Kuba Teil I – La Habana

26.-30.Juni 2015
 
Was wird uns wohl in dem Land erwarten, welches seit mehr als 50 Jahren den Sozialismus lebt und in der Zeit von fast all dem abgeschnitten war, was sich in „unserer“ heutigen westlichen Welt abspielt?
Über die Geschichte Kubas, seine Rolle im Kalten Krieg und über die Hauptfiguren Ernesto „Che“ Guevara und Fidel Castro kann man sich vielerorts informieren. Daher wollen wir diese Themen an dieser Stelle nicht in den Fokus stellen, es würde ohnehin den Rahmen sprengen. Wir konzentrieren uns darauf, was wir im Jahre 2015 in dem Land erleben, welches sich nach Fidels Zeitrechnung im 56. Jahr nach der Revolution befindet. Wie leben die Menschen hier?
 
Schon während der Taxifahrt vom Flughafen in die Innenstadt von Havanna fühlen wir uns wie auf einer Zeitreise in die Vergangenheit. Unter anderem prägt die veraltete Autoflotte das Bild. Keines der amerikanischen Fahrzeuge ist jünger als aus dem Jahre der Revolution. Längst nicht alle dieser Oldtimer von Cadillac, Ford, Chrysler & Co sind so schön aufpoliert wie die Touristen-Taxis. Viele der Karren fallen halb auseinander, sind zerbeult oder haben nachmodellierte Teile angebaut. Einen weiteren großen Teil der Flotte bilden Autos und LKW aus osteuropäischen Ländern. Einige Volkswagen Käfer fallen uns noch auf und wir sehen viele MZ-Motorräder, die in Zschopau zu DDR-Zeiten gebaut wurden. Vereinzelt fahren mittlerweile auch moderne Fahrzeuge umher, unter anderem von Hundai, Peugot, Skoda und Kia. Diese Autos sind hier allerdings extrem teuer und nur bestimmten Leuten vorbehalten, die ihrem Land auf besondere Weise dienen, wie zum Beispiel Politiker, Regierungsbeamte, Sportler und Künstler.
 
Unsere Unterkunft ist ein sogenanntes „Casa particular“, eine private Zimmervermietung, die uns von einem Freund empfohlen wurde. Der Taxi Fahrer will uns direkt vor die Haustür fahren, doch wir haben keine genaue Adresse sondern nur einen Koordinaten-Punkt in einer Offline-Naviagations-App auf unserem Smartphone. Der Fahrer wird sichtlich nervös als wir ihm keine genaue Hausnummer geben können und nur den Namen „Casa de Alejandro“ wissen. Wir wollen in der Straße einfach aussteigen und uns selbst auf die Suche machen, doch dies scheint für den Taxifahrer keine Option zu sein, als wäre es für Touristen verboten einfach „irgendwo“ auszusteigen. Nach etwas Umherfragen findet er unseren Gastgeber und gibt uns persönlich dort ab. Alejandro und seine Mutter begrüßen uns herzlich und zeigen uns unser Gästezimmer in ihrem Haus. Danach müssen wir uns gleich mit Passnummer, Namen und Touristenvisum im Gastbuch registrieren. Alejandro muss diese Daten dann einschließlich Kopien von Pass und Visum innerhalb von einem Tag bei einer Behörde melden. In Kuba darf niemand ohne Anmeldung privat Ausländer übernachten lassen, selbst wenn es die eigenen Freunde sind. Ebenso ist es verboten, Ausländer im Privatfahrzeug mitzunehmen. Beherbergen geht zwar im eigenen Haus, doch nur im Rahmen eines angemeldeten Casa Particular, welches mit Steuerabgaben verbunden ist. Wir haben nicht herausgefunden wie hoch diese sind, nur dass sie „hoch“ sind. Die Preise für solch eine Unterkunft beginnen bei $20, meist $25 pro Nacht für ein Doppelzimmer. Es ist die günstigste Art von Unterkunft in Kuba und dennoch für uns eine der teuersten auf unserer Reise. Beim Umherlaufen durch Havanna haben wir später viele solcher Häuser gesehen. Sie sind mit einem speziellen Symbol gekennzeichnet und sind eine schöne Alternative zu den teureren Hotels, da sie mehr Integration in das Alltagsleben bieten. Man kann übrigens auch spontan ein Zimmer finden ohne vorher zu buchen.
Wir fühlen uns jedenfalls wohl bei Alejandro in dem Haus mit den hohen Decken und den altmodischen, dunklen aber edlen Möbeln. Es ist zudem sauber und aufgeräumt. Vor der Haustür auf der Veranda steht ein Schaukelstuhl, indem wir in nächster Zeit Alejandro oder seine Mutter öfters antreffen werden.
 
Die erste Erkundungsrunde unternehmen wir im umliegenden Stadtviertel, welches sich circa 2 Kilometer westlich vom historischen Zentrum, nahe der Universität befindet. Bereits hier in der Straße in welcher Alejandro wohnt, ist die Baufälligkeit der Wohnhäuser auffällig. Auf der Hauptstraße springt uns das Leben dann förmlich entgegen. Menschen sitzen am Straßenrand und unterhalten sich, Straßenhändler verkaufen Obst und Gemüse an ihren Ständen auf Rädern, Leute telefonieren an Wandtelefonen, Kinder spielen Ball und fahren auf Rollbrettern und Rikscha Fahrer werben um Kunden. Die Atmosphäre ist lebendig aber entspannt. Es sind einige Menschen unterwegs aber es wirkt nicht so hektisch wie wir es aus den Städten Zentralamerikas kennen.
 
Oftmals überdacht ein Vorsprung der Häuser die Fußgängerwege, sodass wir den Straßen zwischen Häuserwand und Steinsäulen folgen. Für diese Schattenspender sind wir in der Hitze immer dankbar und auch viele Kubaner nutzen diese um sich vor der starken Sonne zu schützen. In einem kleinen Park findet gerade eine Tanzstunde bzw. -probe statt. Frauen und Männer tanzen gemeinsam in der Abendsonne nach Musik, die vor Ort live von einer Musikgruppe gespielt wird. Hier tummeln sich viele einheimische Zuschauer und wir scheinen die einzigen Touristen zu sein. Wir setzen uns dazu und beobachten eine Weile die rhythmischen Bewegungen der Tänzer. Solch einen lebendigen und friedlichen Park würden wir uns für Deutschland auch mal wünschen.
 
Etwas weiter die Straße hinunter treffen wir auf den Malecon, welcher Uferpromenande und Paradestraße zugleich ist. Die Straße und der Fußweg am Meer sind großzügig angelegt. Viele Menschen tummeln sich hier, sitzen auf der Mauer, flanieren, erzählen, singen und genießen die Abendsonne. Auch hier herrscht eine lebhafte, aber dennoch entspannte Stimmung. Der Malecon ist bei Touristen für Ausfahrten mit einem der blankpolierten amerikanischen Oldtimer(taxis) beliebt, die wir hier entsprechend oft sehen. Weiter weg können wir schon die Kuppel des Kapitolios erkennen, welches dem Anschein nach dem weißen Haus nachempfunden ist. In die andere Richtung blickend sehen wir typische sozialistische Plattenbauten und Denkmäler.
 
Auf der Suche nach Wasser machen wir Bekanntschaft mit dem was uns in nächster Zeit in Kuba erwarten wird: kleine Einkaufsläden, in denen es fast nichts gibt. Wir wurden vorher schon gewarnt, dass wir uns lieber ein paar Müsliriegel und Snacks mit auf die Insel nehmen sollten. Das Angebot der Läden scheint sich tatsächlich auf folgende Dinge zu beschränken: Tomatensauce, Oliven, Nudeln, Maggi-Fertigsuppen, Speiseöl, Fruchtsäfte, diverse Süßigkeiten, Chips, Bier und wenn man Glück hat Brötchen. Gefühlt ein Drittel der Regale steht voll mit Havanna Club Rum verschiedener Altersklassen und Flaschengrößen. Obst und Gemüse gibt es beim fliegenden Straßenhändlern oder auf Märkten zu kaufen. Das Angebot beschränkt sich dabei fast immer auf Bananen, Papaya, Ananas, Mango und Guayabana sowie Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten, Bohnen, Paprika und Gurken. Uns stellt sich schnell die Frage was die Einheimischen hier täglich essen. Auf der Suche nach Mittag- oder Abendessen in der Stadt, finden wir immer nur die gleichen Dinge: Schinken-Käse Sandwiches (nicht lecker) sowie Pizza und Spaghetti. Für Touristen gibt es durchaus Restaurants mit vielfältigerem Angebot, doch liegen diese deutlich über unserem Budget. So schlagen wir uns die Tage mit immer wieder den gleichen Mahlzeiten durch und versuchen unseren Speiseplan mit Früchten aufzuwerten. In unserer europäischen Gesellschaft kann man sich nicht mehr vorstellen, wie es ist, wenn die Läden fast leer sind und die Auswahl so stark beschränkt ist. Dies bezieht sich nicht nur auf Lebensmittel.
 
Im Zentrum der Landeshauptstadt stoßen wir auf „Einkaufszentren“. Ein Beispiel des Angebotes: Im Erdgeschoss stehen eine Couchgarnitur, einige Plastikwaren wie Eimer und Besen, Toilettenschüsseln, Spitzhacken, Lappen und Schuhsohlen und die Hauptattraktion ist ein riesiges Angebot an Flüssigseife. In der zweiten Etage stehen ein paar Vitrinen mit gebrauchten Ersatzteilen für Fahrräder und Klempner Bedarf. Im Schaufenster des Musikladens um die Ecke ist die Schallplatte „Bad“ von Michael Jackson das Highlight. In den wenigen Bekleidungsgeschäften hängen altbackene Klamotten, die nicht mal mehr meiner Oma gefallen würden. In einem Elektrowarengeschäft stehen in den Regalen vereinzelt Toaster und andere Küchengeräte, hier mal ein Föhn, dort mal ein Radio. Da hat man zumindest keine Entscheidungsschwierigkeiten.
 
Wir unternehmen ausgedehnte Spaziergänge durch die Stadt und können die Kameras dabei kaum aus der Hand lassen. Zu viel ist auf den Straßen los, zu viele Dinge kennen wir in Deutschland nicht mehr. Leute reparieren ihre Autos am Straßenrand, Kinder spielen in großen Gruppen Spiele mit Gummibällen und Murmeln und malen dafür Muster aus Kreidestrichen auf die Straße, Mütter stillen ihre Babys, Körner liegen zum Trocknen aus, Suppentöpfe köcheln, Rikscha-Taxis fahren Menschen und Haushaltsgegenstände umher, Männer spielen auf dem Fußweg Domino, Leute sitzen vor ihren Türen oder auf Bänken und unterhalten sich, zum Teil in sehr angeregten und lautstarken Diskussionen, rollende Händler verkaufen ihre Waren, … die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Besonders die Domino-Spiele auf der Straße, bei denen meistens vier Spieler am Tisch sitzen, sind faszinierend anzuschauen. Oftmals sind sie von mehreren weiteren Spielern umringt, die das Spielgeschehen aufmerksam verfolgen und es gibt sogar einen Mitschreiber, der die Punkte zählt und notiert, da manchmal um Geld gespielt wird. Es ist ein Gesellschaftsspiel welches fester Bestandteil der Lebenskultur von Havanna ist. Viele kleine Parks mit Sitzgelegenheiten fördern im Allgemeinen das Zusammentreffen von Menschen, was wir hier als sehr positiv wahrnehmen. Es ist eine ganz andere Stimmung, als wir sie von den bisher bereisten lateinamerikanischen Ländern kennen.
Auch wenn man in die kleinen Lädchen oder oftmals offenstehenden Wohnungen schaut, bietet sich jedes Mal ein interessantes Bild. An den Wänden hängen Fotos der Revolutionsführer, darunter meistens die von Fidel Castro, in jung oder alt. Gegenstände liegen herum, die bei uns aus einem Heimatkundemuseum stammen könnten, hier aber noch in Benutzung sind, wie zum Beispiel alte Obstwaagen, Radios, Schallplattenspieler, Blechkannen, Werkzeuge und Holzkisten. Die Einrichtungen wirken zum Teil verstaubt und manchmal verlassen, weil so wenige Dinge den Raum füllen.
 
Wir stoßen auf einen Wochenmarkt und beobachten die Kubaner bei ihren Einkäufen. Dutzende Ananas und Bananenstauden sind auf der Straße ausgebreitet, Leute tragen Eierpaletten nach Hause, das Fleisch liegt offen auf dem Stand und wird nach erfolgtem Einkauf direkt im großen Stück in den Stoffbeutel gesteckt. Der Tomatensaucen-Verkäufer wartet bei seiner Dosenpyramide auf Kundschaft, Zwiebeln und Kartoffeln werden direkt vom LKW verkauft, einige Verkäufer haben nur ein oder zwei Produkte im Angebot und all das passiert in praller Sonne zwischen den bröckelnden Fassaden der Gebäude. Es ist ein buntes Treiben und die Menschen nutzen den Marktbesuch gleichzeitig für Gespräche und pflegen soziale Kontakte.
An einem anderen Tag erkunden wir den alten Stadtkern Havannas, in dem sich die meisten Touristen aufhalten. Wir kommen vorbei am Kapitolio, an dem uns ständig jemand eine Taxifahrt mit einem der Oldtimer anbietet, und einigen alten Festungen (Castillos). Nach kurzer Zeit haben wir von dem für den internationalen Tourismus aufgehübschten Stadtteil genug und gehen wieder dorthin, wo sich das viel interessantere Leben der Einheimischen abspielt.
 
Von den ganzen Eindrücken und dem vielen Laufen sind wir abends immer ziemlich fertig. Die Hitze macht uns außerdem zu schaffen. Es ist auch nicht einfach Trinkwasser zu finden. Große 1-Liter Flaschen finden wir selten und sie sind mit umgerechnet circa einem Dollar vergleichsweise teuer. Nach einigen Stunden Umherwandern sind wir jedes Mal froh, wenn wir in unserer Unterkunft die Klimaanlage anmachen und unter die kalte Dusche springen können. Mir macht die Hitze besonders zu schaffen, auch wenn ich von Zentralamerika schon einiges gewöhnt war. Die ständige Wärme macht tatsächlich träge und man hat eigentlich keine Lust sich großartig zu bewegen oder über irgendetwas nachzudenken. Da kann man schon verstehen, das in den Ländern mit diesem Klima die Uhr langsamer tickt und die Menschen lieber entspannt im Schaukelstuhl sitzen als produktiv zu sein.
 
Im alten Präsidentenpalast des ehemaligen Diktators Batista, der von Castro gestürzt wurde, befindet sich das „Museo de la Revolucion“. In diesem Museum wird die aus der Sicht ihrer Anführer erfolgreiche Geschichte der Revolution dargestellt. Die Darstellung ist natürlich recht einseitig und teilweise heroisch. Es gibt weder eine chronologische Aufarbeitung von Geschehnissen und Fakten zum Ablauf der Revolution, noch irgendeine Art gesamtgeschichtliche Betrachtung. Interessant ist es dennoch. Viele Fotos, Zeitungsartikel und Diagramme sind eher zusammenhangslos in den Schaukästen aufgehängt. Einige persönliche Gegenstände von Ernesto „Che“ Guevara und Camilo Cienfuegos, wie Schuhe oder eine Kamera, sind ebenfalls ausgestellt. Auch blutbefleckte Kleidung von Aufständischen können wir betrachten. Über die Invasion der Schweinebucht gab es mehrere akribisch genaue Landkarten mit markierten Positionen der Revolutionäre und ihrer Gegner zu sehen. Ebenso mangelt es nicht an Darstellungen über die Errungenschaften von Fidel Castro und seiner Partei. Plakate mit Parolen sowie Wimpel und Ansteckpins wie man sie aus DDR-Zeiten kennt, sind ebenfalls zu sehen und muten propagandistisch an. Eine Errungenschaft schreibt sich die Partei besonders auf die Fahnen: mit dem Analphabetisierungsprogramm hat man die Analphabetenrate nahezu gegen Null gebracht. Wobei hinzuzufügen ist, dass der Analphabetismus auch vor der Revolution schon vergleichsweise niedrig und der allgemeine Bildungsstandard in Kuba sehr hoch war. Etwas belustigend ist der „Rincon de los Cretinos“ – „die Ecke der Schwachköpfe“. In diesen mannshohen Karikatur-Darstellungen „dankt“ man dem ehemaligen kubanischen Diktator Fulgencio Batista und den Ex-US-Präsidenten R. Reagon, G. Bush Sr. und W. Bush, dass sie die Revolution erst nötig und später den Sozialismus unwiderruflich gemacht haben. Im Außenbereich des Museums kann man altes Kriegsgerät und die „Granma“ besichtigen, jene Yacht, mit der unter anderen die Castro-Brüder und Guevara damals Kuba von Mexiko aus erreichten um die Revolution zu starten. Auch wenn das Museum eher eine Ansammlung von Zeitungsartikeln ist, welche nicht chronologisch und recht einseitig die Geschichte betrachten, ist es einen Besuch allemal wert.
 
Havanna hat für uns gefühlt zwei Parallelwelten: Auf der einen Seite bietet es Motive mit den glänzenden amerikanischen Oldtimern und den spanischen Kolonialbauten im Hintergrund. Jene Motive, für die Touristen aus aller Welt herkommen. Im Kontrast dazu stehen die alten „Russenautos“, welche in Kombination mit den Plattenbauten und zahlreichen sozialistischen Denkmälern sowie Macht-Demonstrationsbauten an Fotos aus der ehemaligen UDSSR erinnern.
Einige der Wohnstraßen in Havannas Innenstadt versprühen einen ganz besonderen Charme. Bunte Hauswände, verzierende Steinmuster, kunstvolle Fenster- und Balkongitter, Blumentöpfe und die lebhaften Szenen tragen ihren Anteil dazu bei. Schade ist, dass der Zerfall der Gebäude der Stadt, besonders von den Wohnhäusern, so stark vorangeschritten ist. Bröckelnde Fassaden, eingestürzte Dächer, absturzgefährdete Balkone, Schuttberge auf den Straßen und auch klaffende Löcher in den Fußwegen sind keine Seltenheit. Die Baufälligkeit ist erschreckend, zumal die „Ruinen“ zum Teil noch bewohnt sind. Hinzu kommen die vielen stinkenden Müllhaufen, die das ärmliche Bild noch verstärken.
 
Interessant für uns persönlich war, dass wir uns manchmal fühlten, als wären wir schon einmal hier gewesen und oftmals fühlten wir uns an unsere eigene Kindheit erinnert. Auch wenn wir noch recht jung waren, als die Mauer 1989 fiel, spüren wir doch gewisse Parallelen zwischen dem Sozialismus heute in Kuba und damals in der DDR. Zum einen mag es an der Optik liegen: so erinnert uns der Baustil manchmal an Dresden und Berlin, seien es die Wohnhäuser, die Villen in den Randbezirken, der Plattenbau oder der Stil der Parks sowie der Außenanlagen. Die Autos und Motorräder aus Zeiten der ehemaligen Sowjetunion tragen ebenfalls dazu bei. Zum anderen sind es alltägliche Aspekte wie Schlange stehen, spärlich ausgestattete Schaufenster, der Geschmack von Essen und Improvisationen. Ich konnte es mir zum Teil selbst nicht erklären, es war als würden Erinnerungen aus dem tiefsten Unterbewusstsein wieder hochkommen.
 
Dies waren unsere ersten Eindrücke, die wir in Havanna gesammelt haben. Im nächsten Beitrag geht es weiter mit einem Besuch auf dem Land, in der Provinz Pinar del Rio.
 


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Panama

16.06. – 25.06.2015

Es ist wieder einmal so weit, es ist Zeit für ein neues Land und unseren zehnten Grenzübergang. Panama wir kommen.
An der Grenze läuft es wie immer. Wir brauchen gute zwei Stunden um unsere Papiere abstempeln und die Teneres mit Pestiziden besprühen zu lassen. Da uns die Hitze in den letzten Wochen zugesetzt hat, sind wir froh, dass wir ein kleines Hostal in Boquete gefunden haben, welches rund 1000m über dem Meeresspiegel liegt und somit für eine Abkühlung sorgt.

Hier treffen wir auch auf Tobi aus Luckenwalde. Er ist in Panama, Nicaragua und anderen Kaffee-Ländern unterwegs um seine leidenschaftliche Verbindung zu Kaffee zu intensivieren. Wenn wir uns mit ihm über Kaffee unterhalten, sprüht das Interesse für dieses Gewächs auch auf uns über. Und dies obwohl wir beide keine „großen“ Kaffeetrinker sind. In seinem Blog „Mit dem Kaffeestrauch per Du“ (http://tobisguterkaffee.blogspot.com) schreibt er über seine hier gemachten Erfahrungen.

Am nächsten Tag lernen wir zwei weitere Deutsche kennen, es sind Stella und Andi (http://travelling.healthyfish.de), die mit dem Rucksack die Welt bereisen und auf der Suche nach seltenen Tieren sind. Ebenso wie mit Tobi verstehen wir uns auf Anhieb sehr gut und können Stunden lang über unsere Reiseeindrücke reden und austauschen.
Neben einer kleinen Wanderung in eine nahegelegene Kaffee-Plantage nutzen wir die verbleibende Zeit um einige Sachen zu reparieren. Der Verschleiß an Reißverschlüssen und anderen Gegenständen macht sich langsam bemerkbar. Nichts ist für die Ewigkeit.

Viele Kilometer wollten wir eigentlich am nächsten Tag zurücklegen, aber eine rund 200km lange Baustelle mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf meistens 30km/h, ist da alles andere als hilfreich. Bei dem Tempo würde man rund 6 Stunden und 40 Minuten für die Strecke brauchen. Zum Glück hält sich so gut wie niemand an die Geschwindigkeitsbegrenzung und so kommen wir noch relativ flott voran. Bei den oftmals verschmutzten Fahrbahnen ist jedoch besondere Vorsicht geboten. Gerade dann wenn wir von einer Spur auf die andere wechseln müssen. Aber als wäre die Baustelle nicht schon genug, schaffen wir es selbst uns gute zwei Stunden unsinnig auszubremsen.
Bei einem Tankstopp betanken wir unsere Teneres selbst, was in Zentral- und Südamerika eher unüblich ist, da es hierfür meist Personal an den Tankstellen gibt. Der Tankwart hier scheint aber schwer beschäftigt und wir haben es eilig, sodass wir das Tanken, wie in Deutschland üblich, selbst in die Hand nehmen. Was sich aber als folge schwerer Fahler herausstellt.

Nachdem ich mit dem Betanken meiner Maschine fertig bin, kommt der Tankwart zu uns herüber und meint es wäre Diesel. Schade, dass ich mein Gesicht in diesem Augenblick nicht sehen konnte. Das ist ein schlechter Scherz. Auf der Zapfsäule steht eindeutig „Regular“, was hier bisher immer für Normalbenzin stand. Wir wissen immer noch nicht ob wir dem Kerl glauben sollen. Warum kommt der erst jetzt zu uns als wir quasi fertig sind und nicht schon eher, wenn er schon registriert, dass wir Diesel in das Motorrad tanken. Kopfschüttelnd stehen wir da und wollen das Ganze nicht wahr haben. Wir schauen ungläubig die Zapfsäule an und fragen uns: „Sind wir so dumm, oder ist das hier bescheiden ausgeschildert?“ Egal eine Lösung muss her! Eine Angestellte ruft einen Mechaniker an der in „ein paar Minuten“ da sein soll. Ich bin mir aber sicher, dass dieser völlig unvorbereitet hier ankommen wird, was heißt, dass er keine Pumpe zum Absaugen des Diesels dabei haben wird. Und so war es dann auch.

Wir schicken den „Mechaniker“ wieder weg und kümmern uns selbst. Zum Glück haben wir einen Schlauch und können den Diesel in einen großen Kanister abfüllen, den wir ein einem Geschäft neben der Tankstelle erstanden haben. Da wir uns aber nicht sicher sind, wie viel Diesel am Boden des Tanks übriggeblieben ist und wir nicht abschätzen können was ein Benzin-Diesel-Gemisch dem Motor oder der Einspritzung antun kann, entscheiden wir uns den kompletten Tank zu demontieren, um auch den verbleibenden Diesel zu entfernen. Das Risiko für einen Defekt ist uns einfach zu groß, zumal in einigen Tagen auch noch ein Flugzeug und später die Überfahrt nach Kolumbien mit der Stahlratte auf uns warten. Nach gut zweieinhalb Stunden können wir beruhigt weiterfahren. Auf der einen Seite sind wir froh, dass dem Bike nichts passiert ist. Auf der anderen Seite ärgern wir uns über die verlorene Zeit und den Aufwand. Aber so lange es bei solchen „Lappalien“ bleibt, sollten wir wohl eher froh sein, dass sie so glimpflich ausgehen. Wir möchten uns gar nicht vorzustellen was passiert wäre, wenn wir beide Bikes vollgetankt hätten und losgefahren wären …

Nach einer Nacht im Hostel machen wir uns nun auf den Weg nach Panama City zu Endy und seiner Familie, die etwas außerhalb der Stadt wohnen und werden dort warmherzig in Empfang genommen. Hier werden wir die nächsten Tage bleiben und die Stadt erkunden. Der eigentliche Plan war es hier zwei bis drei Tage zu bleiben um ein Gefühl für dir Stadt zu bekommen und später ein Hostel in der Nähe des Flughafen zu finden, aber schnell wird uns angeboten hier zu bleiben. Sogar die Bikes können wir während der Zeit in Kuba hier stehen lassen. Das ist für uns eine enorme Erleichterung.

Im Laufe der Zeit lernen wir auch noch einige andere Familienmitglieder, wie Endys Schwester kennen, die gleich um die Ecke wohnt. Bei einer Sightseeing-Tour mit Endy erkunden wir die Stadt, dabei darf der weltbekannte Panamakanal natürlich nicht fehlen. Wir haben Glück und können ohne lange warten zu müssen an den Miraflores-Schleusen die zentimetergenaue Durchfahrt einiger großer Frachter beobachten. Es ist wirklich sehr beeindruckend wie diese Riesen durch die enge Passage durchgeschleust werden.
Panama-Stadt ist ein international bedeutendes Banken-Zentrum. Das sieht man auch an der beeindruckenden Skyline, die man in anderen zentralamerikanischen Ländern nicht annähernd findet. 104 überwiegend internationale Banken haben ihren Sitz in Panama-Stadt oder haben dort eine Niederlassung. In kaum einem anderen Ort der Welt gibt es mehr Bankfilialen. Neben dem modernen Erscheinungsbild, gibt es auch noch einen älteren Stadtteil. Casco Viejo ist das alte Viertel der Stadt mit Kolonialbauten, verschiedenen Kirchen und dem Präsidentenpalast. Auch hier führt uns unser Gastgeber herum und hält viele interessante Informationen zu den Gebäuden und Plätzen für uns bereit.
Nachdem der Versuch meine Kamera in Guatemala reinigen zu lassen nicht klappte, bin ich froh hier endlich einen Canon-Store gefunden zu haben, der dies dann endlich, wenn auch zu einem stolzen Preis, zu meiner Zufriedenheit bewerkstelligen kann. Endlich ist die Zeit der dunklen Punkte im blauen Himmel zu Ende.

Auch die Zeit mit Endy und Marisol neigt sich vorerst dem Ende zu. Morgen geht unser Flug nach Kuba. Von Endy perfekt instruiert finden wir im Wirrwarr der vielen Busse unseren Weg zum Flughafen und starten zu einer Reise in der Reise.

 

Kuba

08.07 – 17.07.2015

Nach dem Stress am Flughafen in Kuba, werden wir in Panama-Stadt nach der Angabe der Adresse unserer Gastgeber ohne weitere Nachfragen durchgewunken und brauchen uns keine Gedanken mehr zu den absurden Vorstellungen/Vorgaben der Fluggesellschaft machen. Puhhh! Man hört ja öfters mal von solchen Storys, aber man zweifelt dann schon ein wenig über so viel Schwachsinn. Bis man eines besseren belehrt wird.

Die verbleibende Zeit in Panama nutzen wir wieder einmal für organisatorische Dinge (Datensicherung, Paket in die Heimat (auf dieses wurden übrigens 38US$ in 30 Cent-Briefmarken geklebt), …) und bereiten uns auf die Überfahrt von Panama nach Kolumbien vor.

Am Wochenende besuchen wir auch die Oma von Endy auf dem Land, weit außerhalb von Panama-Stadt. Marisol und ihre Geschwister treffen sich mit ihrer Mutter fast jedes Wochenende hier und entfliehen so dem Trubel der Stadt. Das Grundstück ist fast wie ein kleiner Bauernhof und wir ernten dort Mangos und Yuca (Maniok), die wir auch gleich zum Mittagessen verputzen.

Nach einem leckeren Frühstück bei Endys Schwester Milena geht unsere Reise weiter und wir machen uns auf den hügeligen Weg zur Atlantikküste Panamas. Denn dort wartet die Stahlratte auf uns.


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Costa Rica

10.-17. Juni 2015
 
Schon beim Grenzübergang kündigte sich an was uns in Costa Rica, der „Schweiz Zentralamerikas“ erwarten würde: viel Regen und hohe Preise. Einige Male laufe ich mit unseren Dokumenten im Regen hin und her, um zu suchen wo wir die Versicherung kaufen können und um die üblichen Kopien zu machen. Nach 3 Stunden ist alles erledigt und wir können endlich ins Land einreisen.
 
Unsere erste Anlaufstelle ist eine von zwei Schweizern geführte Finca, nicht weit hinter der Grenze. Dort können wir unser Zelt unter einem Vordach aufstellen und entkommen so dem Regen. Wir treffen hier zufällig zwei Deutsche wieder, die wir in El Salvador am Strand zum ersten Mal mit ihrem Campingfahrzeug gesehen hatten. Es sind noch zwei andere Deutsche mit eigenem Fahrzeug da und so sitzen wir an unserem ersten Abend in Costa Rica in deutscher Runde und bekommen von unseren Gastherren Schweizer Küche gereicht. Während dieser wohltuenden Stärkung erzählt uns der Schweizer, welcher vor einigen Jahren nach Costa Rica eingewandert ist, über sein Leben hier. Er berichtet vor allem von den Schattenseiten. Es sei schwer, zuverlässiges Personal zu finden und an vertrauensvolle Freundschaften mit Costa Ricanern sei nicht zu denken. Die Mentalitätsunterschiede sind einfach zu groß.
 
Am Morgen schwingt sich eine ganze Affenbande nahe unserem Zelt durch die Bäume. Die Hunde spielen verrückt und würden am liebsten die Bäume hinauf klettern. Es kam wohl schon vor, das ein Affe vom Baum fiel und von den Hunden getötet wurde.
 
Wir hatten von einer deutschen Bäckerei gehört, in der viele Motorradreisende einkehren, da der Besitzer auch begeisterter Motorradfahrer ist. Sie befindet sich am Lago Arenal, nahe des Vulkans Arenal. Auf den letzten 10 Kilometern vor der Bäckerei machen große Werbeschilder auf die German Bakery aufmerksam und lassen unsere Vorfreude auf „richtiges“ Brot weiter ansteigen. Den „Brotzeitteller“ mit Käse und Wurst lassen wir uns richtig schmecken. Im Laden gibt es sogar Ritter Sport Schokolade, doch bei $4 bleibt sie leider im Schrank stehen. Am Seeufer finden wir einen Platz für unser Zelt, seit langem schlagen wir es wieder „wild“ auf. Von weitem sehen wir schon das Unwetter herannahen und mit dem abspannen des Tarps über unseren Unterschlupf fällt auch schon der erste dicke Tropfen des stundenlang anhaltenden Regens. Am Morgen begrüßt uns ein Tausendfüßler, der in meiner Motorradhose herumkrabbelt.
 
Die Fahrt um den Lago Arenal macht auf der kurvenreichen und verkehrsarmen Straße viel Spaß. Der gleichnamige Bilderbuch-Vulkan, der bis vor einigen Jahren noch regelmäßig Lava gespuckt hat, ist derzeit leider nicht aktiv, aber dennoch schön anzusehen, wie er aus dem Dschungel hinausragt. Die Fahrt nach San Jose führt uns weiter über den „Todespass“, eine kurvige Asphaltstraße durch die Berge, die ihrem Namen auf Grund der oft harschen Wetterbedingen hat. Bei dem extrem dichten Nebel ist nur eine sehr langsame Fahrt möglich. An ein Überholen der schleichenden LKWs ist kaum zu denken, zumal auch in diesem Land viele Leute kein Licht am Auto haben oder nicht wissen wie und wann man es benutzt. Später fängt es an derart zu regnen, das wir gezwungen sind anzuhalten.
 
Nahe von San Jose hat uns eine Freundin ein Paket aus der Heimat hinterlegt. In dem Reisebüro holen wir uns also unsere neuen Hosen und Gummibärchen ab, quasi ein „Ostpaket“. Danke dafür nochmal an Leslie. Endlich in der Hauptstadt angekommen, suchen wir den Buchladen, indem der Sohn unserer Servas-Gastgeberin Carmen wohnt. Diese wollten wir besuchen, um unsere Mitgliedschaft für die internationale Austauschorganisation zu verlängern. Nur mit einem gültigen Stempel auf dem Papier können wir potenzielle Gastgeber kontaktieren. Er ruft seine Mutter an, damit sie uns abholt. Carmen kommt zu Fuß, scheinbar hatte sie überlesen dass wir mit den Motorrädern kommen. Es regnet schon wieder und es wird dunkel, eine Entscheidung muss her, ob wir bei ihr unterkommen können oder nicht. Wir hoffen, dass sie uns trotzdem akzeptiert, denn wir sind von der Tagesfahrt ziemlich platt und wie die Unterkunftspreise hier in der Stadt sind, wollen wir uns gar nicht ausmalen. Mutter und Sohn diskutieren, ob die Bikes in den Vorgarten passen, auf der Straße könnten wir sie aus Sicherheitsgründen unmöglich stehen lassen. Der Sohn ist überzeugt, dass wir die Bikes ins Haus schieben könnten. Carmen nimmt also ein Taxi und wir fahren hinterher. In der Straße, in der sie wohnt, sind alle Häuser und deren Vorgärten mit Gittern abgesichert. Wir sehen auf den ersten Blick, dass wir die Bikes niemals durch die Tür ihres Hauses bekommen würden und selbst wenn es gehen würde, wäre die Wohnstube nicht mehr nutzbar und wir würden sie komplett mit den nassen Bikes einsauen. Carmen organisiert uns in der Garage vom Nachbar eine Unterstellmöglichkeit für die Bikes. Für diese Nachbarschaftshilfe berechnet er allerdings 11 Dollar für zwei Nächte.
 
Carmen ist eine hartgesottene und fidele 81-Jährige die genau weiß was sie will. Bei manchen ihrer Kommentare können wir kaum sagen ob es Ernst oder Spaß ist. Im Grunde ist sie eine herzensgute Frau mit genauen Vorstellungen wie die Dinge zu sein haben. Den nächsten Tag machen wir mit ihr einen Stadtrundgang in der Innenstadt von San Jose. Nachdem wir eine ganze Zeit umhergelaufen sind, gönnen wir uns alle einen Hot Dog und machen uns auf den Rückweg. Als es anfängt zu regnen, flitzt Carmen plötzlich los in Richtung Bus, so wie wir es noch nicht von einer über 80-jährigen gesehen haben. Als wir durch ihr Viertel laufen, schlägt sie spontan, ohne ein Wort zu sagen, eine auf der Mauer liegende Cola Dose mit ihrem Regenschirm auf die Straße. Ich schaue rüber zu Stephan und sehe dass er genauso in sich reinschmunzeln muss wie ich. Streng gläubig schaut sie die Sonntagsmesse im Fernseher, hängt dem Priester an den Lippen und spricht an einigen Stellen mit. Nach zwei Nächten verabschieden wir uns wieder. Da wir nicht viel länger in Costa Rica bleiben wollen, haben wir uns für ein Ziel entschieden: den Mauro Antonio National Park. Der Corcovado Nationalpark wäre eigentlich unser Favorit gewesen, doch mussten wir erfahren, dass man diesen mittlerweile nur im Rahmen teurer Touren besichtigen kann.
 
Bezüglich des Manuel Antonio Parks war uns eigentlich vorher schon klar, dass wir in einer Touristenhochburg landen würden. Wir hatten jedoch auf eine üppige Tierwelt gehofft, eine Erwartungshaltung die sich auch bei einem Tageseintritt von $16 pro Person aufbaut. Die Ausbeute hielt sich allerdings in Grenzen. Wir sehen ein paar kleine Äffchen, Echsen und Waschbären welche die Mülltonnen am Strand plündern. Faultiere und größere Echsen entziehen sich leider unseren Blicken. Damit sich der Parkbesuch wirklich lohnt, hätten wir uns einen Guide nehmen müssen. Die wissen genau, wann sich wo welche Tiere an ihren Stammplätzen aufhalten und haben ihre Fernrohre dabei. Leider kostet solch ein Guide $20 pro Person. Im Grunde hätten wir einen Guide nehmen müssen oder es ganz lassen sollen. So waren wir entsprechend unseren anfangs hohen Erwartungen etwas enttäuscht. Dennoch ist der traumhaft an der Küste liegende Park einen Besuch wert, vor allem wenn man gerne in paradiesischer Umgebung baden geht.
 
Wir sagen schon wieder „Good Bye“ zu Costa Rica. Wir haben das Land nicht wirklich kennengelernt. Es enthält viele Naturschätze, die aber mittlerweile entweder touristisch voll erschlossen und dementsprechend teuer und überlaufen sind, oder sie sind so unzugänglich, das wir nicht hinkommen.
 
Costa Rica ist das erste Land Zentralamerikas, welches es geschafft hat, seine Naturschätze zu verkaufen und international zu vermarkten. Zusätzlich von US-Amerikanern unterwandert, ist nicht mehr viel Ursprüngliches vom Land erhalten geblieben. Es ist das perfekte Reiseland für Urlauber mit viel Geld, welche All-Inklusive Angebote mögen, um entspannt Natur zu erleben ohne ihr ausgesetzt sein zu müssen. Es gibt etliche „Adventure“ Tour Angebote, doch wie wir wissen, sind Abenteuer die man kaufen, meistens keine. Auf der anderen Seite haben wir einen Termin: unseren Flug nach Kuba von Panama City aus. So kommt es, dass wir das Land, welches wir vor Antritt der Reise als eines der Hauptziele Zentralamerikas gesehen haben, nach nur einer Woche wieder verlassen. Das Land hat sicherlich viel zu bieten, nur haben wir hier für uns nicht gefunden, was wir gesucht haben.
 


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Nicaragua II

Dein Freund und Helfer

So schön die Zeit mit Joey und Daniel auch ist, hier trennen sich unsere Wege vorerst wieder. Wir brechen auf nach San Carlos, was gute 350km im Süden liegt. Die Straße ist gut und wir können schnell viele Kilometer hinter uns bringen. Aber dann passiert es uns leider. An einer gut einsehbaren Stelle der Straße werden alle Fahrzeuge durch einen Topes verlangsamt. Leider so langsam, dass wir dazu verleitet werden uns an diesen vorbei zu schleichen und dabei ignorieren wir die doppelt durchgezogene Linie. Quasi beim Überqueren der Linie sehe ich sie schon – die Ordnungshüter. Und sofort wird mir klar, dass wir nun etwas Geld loswerden, denn wie die Aasgeier haben sie nur darauf gewartet ungeduldige Verkehrsteilnehmer ausnehmen zu können. Hätten wir beherzt am Gas gezogen, wären wir vielleicht um alles herumgekommen, aber leider wissen wir nicht wie gut die Polizei hier funktioniert und gehen lieber kein Risiko ein. Ein etwas korpulenterer Polizist „springt“ aus dem Wagen und winkt uns mit großen Dollarzeichen in den Augen zu sich. Das Lächeln der Kollegin ist wie wir schnell merken nicht auf ihre Freundlichkeit zurückzuführen. Womöglich malt sie sich schon aus, in welches Restaurant sie am Wochenende essen geht.
Wir versuchen uns erst mal auf dumm zu stellen und mit so wenig wie möglich Spanisch zu hantieren. Aber die Polizisten sind hartnäckig. Sie wollen den Ausweis und unseren Führerschein. Von mir bekommen sie eine laminierte Kopie des Führerscheins. Diese akzeptiert er aber nicht und will den Echten sehen. Dann gebe ich ihm eben den Internationalen Führerschein, diesen akzeptiert er und macht mir klar, dass er ihn einbehält. Ähnlich verhält es sich bei Ulli, auch ihr Führerschein wird von der Beamtin einbehalten. Leider ist es in ihrem Fall keine Kopie. Nun müssen wir leider etwas anders argumentieren. Die Strafe für das Überfahren der Line soll 500 Cordoba (fast 17 Euro) kosten und da es laut den Beamten an einer besonders gefährlichen Stelle gewesen ist, kommen noch mal 500 Cordoba hinzu. Macht also 2000 (fast 70 Euro) Cordoba für uns zusammen. Das ist aber noch nicht alles. Wir können das Bußgeld nicht einmal Vorort bezahlen und sollen dies im Polizeirevier in Tipitapa erledigen. Nun heißt es Verhandlungsgeschick zeigen. Ulli fragt, ob es nicht eine andere Möglichkeit gäbe, das Bußgeld hier zu bezahlen. „Leider nein“: meint die Polizistin, da sie zufälligerweise derzeit keine Zettel zum Ausstellen der Quittung hier hat. Daraufhin meint Ulli, dass wir keine Quittung brauchen und die Dollarzeichen in den Augen der Polizisten blitzen erneut auf. Sie lassen sich auf den Deal ein und Ulli gibt der Frau 1000 Cordoba. Scheinbar dachte ihr Kollege, dass da auch die 1000 Cordoba von mir mit dabei sind und gibt auch mir den Führerschien zurück. Schnell packen wir alles zusammen und sehen zu, dass wir Land gewinnen bevor es ihnen auffällt und sie den Rest haben wollen. Ist das Glück im Unglück? Ich weiß es nicht. Mir ist klar, dass wir letzten Endes den Fehler begangen haben und für die meisten 68 Euro nicht die Welt sind. Aber auf einer Reise wie dieser macht sich dieser Betrag bemerkbar. Außerdem wollen wir diese korrupten Machenschaften nicht unterstützen und hinzukommt, dass 68 Euro hier einen ganz anderen Stellenwert haben als zu Hause in Deutschland. Ganz zu schweigen davon, dass man die Ressourcen für die Sicherheit im Straßenverkehr an anderer Stelle deutlich sinnvoller einsetzen sollte. In Nicaragua fahren fast alle Motorradfahrer ohne Helm, Babys werden auf dem Motorrad transportiert , Leute sitzen während der Fahrt auf dem Autodach und uns halten sie wegen dem Überfahren einer Linie an?

Mit einem blauen Auge davon gekommen, geht es nun weiter nach San Carlos am Ufer des Nicaraguasees, dort, wo der 200km lange Rio San Juan beginnt, den wir bereisen wollen. Dort angekommen beginnt es zu regnen. Zum Glück nicht zu viel, sodass wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft machen können. Die Preise sind happig und nur selten gibt es die Möglichkeit unsere Bikes für die Zeit während der Bootsfahrt dort stehen zu lassen. Am Ende werden wir aber fündig. Ein kleines Hostel hat Platz für uns und die Bikes und dies zu einem überraschend geringen Preis (10 Euro). Als wir fragen, was es uns kosten wird, die Bikes hier stehen zu lassen, sagt man uns, dass es umsonst ist, aber wir gern freiwillig etwas geben können. Das hört sich klasse an. Wir nehmen das Gepäck ab und rangieren die Teneres die hohe Bordsteinkante hoch durch den engen Eingang und stellen sie in den Innenhof, der an einen Dschungel erinnert. Unser Zimmer für diese Nacht ist dem Preis entsprechend sehr einfach gehalten. Wir hören durch die dünnen Holzwände den Straßenlärm und die Geräusche der anderen Gäste als ob sie selbst im Raum wären. Aber dafür haben wir ja unseren Gehörschutz. Jetzt müssen wir nur aufpassen, dass wir den Wecker am Morgen nicht überhören. Das ist aber kein Problem, da wir eh kaum schlafen können. Vor Aufregung oder Vorfreude?

Bootsfahrt auf dem Rio San Juan

Um 5.45 Uhr stehen wir am Hafenterminal und können einen tollen Sonnenaufgang über dem Fluss miterleben. Das Gebäude ist trotz der frühen Zeit schon voll von Leuten. Sie alle wollen auch mit dem Boot nach San Juan del Norte an der Atlantikküste, denn eine Straße dorthin gibt es nicht. Zwei Boote stehen für diese Fahrt zur Verfügung, ein Schnelles und ein Langsames. Wir haben uns zum einen aus Kostengründen und zum anderen aus Sightseeing-Gründen für die langsame Variante entschieden. Wir hoffen auf der Tour auch etwas von der Flora und Fauna zu Gesicht zu bekommen. Neben uns liegt auch das schnellere Boot. Es schafft die gleiche Strecke in der halben Zeit, also in rund fünfeinhalb Stunden, während wir gute 11 Stunden brauchen werden. Statt der Plastikstühle sitzen die Passagiere in Schalensitzen wie sie im Rennsport verwendet werden. Das sieht schon etwas gemütlicher aus. Aber so unbequem sind unsere Sitze auch nicht und nach einer Dauer von 11 Stunden wird wohl jeder Sitz unbequem. Dann geht es endlich los. Das Boot ist fast voll und wir setzen uns in Bewegung. Links und rechts kommt der Dschungel am Anfang der Fahrt noch etwas näher. Später bleibt die Breite des Flusses lange Zeit gleich. Einige Tiere, wie Krokodile, Schildkröten, Affen und Vögel können wir während der Fahrt sehen. Da hat es sich schon ausgezahlt, dass wir nur halb so schnell unterwegs sind. Immer wieder Steigen neue Passagiere hinzu, sodass irgendwann auch Leute im Gang stehen müssen, da sie keinen Sitzplatz mehr haben. Auf das Dach werden Gepäck und Reissäcke geladen. Das Boot ist völlig überladen und hängt schon deutlich tiefer im Wasser. Hoffen wir, dass es hält. Nach einigen Stunden passieren wir El Castillo, eine alte Festungsanlage die zum Schutz vor Piraten gebaut wurde. Hier müssen wir vorerst aussteigen, da durch einige Stromschnellen die Weiterfahrt erschwert wird. Mit weniger Gewicht und somit auch weniger Tiefgang wird das Boot nun über die Passage manövriert. Dann heißt es wieder einsteigen und plötzlich drängeln sich die Passagiere ins Boot zurück um nun einen der begehrten Sitzplätze abzubekommen. Auch auf einem der unseren Plätzen hat eine andere Person platzgefunden, aber zum Glück stand noch eine Tasche von uns auf einem der Plätze, sodass wir die Situation schnell klären konnten.

Ab und zu werden wir während der Fahrt von Militärs kontrolliert, schließlich ist der Rio San Juan der Grenzfluss zwischen Nicaragua und Costa Rica. Ulli macht ein Foto bei einer dieser Kontrollen, was augenblicklich den Unmut eines Soldaten weckt. Dieser fordert Ulli nun auf das Fotos zu löschen. Ansonsten ist die Fahrt relativ entspannt, sodass man auch mal etwas schlafen kann. Die Dschungel-Landschaft ist auf der Seite Nicaraguas deutlich mehr ausgeprägt und viel natürlicher. Hier reicht der nahezu blickdichte Dschungel bis an das Ufer. Auf der Seite Costa Ricas wurde bereits viel Wald abgeholzt und hat Platz für die Zucht von Rindern gemacht. Vereinzelt steigen wieder Leute ins Boot, die am lehmigen Ufer auf ihre Mitfahrgelegenheit warten. Um 17.30 Uhr kommen wir dann endlich an und können unsere Beine strecken. Ein letzter Check durch das Militär und wir können uns auf die Suche nach einem Hostel machen.
Wir kehren im „El Tucan“ ein und machen uns bevor die Sonne komplett untergeht auf die erste Erkundungstour. Eine etwas breitere Straße bildet scheinbar das Zentrum des Städtchens. Es ist aber keine Straße für Autos, denn die gibt es hier nicht. Man hat den Anschein, dass sich hier das gesamte Leben auf der Straße abspielt. Jung und Alt sind draußen unterwegs und dies obwohl die auffälligen nahezu an jedem Haus befindlichen roten Satellitenschüsseln darauf hindeuten, dass man hier auch Fernsehempfang hat. Die Sonne ist nun bereits untergegangen und wir machen uns auf den Weg zum Hostel. Der kurze Eindruck ist überaus positiv und wir freuen uns schon auf weitere Erkundungen.

Auf schmalen hochgelegten Betonwegen erkunden wir den Rest des überschaubaren Städtchens. Die höhergelegten Wege lassen darauf schließen, dass hier das Wasser gelegentlich etwas höher steht, was wiederum die vielen Moskitos erklärt. Eigentlich wollten wir auch eine Tour mit einem Boot hier in der näheren Umgebung machen, aber die Touren sollen 25 Dollar pro Person kosten. Das ist uns einfach zu viel und so machen wir uns wieder zu Fuß auf den Weg. Es ist schon manchmal erstaunlich wie zwiespältig sich die Wohnsituation hier darstellt. So stehen wir zum Beispiel vor kleinen und windigen Holzhütten in deren Inneren sich aber mittelgroße Flatscreens befinden.

Am Folgetag stehen wir 5 Uhr morgens am Steg und warten auf unser Boot welches uns zurück nach San Carlos bringen soll. Auf der Rückfahrt geht es etwas entspannter zu, sodass noch einige Plätze frei bleiben. Diese füllen sich aber mehr und mehr mit jedem Kilometer den wir zurücklegen. Nach 12 Stunden Bootsfahrt sind wir wieder in der „Zivilisation“. Die Fahrt auf dem Rio San Juan hat uns in eine andere Welt geführt. Die traumhafte Flora auf nicaraguanischer Seite und die Tierwelt am und im Fluss, werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Ebensowenig vergessen werden wir die Einheimischen, die hier am Fluss in fast völliger Abgeschiedenheit, bis zu 200km von der nächsten Straße entfernt, ein komplett anderes Leben führen, als das was wir kennen.

Pechvogel

Nicaragua scheint nicht unser beliebtestes Reiseland zu werden. Leider habe ich nach dem Rangieren der Bikes aus dem engen Innenhof meine neuen Sandalen nur auf die Gepäckboxen gelegt und nicht festgemacht. Dies fällt mir zwar nur wenige hundert Meter nach unserem Start auf, aber das ist schon zu spät. Wir fahren das kurze Stück noch mal zurück, aber von den Sandalen fehlt jede Spur. Da können wir jetzt auch nichts mehr machen und fahren wieder rund 300km in den Norden nach Tipitapa. Dort angekommen wollen wir erst mal unsere Vorräte aufstocken und gehen einkaufen. Ich bliebe bei den Bikes und Ulli geht in den Markt. Während ich warte spreche ich noch mit einem Jungen, der sich für die Bikes interessiert und wenig später mit den beiden Männern vom Wachpersonal. Während ich mit diesen spreche, höre ich nur noch wie die Jacke zu Boden fällt und drehe mich um. Der Junge, welcher eben noch neben mir stand, ist weg und meine Jacke liegt unten. Schnell schwant mir böses. Ich checke die Innentaschen der Jacke und meine Befürchtung wird wahr. Das Portemonnaie ist weg. Ich renne auf die Straße und erwische den Jungen noch, der natürlich ganz unschuldig tut und seine Beute längst an seinen Freund auf dem Fahrrad weitergegeben hat. Was nun? Was ist, wenn ich den Kerl gegen seinen Willen festhalte bis die Polizei kommt? Ohne das Diebesgut habe ich schlechte Karten irgendwas zu beweisen. Dann rufen mich auch schon die Wachmänner zu sich und fragen was passiert sei. Ich glaub ich spinne! Sollen die beiden von alledem nichts mitbekommen haben? Nachdem ich langsam etwas runterkomme und mir die gesamte Situation durch den Kopf gehen lasse, wird mir klar, dass die beidem vom Wachpersonal vermutlich mit dem Dieb unter einer Decke stecken. Sie verwickelten mich in das Gespräch und hätten von der Position direkt vor mir sehen müssen, was hinter mir passiert. Vermutlich taten sie das auch…

Wir rufen die Polizei, aber das war eigentlich nur Zeitverschwendung. Ulli lässt währenddessen die Kreditkarte sperren, die üblicherweise nicht in diesem Portemonnaie ist. Ich hatte sie lediglich für die Fahrt nach San Juan del Norte mit eingepackt. Denn normalerweise ist das ein Fake-Geldbeutel mit alten Karten und nur einer kleinen Menge an Geld, eben für solche Fälle. Zum Glück waren keine Ausweise und Papier dabei.
Wir fahren gemeinsam zur nächstgelegenen Polizeistation, wo wir wohl auch unseren Führerschein abholen hätten sollen und stellen die Bikes vor dem Gebäude ab. Nach einigen Minuten im Gespräch mit diversen Polizisten, sag man uns, dass wir besser die Bikes nach hinten bringen, vorn sei es nicht sicher. Wo sind wir hier? Wir parken die Teneres im Hinterhof uns sehen dabei eine große Gewitterfront auf uns zukommen. Kurz überlegen wir, ob wir nicht einfach losfahren. Aber wir bleiben da. Nachdem alles aufgenommen ist, wird uns schon ein erster Verdächtiger präsentiert. Ich kann leider nicht einmal sagen ob er so aussieht, wie das Kind was mich beklaut hat. Für mich sehen die Gesichter hierzulande zu ähnlich aus. Jetzt können wir die Weiterfahrt endlich im Regen antreten. Und es schüttet wie schon lange nicht mehr. Wir können kaum noch was sehen und stoppen deshalb wieder bei dem Markt um unseren Einkauf fortzusetzen und im Trockenen die Weiterfahrt abzuwarten. Nachdem es endlich etwas aufklart machen wir uns wieder auf dem Weg. Unser für heute geplantes Ziel verwerfen wir, da es ohnehin mit den nassen Klamotten keinen Spaß gemacht hätte zu zelten. Wir fahren also zur „Laguna de Apoyo“ und übernachten dort in einem Dorm (Mehrpersonenschlaafsaal), da alle Unterkünfte relativ teuer sind. Zum Glück haben wir den Raum für uns alleine und können unsere Sachen zum Trocknen ausbreiten.
Alles in Allem bin ich wohl auch dieses Mal mit einem blauen Auge davon gekommen. Schließlich sind „nur“ etwas Geld und die nun gesperrte Visa-Karte weggekommen.

Granada

Am nächsten Tag geht es trotz des netten Hotels und der vielen Freizeitaktivitäten die hier angeboten werden weiter zum Masaya Vulkan Nationalpark. Dort wollen wir eine Nachttour zum Vulkan unternehmen und in der Nähe des Kraters zelten. Da die Tour leider schon ausgebucht ist, entscheiden wir uns weiter nach Granada zu fahren, da dies nur 25km entfernt ist. Außerdem sind Joey und Daniel auch schon dort. Zuvor buchen wir die Tour aber schon mal für die kommende Woche, da wir uns den aktiven Vulkan nicht entgehen lassen wollen.

Dann machen wir uns auf in Hostel „Hamaca“, was so viel wie Hängematte bedeutet. Dieser Name ist zutreffend, da der Innenhof des Hostels mit Hängematten ausgestattet ist. Unsere Bikes finden hier auch noch genügend Platz und so haben wir sie immer gut im Auge. Im Hostel treffen wir auch auf Joey und Daniel. Gemeinsam mit ihren deutschen Freunden, Mona und Jan, die mit einem Toyota Landcruiser die Welt erkunden, gehen wir in ein Deutsches Restaurant essen. Lecker Fleischkäse und Schnitzel gibt es für uns, fast so gut wie zu Hause. Da merken wir erst mal wieder wie sehr wie die heimische Küche vermissen. Aus diesem Grund gehen wir ein paar Tage später noch einmal dorthin zum Essen.

Am Sonntag ist es dann endlich so weit, wir fahren wieder zum Vulkan Masaya für die geplante Nachttour. Bereits die Fahrt zum Krater ist beeindruckend. Auf einem weitläufigen Gebiet sehen wir die Reste längst vergangener Eruptionen. Wir fahren wenige 100m weiter zu einem Parkplatz an dem wir den Rest der Gruppe treffen. Sie sind so freundlich und nehmen uns mit ihrem Bus mit, sodass wir nicht mit unseren Motorrädern fahren müssen und die auf dem Parkplatz stehen lassen können. Eine große Rauchwolke befindet sich direkt neben dem Parkplatz. Es ist schon der Vulkan und am Grund der Wolke sehen wir es rot glühen. Gelegentlich fliegen ein paar grüne Papageien durch die Rauchwolke. Diese scheinen hier in den Wänden des Kraters zu leben. Unser Guide erzählt uns, dass hier früher in der präkolumbischen Zeit häufig kleine Kinder und Jungfrauen geopfert wurden um die verärgerten Götter zu beschwichtigen, da die Eruptionen als Zeichen der Verärgerung gesehen wurden.

Dann geht es auch schon weiter zu einer Höhle mit vielen Fledermäusen die förmlich aus der Höhle schießen als wir zum Eingang kommen. Über dem Eingang liegt eine kleine Schlange die hier auf ihre Beute wartet und bei diesem reichhaltigen Angebot nicht lange hungrig bleibt. Zurück in Granada gönnen wir uns noch einmal die leckere deutsche Küche, so schnell werden wir nicht mehr in den Genuss von Curry Wurst und Co kommen.

Nach den Tagen in Granada wollten wir eigentlich Karin (einen Servas-Kontakt) auf der Insel Ometepe besuchen, da diese aber krank ist, lassen wir die Fahrt auf die Insel aus und verlassen Nicaragua.


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Nicaragua

21.05. – 10.06.

Da wir uns dafür entschieden haben Honduras zu überspringen, müssen wir heute zwei Grenzen bewältigen, um unser nächstes Reiseland zu erreichen.
Dafür, dass wir Honduras eigentlich nur passieren und in rund 200km in Nicaragua sein wollen, kosten uns die Formalitäten gute zweieinhalb Stunden und umgerechnet circa 55 Euro. Der ursprüngliche Plan sah eigentlich einen etwas längeren Aufenthalt als nur ein paar Stunden vor, aber zwei Termine in Panama sorgen dafür, dass wir uns etwas ranhalten müssen. Deshalb beschränkt sich unsere Zeit in Honduras auf lediglich zwei Stunden. Diese haben es aber in sich. Die Straßen scheinen auf den ersten Blick relativ gut zu sein, aber leider tauchen immer wieder große und tiefe Schlaglöcher auf, welche auch den Gegenverkehr zu abenteuerlichen Ausweichmanövern bewegen. Dieser fährt dann unvermittelt auf die Gegenspur, also unsere Seite der Fahrbahn, und verschafft sich den nötigen Platz. Bei diesen Aktionen wird auf Motorradfahrer keine Rücksicht genommen. Dass wir dabei unweigerlich auch in Schlaglöcher gedrängt werden interessiert dabei keinen. Da dies oftmals sehr spontan geschieht, können wir uns nicht immer aussuchen mit welcher Geschwindigkeit wir die Schlaglöcher passieren, was leider auch zu einer Delle in Ullis Vorderrad führt. Zu gern würden wir uns bei den Autofahrern für diese hirnrissigen und gefährlichen Aktionen revanchieren …

Nach vielen weiteren Schlaglöchern erreichen wir die Grenze zu Nicaragua. Obwohl wir die einzigen am Schalter sind und nicht warten müssen, dauert das ganze Prozedere wieder zweieinhalb Stunden. Dies ist auch einer etwas amüsanten Unterbrechung geschuldet, denn im Laufe der Prozedur höre ich plötzlich das Geräusch einer Kettensäge auf uns zukommen. Diese entpuppte sich aber als Gerätschaft zum Versprühen von Insektiziden und sieht ähnlich wie bei den „Geisterjägern“ aus. Ein Mann betritt das Gebäude und macht allen, indem er unter anderem den Motor der Gerätschaft aufheulen lässt, unmissverständlich klar, dass sie hier raus sollen. Das funktioniert auch sehr gut. Dann geht er durch die einzelnen Räume und nebelt diese mit dem Insektizid ein. Bis dann die Arbeit wieder aufgenommen wird vergeht noch viel Zeit. Was dazu der Arbeitsschutz in Deutschland sagen würde? Danach kann es endlich losgehen und das nächste Reiseland wartet darauf erkundet zu werden.
Auf Nicaragua habe ich mich schon eine Weile gefreut, da ich noch zahlreiche Bilder im Kopf habe, die mir eine Freundin schon vor einigen Jahren gezeigt hatte. Damals habe ich nicht im Traum daran gedacht auch mal hier zu sein.

Rancho Esperanza

Unser erstes Ziel führt uns an die Westküste im Norden Nicaraguas zur Rancho Esperanza. Durch die zwei Grenzübergänge und die über 300km die wir zurückgelegt haben, kommen wir erst am Abend an und erleben auf unseren Bikes einen traumhaften Sonnenuntergang entlang der Küste. Es ist wie im Film. Unser Zeltplatz ist eine kleine Community in der Nähe des Strandes mit kleinen Bambushütten und vielen Hängematten. Hier kann man je nach Laune sehr gut entspannen oder jede Menge unternehmen. Wir entscheiden uns für die zweite Option.
Am ersten Tag erkunden wir den Strand und wandern nördlich bis zur Flussmündung an dem das Reservat Estero Padre Ramos beginnt. Auf der Wanderung sehen wir Überreste von Häusern die durch einen Tsunami im Jahre 1992 zerstört wurden. Die zum Teil umgekippten oder in Schräglage befindlichen Häuser sehen etwas gruselig aus und zeigen, welche Kraft Wasser haben kann.

Am Nachmittag wollen wir unsere „Überlebenschancen“ in der Natur etwas erhöhen und lernen von Roberto und Felix, zwei Fischern aus dem Dorf, wie man Krabben fängt. Dafür führen uns die Beiden in den nahegelegenen Mangrovenwald und graben Löcher in den sumpfigen Boden, an den Stellen wo man den Eingang zu der Krabbenbehausung sieht. Dann sind wir an der Reihe und sollen mit unseren Händen in der braunen Pampe nach den Krabben suchen und sie aus ihrem Versteck ziehen. Schon alleine die Vorstellung daran die Hand in ein Erdloch zustecken in dem eine Krabbe sitzt, ist nicht besonders angenehm. Es dann auch noch zu tun, kostet eine ganze Menge Überwindung. Vorsichtig schiebe ich meine Hand durch den Schlamm immer tiefer in Richtung Krabbe. Bis weit über den Ellenbogen stecke ich nun schon in dem Sud und kann nun endlich den Panzer des Krustentieres spüren. Mit einem beherzten Griff umschließe ich sie, sodass die gar nicht erst ihre Zangen benutzen kann. Wenige Sekunden später landet die erste Krabbe in unserem Eimer. Das ist mal eine etwas andere Erfahrung. Dann ist Ulli dran und muss sich ebenfalls erst mal überwinden in den Bau der Krabbe hineinzugreifen. Aber auch sie meistert diese Aufgabe und befördert das Tierchen in den Eimer. Die gefangenen Krabben nehmen die beiden Fischer mit nach Hause und machen sich daraus eine Suppe und wir haben eine neue Lektion aus dem Handbuch „Überleben in der Natur“ gelernt. Dennoch hoffen wir, dass wir auf diese nicht zurückgreifen müssen. Abends bietet eine lange Gewitterfront ein ansehnliches Spektakel und lädt zum Fotografieren der Blitze ein.

Am nächsten Tag stehen wir um 5 Uhr auf und anstatt unter die Erde geht es dieses Mal bergauf. Wir brechen so zeitig auf, damit wir bei unserer Wanderung auf den Vulkan Cosigüina nicht in der Mittagshitze laufen müssen. Dieser ist zwar mit 872m nicht sonderlich hoch, die Wanderung hat es aber bei den hier herrschenden Temperaturen in sich. Außerdem starten wir in Potosi, wo wir unseren Guide treffen, quasi auf Meeresniveau. Normalerweise würden wir es bevorzugen ohne einen Guide zu wandern, zumal dieser auch noch stolze 25 Dollar kostet. Doch ohne einen Guide ist es als Fremder kaum möglich den richtigen Weg zu finden. Drei Stunden dauert der beschwerliche Aufstieg. Wir merken, dass wir schon lange nicht mehr wandern waren, aber viel schlimmer ist die unerbittliche Hitze. Selbst im Schatten gibt es kaum Abkühlung. 2,5 Liter Wasser haben wir pro Person mit. Das ist für unsere Wanderungen nicht gerade typisch, da wir meist mit etwas mehr als einem Liter pro Person auskommen. Aber dank der Empfehlung der Hostel-Mitarbeiter sind wir gut vorbereitet. Sogar ein paar Sandwiches und Bananen lagen für uns am frühen Morgen bereit, die wir nach mühsamen 3 Stunden genüsslich am Kraterrand verzehren. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick über die Gipfelkaldera, welche einen Durchmesser von über 2km hat und rund 500m tief ist. Im Jahre 1835 gab es hier den stärksten Vulkanausbruch in der Geschichte Nicaraguas. Im Umkreis von 150km verdunkelte die Asche das Tageslicht und Teile der Asche wurden sogar im 1.400km entfernten Mexiko gefunden. Von hieraus können wir sogar Honduras und El Salvador sehen. Nach der längeren Pause machen wir uns wieder auf den Weg. Dieses Mal brauchen wir zwar nur 2 Stunden, aber anstrengend ist es trotzdem.
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Leon

Am Montag bauen wir unser Zelt wieder ab und fahren nach Leon. Leider merke ich erst unterwegs, dass ich meine Sandalen vergessen habe. Kurz vorm Ziel umdrehen oder weiterfahren – das ist hier die Frage. Wir entscheiden uns weiterzufahren und suchen uns ein Hostel in der Stadt. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es zum Shopping. Sonnenbrillen, T-Shirts und natürlich Sandalen nicht vergessen.

Beim Stadtbummel am Dienstag verschlägt es uns zum Revolutionsmuseum, denken wir zumindest. Aber es ist das Museum für Legenden und Traditionen Nicaraguas. Dies ist ein „folgeschwerer“ Irrtum. Statt Informationen zur Geschichte Nicaraguas bekommen wir in diesem ehemaligen Gefängnis quasi Gruselgeschichten erzählt und ebenso gruslige Pappmaschee-Figuren präsentiert. Dieser Museumsbesuch war mehr amüsant als informativ.

Vorbei am aktiven Vulkan Tecali fahren wir in die Stadt Matagalpa. Hier treffen wir uns am folgenden Tag mit Joey und Daniel, die noch einen Abstecher über Honduras gemacht haben. Beim gemeinsamen Spaziergang durch die Stadt fällt unser Blick schnell auf einen Hot Dog Stand bei dem es lecker aussehende Hot Dogs gibt. Bei diesem fallen wir in den kommenden Tagen noch ein bis zweimal ein. Die meiste Zeit hier nutzen wir für das Sortieren unserer Fotos, das Schreiben der Blogtexte und für die Vorbereitung der kommenden Abschnitte. Denn in einigen Tagen wollen wir unser Bikes stehen lassen und uns mit einem Boot auf Erkundungstour begeben. Bevor es aber soweit ist, drehen wir mit Daniel und Joey noch eine Runde und besuchen im Norden das kleine Städtchen Jinotega. Auf dem Rückweg machen wir im Schwarzwald halt. Na ja nicht ganz. Wir kehren in ein Hotel mit Restaurant ein, welches „Selva negra“ also Schwarzwald (schwarzer Wald) heißt. Hier soll es Deutsche Köstlichkeiten geben, die wir uns gern mal genauer ansehen wollen. Wir nehmen also Platz an Ufer eines kleinen Teiches, der ebenso in einer Parkanlage in Deutschland sein könnte. Die saftigen Preise jedoch relativieren den guten Geschmack. Neben diesen Köstlichkeiten ist dieser Ort auch für den Anbau von Kaffee bekannt. Nach dem Genuss der Törtchen und dem Plausch mit anderen Bikern, die gerade eine ähnliche Tour wie wir, nur von Süden nach Norden bestreiten, geht es auch schon wieder zurück.


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