in zwei Tankstellen ergab auch nicht mehr als „irgendwo in diese Richtung“. Wir waren kurz davor einfach umherzufahren und die Straße zu suchen. In einer 3000 Einwohner Stadt kann das ja nicht so schwer sein. Wir kannten Delta Junction noch nicht. Das Straßensystem des Ortes verteilt sich über ein Gebiet von mindestens 20 mal 20 Meilen. Da kann man mit der Methodik „Umherfahren und hoffen“ lange unterwegs sein. Zum Glück hatte Stephan doch noch Offline-Kartenmaterial auf dem Handy gefunden, wo wir durch umherschieben und zoomen die Straße fanden. Nach 16 Kilometern waren wir da. Welches ist nun das richtige Haus? Die Hausnummern sind vierstellig und folgen keiner Logik. Also fahren wir die Schotterpiste hoch und runter und können uns schließlich zum richtigen Haus durchfragen.

Cheryl und Gary hießen uns herzlich Willkommen und boten uns einen Schlafplatz in ihrem Gästeraum an. Da es schon recht spät war, verschoben wir das kennenlernen auf den nächsten Tag. Cheryl zauberte ein ausgezeichnetes Rührei mit Wurst und dazu gab es selbst gemachtes „Monkey Bread“, eine Art Kuchen mit Zimt und viel Zuckerguss – genau das richtige für zwei ausgehungerte Reisende. Die beiden boten uns an, doch noch einen Tag zu bleiben, damit wir uns die Umgebung anschauen können. Das Angebot nehmen wir gerne an und entscheiden uns für eine Wanderung am Quartz Lake. Wir fahren gemeinsam auf einem Motorrad die 20 Meilen bis dort hin, so können wir etwas Sprit sparen.

Wir wurden gewarnt: der erste Teil des Weges wird von wilden blutrünstigen Bestien belagert. So war es dann auch. Bloß nicht anhalten, sonst dient man sofort als Selbstbedienungs-Getränkestation für die Moskito Schwärme. So sozial sind wir aber nicht. Jeder Versuch gratis unseren kostbaren Lebenssaft zu schlürfen, wird mit dem Tod durch Erschlagen bestraft. Nach einem steilen Anstieg stehen wir am Bluff Point – ich weiß nicht woher der Name kommt, aber man ist tatsächlich etwas verblüfft von der grandiosen Aussicht. Eine Gebirgskette erstreckt sich fernab über den gesamten Horizont. Über uns scheint die Sonne und in der Ferne können wir lokale Niederschläge beobachten, die von Süd nach Nord ziehen. Unter unseren Füßen befinden sich zwei kleinere Seen die zu großen Teilen von Seerosenblättern bedeckt sind. Die freien Wasseroberflächen glitzern in der Sonne. Am anderen Ufer wächst saftiges grünes Gras. Vom Ufer bis zu den Bergen erstreckt sich eine riesige waldbewachsene Ebene in einem Mix aus verschiedenen Grüntönen. Wir setzen uns auf die einzige vorhandene Bank und starren abwechselnd in die Ferne und auf die Seen. So verbringen wir fast anderthalb Stunden. In der Zeit werden wir von Libellen und Grashüpfern umzingelt. Das ist gut so, denn sie sind die natürlichen Feinde von Moskitos. Stephans Hemd dient dabei gelegentlich als Landestation für besonders große Libellen. Auf der ausgedruckten Wanderwegbeschreibung, die uns Gary mitgegeben hatte, stand sogar der Name des kleinen Sees vor uns: „Moose Pond“, was soviel heißt wie „Elch Teich“. Nun wäre es mal Zeit, einen Elch zu sehen, denke ich mir. Keine 3 Minuten später entdecken wir entfernt eine Elchkuh mit ihrem Kalb, die ganz in der Nähe eines Biberbaus grasen. Nach kurzer Weile taucht die nächste Elch-Dame am Ufer auf und nimmt vor unseren Augen ein halbstündiges Bad. Nur noch die lange Schnauze und die wackelnden Ohren schauen heraus. Wenig später höre ich ein lautes Platschen. Nee, oder? Ich gehe einen kleinen Pfad weiter um die Ecke und beobachte einen Elchbullen mit ordentlichem Geweih, wie er sich im benachbarten Gewässer vergnügt. Dahinter erblicke ich zu meinem Erstaunen noch ein Mutter-Kind Paar am Waldrand und als sei dies nicht genug, erspähen wir irgendwo dazwischen noch eine weitere Elchkuh mit Kalb. Nein, es sind nicht die gleichen wie von eben – wir sehen zum Gleichen Zeitpunkt acht Elche. Ein neuer Rekord – das entspricht der gleichen Anzahl an Toren die an diesem Tag in dem Fussball-Halbfinalspiel zwischen Deutschland und Brasilien gefallen sind. Für uns ist dieser Anblick jedenfalls ebenfalls ein Wunder.
Am Abend nimmt uns Gary noch mit auf „Moose Patrol“ (Elch Patrouille). Wir gleiten im Kanu durch die Abendsonne und erspähen immerhin noch zwei Elche im Wasser und am wilden Ufer. Es ist ein schöner Ausklang dieses ereignisreichen Tages.

Am nächsten Morgen packen wir unsere Sachen und wollen zur Weiterreise aufsatteln. Irgendwie sieht mein Hinterradreifen komisch aus. Das kann doch nicht wahr sein: schon wieder ein Platten. Wir sagen Gary und Cheryl schon mal Bescheid, dass sie uns innerhalb der nächsten 2 Stunden nicht loswerden. Na gut, es gibt schlimmere Orte, wo einem das passieren kann, als bei netten Leuten mit Garage und Kompressor. Also ran an den Gummi. Schon wieder dieser dämliche alte Flicken. Die Luftblase hat sich weitergearbeitet und auch den Rand des zweiten Flickens erreicht. Unsere Reparatur bei Denali war also nichts mehr als ein paar billig erkaufte Kilometer. Diesmal machen wir es richtig: alle Flicken sorgfältig abgeschabt und einen großen neuen Flicken drauf. Es sieht perfekt aus. Wir pumpen den Schlauch auf und wollen ihn gerade montieren, als wir bemerken, dass der Schlauch immer noch Luft verliert. Trotz ausreichender Trockenzeit der Vulkanisierpaste und Anpressen des Pads, lässt es sich wie ein aufgeweichtes Pflaster ablösen. Was nun, mit der gleichen Methode werden wir wohl keinen Erfolg haben. Wir kramen den Ersatzschlauch raus, um diesen zu montieren. Wir trauen unseren Ohren nicht, als wir nach der Montage ein Zischen im Reifen hören. Das kann doch nicht wahr sein. Schon wieder müssen wir den f* Reifen von der f* Felge runterholen und den f* Schlauch da rauspopeln. Eben noch hatte ich mir die Hände gewaschen. Bei der Montage haben wir ein kleines Loch in den Schlauch gequetscht – sowas passiert schon mal. Doch womit sollen wir das Loch jetzt stopfen, wenn unser Flickmaterial nichts mehr taugt? Etwas verzweifelt lassen wir uns erstmal zum Mittagessen überreden. Gary, der schon etwas Mitleid mit uns hat, ruft in der Umgebung bei diversen Reifenhändlern an und erkundigt sich nach 17 Zoll Schläuchen. Wir haben Glück. Der Besitzer einer Autoteilekette fährt selbst Motorrad und würde uns seinen Ersatzschlauch für $22 verkaufen. Gary fährt uns in die Stadt und dort geben wir zusätzlich den alten Schlauch in einer kleinen Werkstatt zur Reparatur ab. Wir kommen also frohen Mutes mit einem neuem und einem repariertem Schlauch wieder. Wir entscheiden uns den reparierten Schlauch zu montieren, da dieser ein dickerer Motorcross-Schlauch ist. Die Flicken sind so groß, da kann nichts mehr schief gehen. Wir pumpen ihn auf und halten ihn vorsichtshalber unter Wasser. Die aufsteigenden Luftblasen lassen uns innerlich weinen. Genervt von kaputten Schläuchen montieren wir doch den neuen Schlauch. Am nächsten Morgen repariert uns der Werkstattarbeiter den Schlauch kostenfrei erneut. Dieser wird nun unser Ersatzschlauch – hoffentlich brauchen wir ihn nicht.
Eine gute Sache hatte dieser Zwischenfall jedoch: wir blieben noch einen Tag länger bei Cheryl & Gary und verbringen einen schönen Abend mit den beiden und kommen nochmals in den Genuss des köstlichen Rhabarberkuchen von Cheryl.

 

 

 


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Denali Nationalpark

3. Juli – 6. Juli

Nun ist es bereits Donnerstag (3. Juli). Eigentlich hatten wir uns auf eine trockene Unterkunft nach den nicht enden wollenden Regentagen gefreut, aber das wir dann gleich sechs Nächte bei Ann und Will bleiben, hätten wir nicht gedacht. Umso schwerer fällt uns der Abschied an jenem Donnerstag. Aber es nutzt nichts, es hat endlich aufgehört zu regnen und lässt uns somit hoffen, dass wir trocken zum Denali Nationalpark kommen. Rund 125 Meilen auf einer gut befahrbaren Straße liegen an diesem Tag vor uns und verlaufen entspannt.

Der Name des Parks leitet sich von dem indianischen Wort „denali“ ab und bedeutet „der Hohe“, was sich wiederum auf den höchsten Berg Nordamerikas, den Mount McKinley mit einer Höhe von 6193m bezieht. Im Besucherzentrum des Parks sind wir zunächst etwas verwundert, da die Eintrittskarten und die Campingplätze an einer anderen Stelle verkauft werden. Eigentlich hätte man das alles gut zusammenlegen können, aber hier hat man eben viel Platz. Dennoch hoch erfreut verlassen wir das Besucherzentrum, da der Annual Pass (Ausweis für alle Nationalparks in den USA) für uns beide gültig ist. So mussten wir nicht wie zuvor angenommen zwei Pässe kaufen. Wir waren schon kurz davor diesen Pass in Deutschland zu bestellen – wohlgemerkt jeweils einen. Somit haben wir quasi $80 gespart. Gut gelaunt ging es nun zu dem Platz an dem man die Shuttlebus -Touren und Zeltplätze ordern kann. Um den National Park zu besichtigen ist man auf die Shuttlebusse angewiesen, da man mit dem eigenen Fahrzeug nicht hineinfahren darf. Wir entschieden uns für eine Bustour bis zum Eielson Visitorcenter (ca 100km im Parkinnere ) und dafür zwei Nächte auf dem Campingplatz zu bleiben, da die Touren morgens sehr zeitig starten und bis spät abends dauern. Viele Möglichkeiten für die Auswahl des Campingplatzes hatten wir zwar nicht mehr, da wir vorher nichts reserviert hatten. Aber bei den günsitgen „Tent-only“ Plätzen war noch was frei (und das nahezu mückenfrei).

Damit wir die Zeit im Denali Nationalpark optimal ausreizen konnten, entschieden wir uns den Bus 6.30Uhr (morgens) zu nehmen und waren dann sogar so zeitig an der Haltestelle, dass man uns im 6.00Uhr-Bus mitgenommen hat. Die Entscheidung so zeitig aufzustehen war goldrichtig. Denn auf dem Weg zum Visitorcenter sahen wir bereits einige Moose, Karibus, Dall Schafe und sogar eine Bärin mit ihren zwei Jungen. Allerdings auch nur wieder aus relativ großer Entfernung. Viel wichtiger ist jedoch, dass wir den Mount McKinley wolkenfrei sehen konnten. Denn lediglich 30 Prozent der Besucher sehen den Berg ohne Wolken. Viele bekommen ihn gar nicht zu sehen. Wir hatten ja bereits auf unserem Flug nach Anchorage das Glück den „Hohen“ in seiner vollen Pracht sehen zu können, aber jetzt vom Boden aus ist er schon deutlich beeindruckender.

Am Visitorcenter angekommen machten wir eine kurze Pause, um dann gestärkt eine Wanderung auf dem Alpine-Trail machen zu können. Der Anstieg hatte es in sich, sodass wir die Verschnaufpausen ausgiebig zum Fotografieren nutzten. Es ist kaum zu glauben wie abwechslungsreich die Vegetation an einem mit Steinen und Schotter besetzten Hang sein kann. Immer wieder endeckten wir neue Pflanzen, die mit ihren Blüten farbige Akzente in den steinigen Boden zauberten. Aber auch die Fauna kam nicht zu kurz. Zum einen trieben zahlreiche arktische Ziesel (arctic ground squirrel) ihr Unwesen und zum anderen zog ab und an ein Goldadler seine Kreise über uns. Die niedlichen und teilweise relativ zutraulichen Ziesel hatten es uns angetan und hätten uns zu Zeiten der Analogfotografie sicherlich einige Filmrollen gekostet. Für uns war es einfach nur herrlich die kleinen Nager zu beobachten. Und je länger wir an einem Punkt ausharten, umso zutraulicher wurden sie.

Die Landschaft um uns herum war natürlich auch ein gern fotografiertes Motiv. Oft wünschte ich mir Aufnahmen wie bei Google Streetview machen zu können, um euch noch besser zeigen zu können wie es hier aussieht. Unsere Fotos und Erzählungen können nur einen Bruchteil der Schönheit hier wiedergeben. Theoretisch könnten wir hier alle hundert Meter ein Foto machen, da sich die Blickwinkel und die Motive verändern, aber das muss eben erst mal reichen. Langsam zog sich dann auch eine kleine Wolkenschicht vor den Berg, was für uns ein Zeichen war den Rückweg anzutreten. So ging es also wieder in den grünen großen Bus auf die staubige Piste. Auf dem Rückweg hatten wir noch mehr Glück als bereits auf dem Hinweg. Neben einem Fuchs und einem Schneehuhn sahen wir auch die Bärin mit ihrem Nachwuchs wieder. Leider hatte es der Busfahrer verdammt eilig und düste schnell nach einigen kurzen Minuten weiter. Wir alle waren nicht gerade begeistert, da die Bärin, auch wenn sie noch recht weit weg war, sich in unsere Richtung bewegte und sie uns wahrscheinlich richtig nahe gekommen wäre. Also können wir nur wieder hoffen, in Kanada etwas näher an Meister Petz heranzukommen.

Am Campingplatz angekommen machten wir uns noch ein leckeres Abendessen und mit gefüllten Bäuchen und geschafft von der Wanderung ging es dann schnell zu Bett. Denn am nächsten Tag sollte es weiter auf dem Denali Highway Richtung Delta Junction gehen. Unser Morgen begann mit dem üblichen Prozedere – Essen, Waschen, Zelt abbauen, Motorräder beladen. Diese standen aber auf einem Parkplatz circa 500m entfernt von unserem Zeltplatz und nachdem ich mein Bike geholt hatte und mit dem Beladen beschäftigt war, holte Ulli ihre Maschine. Leider stellte sie bereits auf dem Weg zum Zeltplatz fest, dass der hintere Reifen platt war. Und wer schon mal einen Reifen von Hand gewechselt hat, weiß wie sehr wir uns in diesem Augenblick gefreut haben… Kaum standen wir so da und holten das Werkzeug heraus, kamen schon die ersten Biker und boten uns ihre Hilfe an. Schnell war ein Kompressor hergezaubert und Lester kümmerte sich auch gleich noch um unsere Ersatzteilversorgung. Er telefonierte mit einigen Händlern und versuchte uns so ein paar Bremsbeläge zu besorgen, da diese hier nicht ohne weiteres zu bekommen sind.

Lester, Paul und John leisten "Erste Hilfe"
Lester, Paul und John leisten “Erste Hilfe”

Lester, John und Paul vielen Dank an dieser Stelle für eure Hilfe! Leider habe ich eure Karte mit den Kontaktdaten verloren. Falls ihr das lest, würden wir uns über ein Lebenszeichen von Euch sehr freuen.

Mit dem Kompressor war der Reifen schnell wieder aufgepumpt und wir hätten weiterfahren können. Uns war aber klar, dass wir nach der Ursache suchen müssen. Also heißt es Reifen demontieren und den Schlauch überprüfen. Gesagt getan. Hinterrad ausgebaut und auf dem Reifen so lange rumgekaut bis sich der Gummi von der Felge lösen ließ. Nun mussten wir das Problem finden. Denn im Reifen selbst konnten wir keinen Fremdkörper entdecken, der ein Loch verursacht hätte. Es war zu unserem Erstaunen ein alter Flicken. Eine Blase hatte sich gebildet und ist bis zum Rand gewandert, wo sie langsam Luft entweichen ließ. Ein weiterer Flicken sollte das Problem lösen und tat dieses auch. Nachdem die Quelle des ungewollten Luftstroms geschlossen war, ging es an die Montage des Hinterreifens. Zum Glück hatten wir das Motorrad günstig geparkt und konnten die Arbeiten im Schatten durchführen. Wenn ich mir vorstelle, dies alles bei vollem Sonnenschein im Beisein blutdurstiger Moskitos durchführen zu müssen, dann vergeht es mir jetzt schon. Aber am Ende hat alles geklappt und wir konnten die Fahrt nach circa 3 Stunden Verzögerung endlich fortsetzen und uns auf den Denali Highway freuen.

Zunächst wollten wir aber noch einen Abstecher zum Savage River machen, an dem wir am Tag zuvor ein Karibu durch den Fluss waten sahen. Hier wollten wir eigentlich eine kleine Wanderung unternehmen. Dank der Reifenpanne passte dies jedoch nicht mehr in unseren Zeitplan, da wir uns noch eine Husky-Show ansehen wollten, die im Park jeden Tag frei für alle Besucher gezeigt wird. So blieb uns nur die Zeit, um etwas Sonne zu tanken und einen kleinen Snack zu verspeisen. Auch unseren Füßen gönnten wir ein Wellnessprogramm im kalten Flusswasser. Kurz darauf fuhren wir zurück zur Husky-Show, bei der uns Parkranger die Arbeit der Tiere erklärten und kurz demonstrierten wie leistungsfähig diese Powerpakete sind. In der Winterzeit sind sie teilweise die einzigen Fortbewegungsmittel, da Schneemobile ihren Dienst bei Temperaturen unter -30°C versagen. Für Huskys hingegen fangen die optimalen Temperaturen erst bei -10°C an. Mit ihren Schlitten transportieren sie in der Winterzeit zum Beispiel Baumaterialien an Stellen, die im Sommer mit Fahrzeugen nicht zu erreichen sind. Aber auch für Rettungsaktionen werden sie eingesetzt. Nach dem die Show vorüber war ging es dann weiter nach Osten.

Der Denali Highway selbst war sehr staubig und hatte auf den 120 Meilen Gravel Road zwischen Cantwell und Paxson viele große Schlaglöcher zu bieten. Doch die Landschaft mit Blick auf die Alaska Range, durch die uns die Straße führte, glich diese Widrigkeiten wieder aus. Ziel war ein uns bereits bekannter Ort, den wir bereits auf der Fahrt nach Fairbanks kennengelernt hatten. Nördlich von Paxson sahen wir bei der ersten Vorbeifahrt einen Gletscher dessen Schmelzwasser bereits eine Straße erreicht hatte und diese überflutete. Dies wollten wir uns nun etwas genauer ansehen und schlugen unser Lager auf einer großen Fläche auf, auf welcher vermutlich einige Tage zuvor der 4. Juli (Unabhängigkeitstag) gefeiert wurde. Leider kamen wir bei unseren Erkundungen nicht all zu weit, da das Wasser sich bereits seinen eigenen Weg gebahnt hatte und uns somit von der Weiterfahrt abhielt. Mit etwas mehr Off-Road-Erfahrung wäre man hier sicherlich noch weiter gekommen, aber wir stehen noch am Anfang unserer Reise und haben noch ein paar Kilometer vor uns, um dazuzulernen. Im Anschluss fuhren wir weiter nach Delta Junction.


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Fairbanks – interessante Begegnungen

27.06. – 02.07.2014

Von oben bis unten mit Matsch dekoriert kommen wir in Fairbanks an. Wir wissen noch nicht wo wir einen Schlafplatz finden, doch die erste Priorität lautet Motorrad waschen damit sich der Dreck nicht festsetzt. Ein Tankstellenwart zeichnet mir kurzerhand eine Skizze, um mir meine Frage nach der nächstgelegenen Waschgelegenheit für Fahrzeuge zu beantworten. Nachdem wir die Maschinen mit dem Hochdruckreiniger vorsichtig gereinigt haben, überlegen wir, was wir als nächstes machen.  Das sind manchmal die „schwierigen Momente“ auf der Reise. Eigentlich haben wir Hunger, doch in ein Restaurant gehen ist zu teuer. Selbst ein Hot Dog für $5 erscheint uns im Vergleich zum selbst kochen zu teuer. Mitten in der Stadt den Kocher auspacken ist jedoch unpraktisch und vielleicht nicht so gern gesehen. Was sollen wir eigentlich kochen – ach ja richtig – wir müssen ja noch einkaufen. Lebensmittel einkaufen mit leerem Magen ist aber auch keine gute Idee. Außerdem sind die Klamotten noch nass und der nächste Regenschauer bahnt sich schon an. Also entweder lassen wir die nassen Regenkombis an und geht damit in den Supermarkt, wo einem dann so richtig schön heiß wird. Oder wir ziehen die Regenkombis draußen  aus, wobei dann die darunter liegenden Klamotten wieder nass werden, während wir die Regensachen verstauen. Wo sollen wir dann später eigentlich kochen, wenn es regnet? Die Halsschmerzen seit dem frühen Morgen lassen noch eine aufkommende Erkältung vermuten. Wo nochmal schlafen wir heute eigentlich? Mit diesen Gedanken steht man dann da und weiß nicht so recht was man jetzt eigentlich machen soll. Die komfortable Lösung kostet zu viel Geld, die Reisekasse schonende Lösung nervt.

Wir beschließen erstmal zu unserem heiligen Ort in Fairbanks zu fahren: einer Bankfiliale mit offenem WiFi, jippie. Mal schauen ob sich zufällig die eine Frau von SERVAS, der internationalen Host Organisation, gemeldet hat, welche wir bei unserer erstmaligen Ankunft in Fairbanks vor ein paar Tagen angeschrieben hatten. Tatsächlich, eine Antwort per Email. Per SMS können wir sie erreichen und sie schreibt in einer sehr kryptischen Antwort: „mail frm. wrk. B4 i lv. This eve @530p w/diections 2 my plc. 4 a visit late tmrw. Aftern. ok?”. Das heißt soviel wie: „Bevor ich heute Abend um 5:30 Uhr die Arbeit verlasse, maile ich Euch von dort die Wegbeschreibung zu meinem zu Hause für ein Treffen morgen am späten Nachmittag, ok?“ Mittlerweile sitzen wir im Trockenen bei Mc Donalds und warten auf die Mail. Tatsächlich, sie schreibt uns ihre Adresse und den Ort wo sie arbeitet: in Ann’s Greenhouse auf der Sheep Creek Road. Über Google Maps finden wir dies und da wir keinen besseren Plan haben, machen wir uns auf den Weg dorthin. Es regnet in nun in Strömen. Pitschenass stehen wir eine halbe Stunde später  im Gewächshaus und erkundigen uns nach Sally. Nach einer Weile taucht sie auf und macht uns erstmal zwei große Tassen Tee. Sie selbst hat nur eine kleine Cabin (so nennt man hier kleinere Holzhäuser, oftmals ohne Wasser und Strom) und das Grundstück ist durch den Regen zu nass um ein Zelt aufzubauen. So können wir bei ihr leider nicht unterkommen. Wir haben es nicht erwartet, doch sie beginnt herum zu telefonieren, um uns einen günstigen, trockenen Übernachtungsplatz zu suchen. Ein Freund hier, ein Bekannter da, doch leider nur Absagen und das Hostel kostet $70 pro Nacht pro Person (sowas sollte sich eigentlich nicht Hostel nennen dürfen). Bald hat sie Feierabend und muss noch einige Besorgungen in der Stadt machen. Wir finden uns bereits damit ab, dass wir gleich wieder raus in den Regen müssen.

Doch Sally hat noch eine weitere Idee und ist erfolgreich. So landen wir bei Anne & Will, welche in einem dunklen Holzhaus am Tanana River  in Fairbanks wohnen. Anne war lange Zeit Krankenschwester und Will ist ein Gletscherforscher, welcher auch noch im Ruhestand fast täglich zur University of Fairbanks fährt, um seinen Forschungen nachzugehen. Schnell haben wir auch deren  Hunde Sam und Rosie in unser Herz geschlossen.

Anne erwartet uns mit einem warmen Essen, welches uns richtig gut tut. Die beiden hatten sich vorgenommen seit langem mal wieder einen Film zu schauen. Wir schließen uns gerne dem gemütlichen Filmabend mit „The Goodfellas“ an. Der Mafiosi Film war stellenweise etwas kaltblütig, doch gut, um Englisch zu lernen, sieht man mal davon ab, das jedes fünfte Word f*ck lautete.

Zum Frühstück waren mehrere Gäste eingeladen. So lernten wir unter anderem noch die deutsche Gletscherforscherin Regine kennen. Sie hat Gefallen an dem Leben in Alaska gefunden und lebt schon seit  7 Jahren hier. Die Natur hier ist großartig und sie wurde von den Einheimischen sehr schnell integriert. Später besorgen wir noch eine Glühbirne für das defekte Frontlicht von Stephans Tenere. Die alte Birne war auf dem Dalton Highway durchgebrannt. Damit er nicht ohne Licht fahren muss, hatten wir zwischenzeitlich die Birne des Fernlichtes umgesteckt. Die Städte hier sind sehr weitläufig, man darf es sich nicht wie in Deutschland vorstellen, dass man mal schnell zum Bäcker geht und danach kurz zur Post. Jeder Einkauf bedeutet eine mehrere Kilometer lange Fahrt in das Stadtzentrum und selbst innerhalb der Stadt kommt man ohne fahrbaren Untersatz nicht weit. Die Einheimischen planen daher oftmals ihre Fahrten so, dass sie mehrere Besorgungen kombinieren können.

Am Nachmittag wollten wir ja noch Sally in ihrer Cabin besuchen. Sie wohnt mit ihrer Katze etwas außerhalb von Fairbanks. Die Hütte besteht aus zwei Räumen: eine untere Etage von ca. 18m² mit integrierter Küche und darüber ein Dachgeschoss als Schlafraum. Das Badezimmer verteilt sich auf dem Grundstück: Das Plumpsklo ist in einem kleinen Häuschen außerhalb untergebracht. Die Dusche im Garten hat wiederum ihre eigene freistehende Konstruktion aus Holz, Plastik und einem Vorhang und bietet über ein ausgeklügeltes Schlauchsystem sogar warmes Wasser. Auf dem Grundstück stehen viele Blumen und viel Krimskram, welcher weitere Projekte vermuten lässt. Wer so lebt muss einfach speziell sein und Sally ist eine sehr spezielle und liebenswerte Frau. Wir verbringen gemeinsam einen schönen Nachmittag und tauschen viele Geschichten aus. Am Abend fahren wir wieder zurück zu Anne & Will. Sie haben uns angeboten, dass wir länger bei ihnen bleiben dürfen, ohne dass wir gefragt haben.

Eine gute Adresse, um kostenfrei etwas über die Geschichte von Alaska und deren Einwohner zu erfahren, ist der Pioneer Park im Stadzentrum. Dort kann man einige alte Reliquien aus der Pionier und Gold Rush Zeit bestaunen. Unter anderem kann man dort die S.S. Nenana, einen alten Heckraddampfer (stern wheeler) besichtigen, mit dem die Orte entlang des Yukon Rivers versorgt wurden. Das Pioneer Museum gibt Einblicke in das Leben in Alaska im 19. und 20. Jahrhundert. In den Park wurden außerdem ganze Cabins und alte Häuser mit kompletter Inneneinrichtung versetzt, wie zum Beispiel das Haus von John Wickersham, einer bedeutenden Persönlichkeit für die Entwicklung von Fairbanks und Alaska. Wir haben mal wieder den Fehler gemacht nicht genügend zu Essen mitzunehmen und da der Hunger immer größer wurde wollten wir uns ausnahmsweise doch was kaufen. Stephan will sein Portemonnaie herauskramen doch er findet es nicht. Schon gleich hat er eine dunkle Vorahnung, denn nun dämmert es ihm: er hat es zuletzt auf dem Motorrad auf dem Parkplatz liegen sehen. Schnellen Schrittes machen wir uns auf den Weg dorthin. 2 Stunden lang lag es dort auf dem Präsentierteller mit Reisepass, Kreditkarte…  . Es lag immer noch da.

Am nächsten Tag machen wir uns auf die Suche nach Bremsbelägen für die Hinterradbremse. Der Staub und Matsch auf dem Dalton Highway hat diesen bei beiden Maschinen ganz schön zugesetzt. Uns wurde mehrfach gesagt diese Dinger gibt es überall, deswegen hatten wir nur ein Ersatzset mitgenommen, um auch Gewicht zu sparen. Pustekuchen – wir waren in 3 Läden, doch die Teile sind zu speziell, da unser Modell nicht in den USA verkauft wird. Die früheste Lieferung wäre in 4 Tagen. Wir beschließen uns selbst welche zu bestellen und per „General Delivery“ an das Postamt von Tok zu schicken, einer kleinen Stadt durch die wir durch müssen, um später Alaska zu verlassen. Ob das klappen wird?

Am nächsten Tag besorgen wir noch Zutaten für das Abendessen, welches wir Anne & Will zum Dank bereiten wollen. Anschließend fahren wir mit Anne gemeinsam Elke besuchen, einer deutschen Schlittenhunde- Halterin (Grönland Huskies), die seit Jahren die großen Weiten von „Alaska Interior“ mit ihren 16 Hunden genießt. Jeder Hund hat seinen eigenen Charakter und Elke muss sie gut im Griff haben, damit das Team funktioniert. In der Wildnis sind sie aufeinander angewiesen. Früher hat sie auch Touren für Touristen angeboten. Diese sind jedoch oftmals mit falschen Vorstellungen angereist. Die Prospekte der vermittelnden Reiseagenturen werben mit Fotos im Sonnenschein und lachendem Dog Sled Musher. Doch die schneereiche Jahreszeit in Alaska ist dunkel mit Temperaturen weit unter minus 20 Grad Celsius. Die Handhabung der Ausrüstung bei diesen Temperaturen ist schwere Arbeit und die Kälte führt bei ungeübten Laien mit meist unzureichender Kleidung zum Teil zu Handlungsunfähigkeit. Dies hatte sich der eine oder andere dann doch anders vorgestellt und so kam es häufig zu Frustration auf beiden Seiten. Zudem kamen oftmals gesundheitlich angeschlagene Gäste für die Elke verständlicherweise keine Verantwortung bei einer mehrtägigen Reise durch Eiseskälte mehr übernehmen konnte.

Im Anschluss an diese interessante Begegnung nimmt uns Anne mit zur University of Fairbanks, wo Will und Regine schon auf uns warten. Heute findet dort eine Präsentation von Highschool Schülerinen statt, welche eine Woche auf einem Gletscher unterwegs waren und nun von ihren Erlebnissen und Gelerntem berichten. Gespannt verfolgen wir die Vorträge und lernen so auch noch etwas über Gletscher und Lawinen.

Als wir nach Hause kommen, wollen wir gerade beginnen Abendessen zu Kochen, als wir feststellen, dass irgendetwas fehlt. Das Brot ist weg. Unter dem Tisch liegt eine leere Tüte, feinsäuberlich bis auf den letzten Krümel geleert. Wir müssen lachen und stellen uns vor, wie die beiden Hunde und Katzen sich über das gefundene Fressen hergemacht haben. Die Tüten mit der Salami und dem Schinken hingegen lagen unangetastet auf dem Tisch. Später am Abend genießen wir dann gemeinsam mit unseren Gastgebern am Kamin unsere Soljanka und das Bauernfrühstück.

Noch eine weitere interessante Person lernen wir am nächsten Tag kennen. Anne wollte uns die „Undergroundhouses“ zeigen. Wir fahren zu Rob, welcher uns gemeinsam mit seinem Enkel über sein Grundstück führt. Nach einem kurzen Fußmarsch finden wir uns plötzlich im „Auenland“ wieder. Rob hat in einen Hügel zwei Häuschen integriert. Neben und über den runden Eingangsbögen wächst saftiges Gras, so wie man es von den Hobbit Behausungen kennt. Wir dürfen mal hineinschauen und wieder fühlen wir uns wie im Film. Der unterirdische, gewölbeartige Innenraum ist erstaunlich hell, da auf der anderen Seite des Hügels große Fenster mit Blick auf ein Tal integriert sind. Wir waren an dieser Stelle schon beeindruckt, doch die Tour ist noch nicht zu Ende. Weiter unten im Tal hat Rob noch zwei weitere sehr individuelle Häuschen ins Erdreich integriert. Eine weitere Hütte hat er ausschließlich aus recyceltem Holz und anderen Materialien an anderer Stelle im Wald gebaut. Sie steht da wie gemacht als Filmkulisse für das russische Wintermärchen Hexe Babajaga. Rob beherrscht die Kunst natürliche Materialien gleichzeitig funktionell und harmonisch zu integrieren. So dienen Teile von Elchgeweihen als Türgriff oder bearbeitete Baumstümpfe als Möbel. Unten am See hat er noch eine Saunablockhütte gebaut. Selbst das große Wohnhaus der Familie ist sein eigenes Werk. Er ist kein Architekt oder Baukonstrukteur, sondern hat irgendwann einfach damit angefangen. Auf unsere erstaunten Blicke meinte er „der Unterschied zwischen einem Profi und einem Laien ist manchmal nur der, dass der Laie länger braucht.“

Zum Abschied lässt uns seine Frau noch eine Spezialität aus Alaska zukommen: geräucherten Lachs. Wir genießen ihn in den nächsten Tagen als Highlight zum Camping Dinner.

Aus einer Übernachtung wurden sechs und so haben wir einige schöne Tage in Fairbanks verbracht und die gemeinsame Zeit mit Anne und Will sehr geschätzt. Umso schwerer fällt der Abschied.

Vielen Dank Anne, Will und Sally für Eure Unterstützung und herzliche Aufnahme.


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Wrangell – St. Elias Nationalpark

Am Mittwoch (18. Juni) machen wir uns, nachdem wir uns ausgiebig bei unserer Gastfamilie verabschiedet haben, auf den Weg zum Wrangell – St. Elias Nationalpark, dem größten Nationalpark der USA. Es fiel uns wirklich nicht leicht Gail, Tim und Ann zu verlassen, denn eigentlich hätten wir noch viel mehr gemeinsam unternehmen können.  Zum Glück besteht die Möglichkeit die Drei in den „lower 48s“ (USA ohne Hawaii und Alaska) wiederzusehen. Wir sind selbst gespannt ob wir das hinbekommen.

Von nun an ging es schnurstracks auf dem Glenn Highway gen Osten. Auf gut ausgebauten Straßen konnten wir schnell viele Kilometer  hinter uns bringen, wenn auch die Landschaft eigentlich immer wieder schöne Fotomotive hergeben hat. Diesen Konflikt zwischen „Strecke zurücklegen“ und Fotografieren haben wir oft. Hinter fast jeder Kurve taucht eine neue grandiose Szene auf, doch jedes Mal anhalten, Helm und Handschuhe ausziehen, Kamera aus dem Tankrucksack holen usw., das ist dann doch manchmal zu viel. Bei einem kurzen Tankstopp in Glennallen, unterhielten wir uns unter anderem mit einen KTM Adventure Fahrer. Diese Bikes sind hier eher selten anzutreffen, genau wie unsere Teneres. Eigentlich gibt es hier nur BMWs oder Harleys. Unsere Zweiräder gehören eher zu den Exoten und sorgen nahezu bei jedem Stopp für kurze Gespräche (Woher? Wohin? Was für Bikes? Wie lange? …) So kommen wir jedenfalls immer schnell in Kontakt mit den Einheimischen und profitieren gelegentlich von guten Tipps.

Nachdem wir unsere Fahrt fortgesetzt und gut Strecke gemacht haben, wurde es Zeit einen Schlafplatz zu suchen. Da kam uns ein kleiner See gerade recht. Recht idyllisch sah unser Nachtlager aus, wenn da nicht wieder diese Mücken wären. Der Zeltaufbau erfolgte in Motorradkombi inklusive Handschuhen und dem Insekten-Hut über dem Kopf. Und ich dachte schon, dass die Biester am Skilak Lake anstrengend waren. Nachdem aber das Zelt stand und alles eingeräumt war, konnten wir gut schlafen, schließlich war es dann auch schon 23:45 Uhr. Es wird hier nach wie vor erst sehr spät dunkel, wenn man es überhaupt so nennen kann, was das Einschlafen deutlich erschwert. Bisher haben wir die Sonne noch nicht wirklich untergehen sehen.

Am Morgen ging es nach einem Erdnussbutter-Marmelade-Bananen-Sandwich wieder an den Start, weiter zum Wrangell – St. Elias Nationalpark. Ab Chitina war allerdings Schluss mit der asphaltierten Straße, nun hieß es auf über 60 Meilen Erfahrungen mit losem Schotter auf der Piste zu sammeln. Die ersten Kilometer waren sicherlich sehr krampfhaft, da hier der Schotter besonders tief war. Nach einer Weile wurde die Piste besser und umso sicherer konnten wir weiterfahren. Gegen Mittag kamen wir dann in McCarthy an, wo es über eine schmale Brücke nur noch zu Fuß weiter gehen sollte. Von da an konnte man sich die circa 5 Meilen nach Kennecott, einem alten Kupferminen Ort, mit einem Shuttlebus bringen lassen oder eben laufen.  Da die Wander Trails erst in Kennecott starten, wäre dieser Fußmarsch hin und zurück, plus dem eigentlichen Wanderweg für einen Nachmittag zu lang gewesen. Aber wie es der Zufall so wollte, kamen wir auch an der Brücke ins Gespräch mit einem Radfahrer, der uns offenbarte, dass wir die Brücke mit den Motorrädern befahren können. Die Einheimischen fahren schließlich auch ständig mit ihren ATVs rüber. Damit hat er uns einen Fußmarsch von insgesamt guten 10 Meilen erspart. In Kennecott angekommen, präsentierten sich die alten Gebäude und die Konzentrationsmühle bei bestem Fotowetter und wurden gleich mit unseren Bikes abgelichtet. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden hier in der Umgebung große Kupfervorkommen mit besonders hoher Konzentration des Erzes (bis zu 80%) gefunden. Diese waren eine der größten je gefundenen Kupfervorkommen. 1938 wurden die Minen von einem Tag auf den anderen verlassen, erst in den 50er Jahren wieder aufgefunden und bis heute restauriert. Während des Betriebes wurde Kupfer im Wert von mehr 200-300 Millionen USD abgebaut. Die Minen um Kennecott versorgten die Welt mit Kupfer für die voranschreitende Elektrifizierung, industrielle Entwicklung und zur Herstellung von Munition für den 1. Weltkrieg. Auch heute noch operiert die „Kennecott Copper Corporation“ (damals gegründet von den Familien Havermeyer, Guggenheim und J.P. Morgan) zahlreiche Minen rund um den Globus.

Der Rohstoff musste irgendwie aus der tiefsten Wildnis Alaskas abtransportiert werden, um ihn dann weiter in alle Welt zu verschiffen. Dazu wurde eine 196 Meilen lange Eisenbahnlinie über Flüsse und durch mehrere Mountain Ranges von Valdez nach Kennecott gebaut. Dies forderte den Arbeitern einiges ab und lange wurden die Ingenieure belächelt, ob dies überhaupt zu schaffen sei. Die Schotterpiste von Chitina nach McCarthy folgt dieser alten Linie und ist zum größten Teil auf der alten Eisenbahntrasse angelegt worden. Am Gilhana River steht noch ein alter verfallener Abschnitt der beeindruckenden Holzbrücke während wir an anderer Stelle den Kuskulana River Canon auf der alten Stahlträgerbrücke von 1910 direkt überqueren. Diese abgeschiedene Gegend hier hat also eine sehr interessante Vergangenheit mit großer Bedeutung für die damalige Zeit.

Direkt vor der Mine bot sich uns ein sonderbarer Anblick, wie auf einem anderen Planeten. Wir sahen eine zerklüftete und dunkle Oberfläche, mehrere Kilometer weit. Die Reste der großen Gletscher vergangener Zeiten lagen in teilweise bizarren Formen vor uns und zeigten uns wie groß dieses Massiv gewesen sein mag. Nun hieß es aber erst einmal absatteln und umziehen, damit wir unsere Tour zu Fuß fortsetzen konnten. Wir wollten einen mit 3,5 km ausgeschriebenen Trail entlang des Root Glaciers wandern, was wir auch taten. Entlang dieses Trail hatten wir immer wieder herrliche Blicke auf die durch den Gletscher geformte Landschaft und auf den Gletscher selbst, bis es plötzlich nicht mehr weiter ging. Wir waren schon ein gutes Stück gewandert, waren uns aber sicher, dass dies nicht das Ende des Trails sein kann. Nach kurzer Suche fanden wir auch eine Alternative und setzten den Weg fort. Doch dieser Weg wurde teilweise sehr interessant und forderte uns eine Menge Überwindung ab, denn der Weg führte genau an der Kante der Gletscherrinne entlang.  Bald merkten wir, dass der Weg kein Ende nehmen wollte. Die 3,5 km hätten längst vorbei sein müssen, dennoch ging es weiter. Nachdem wir langsam an den Rückweg denken mussten und sich die Aussicht nur noch wenig änderte, kehrten wir um, da wir uns auch noch den Root Gletscher aus nächster Nähe ansehen und ihn betreten wollten. Vom Punkt der Umkehr bis zum Ausgangspunkt zeichneten wir den Weg dieses Mal mit GPS auf und siehe da: aus den angegebenen 3,5 km wurden 8 km. Unterwegs trafen wir noch auf eine Vogelfamilie (vermutlich Schneehühner, die Wappentiere von Alaska, genannt Ptarmigan). Eines der Küken blieb bewegungslos vor uns sitzen, während sich der Rest schnell aus dem Staub machte. Aber schnell kam die Mutter zurück, beschützte mutig ihren Nachwuchs in dem sie uns entgegenflatterte und lockte uns schließlich von dem Küken weg indem sie sich krank stellte.

Ziemlich geschafft kamen wir an unseren Bikes an und waren sehr froh nun nicht auch noch zu der Fußgängerbrücke laufen zu müssen. Nun fuhren wir wieder westwärts, kochten am Kennicott River Abendbrot und suchten uns einen Schlafplatz am Rande der Piste. In einem Land wie Alaska geben wir keine 20 USD pro Person für einen Campingplatz aus. Dafür gibt es hier einfach zu viele Möglichkeiten wild zu campen. Bei der Schlafplatzsuche bekamen wir es mit einer der mächtigsten Naturgewalten Alaskas zu tun: Moskitos. Es sind einfach zu viele und man kann sich nicht wirklich wehren, wenn man nebenbei noch ein Zelt aufbauen muss. Der Beste Schutz vor den Attacken dieser fürchterlichen Kreaturen ist für uns, die komplette Motorradmontur vom Stiefel bis zum Helm und Handschuh anzulassen. Doch die unter den Klamotten entstehende Hitze treibt einen an den Rand des Wahnsinns und sorgt für gereizte Stimmung. Wieviel schöner wäre diese Landschaft, wenn es diese Quälgeister nicht gäbe? 


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